Christiane Sahli und Ulrike Spiegelhalter

Am Sonntag war die Geburtsstube von Hans Thoma wieder geöffnet. Zahlreiche Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, die liebevoll hergerichtete Stube mit ihrem Dokumenten über Leben und Werk von Hans Thoma und die Familiengeschichte kennenzulernen. Die Eigentümerin des Hauses und Thoma-Nachfahrin Hedwig Kaiser und Thoma-Experte Gottfried Pütz warteten mit interessanten Informationen auf.

Fotos und Zeichnungen

Anlässlich des 70. Hans-Thoma-Tages im August vorigen Jahres war die historische Stube im Hans-Thoma-Geburtshaus in Bernau-Oberlehen saniert und neu eingerichtet worden. Viele Dokumente über Hans Thoma, seine Familie und sein Werk wurden in der Geburtsstube zusammengetragen. Da sind Fotos, Drucke von Zeichnungen und Gemälden ebenso zu sehen wie der Originalbrief, in dem Hans Thoma bestätigt, in diesem Haus geboren zu sein.

Und Pütz hatte weitere Dokumente mitgebracht, denn der Mitinitiator der neugestalteten Geburtstube und wohl renommierteste Kenner von Hans Thoma hatte eine vollständige Dokumentation zum Nachweis des wahren Geburtshauses erstellt. Nun überreichte er sie der Gemeinde und Hedwig Kaiser. Ein Grund hierfür waren die schon lange im Dorf geführten Diskussionen über das wahre Geburtshaus von Hans Thoma. Das Geburtshaus, Haus Nr. 50 in Bernau-Oberlehen, heute Hans-Thoma-Weg 6, wurde um 1750 erbaut.

Expertes gräbt einiges aus

Pütz fand heraus, dass schon die Großeltern von Hans Thoma auf diesem Hof (Joglishaus) lebten. Der Vater von Hans Thoma, Franz Joseph Thoma, wurde am 2. Januar 1792 auf diesem Hof geboren. Seine Mutter Rosa, geborene Maier, wohnte in der direkt angebauten rechten Hofhälfte, wo sie am 24. Februar 1794 geboren wurde. Am 1. Oktober 1838 heirateten die Nachbarskinder, als offizieller Wohnsitz ist im Familienbuch das Haus Nr. 50 eingetragen. Hier wurde am 2. Oktober 1839 Hans Thoma geboren. Das Haus gehörte den beiden älteren Brüdern des Vaters, Felix und Michael Thoma, was Hans Thoma auch in seiner Bestätigung zu seinem Geburtshaus am 15. Januar 1913 schreibt.

Um 1845/46 zog die Familie Thoma mit den Söhnen Hilarius und Hans aus bisher unbekannten Gründen in das „Uhrmacherhaus“ um, einen der Nachbarhöfe, der mitunter als das Geburtshaus des Malers im Gespräch war. Hier kam dann auch die Schwester Agathe (1848-1928) zur Welt. Bis 1866 lebten die Thomas in dem auch „Schmitelises Haus“ genannten alten Bauernhof. Der Vater und die Brüder von Thomas Mutter waren Uhrenmacher, der älteste Bruder, Franztoni Maier, war der Besitzer des Hauses, in dem Familie Thoma im oberen Stock wohnte. Der Hof brannte am 7. Juli 1930 vollständig ab.

Viel Wissenswertes über die Familie Thoma

Zahlreiche Gemälde von Thoma sind in dem Uhrmacherhaus entstanden, wie Pütz anhand eines Vergleichs von alten Fotos des Anwesens mit den Gemälden bewies. Und er wusste zu berichten, dass der Bernauer Maler zwischen 1500 und 1600 Gemälde und tausende von Zeichnungen angefertigt hat. Etliche sind verschollen oder noch nicht dokumentiert – ein weites Betätigungsfeld für Pütz. Der Galerist und Kunsthändler im Ruhestand hat sich der Forschung über Hans Thoma und dessen Werk verschrieben. Hedwig Kaiser, die die Besucher durch die Stube führte, präsentierte viel Wissenswertes über die Familie Thoma.