Südschwarzwald/Bernau Friedlich grasen Rinder auf dem Weidberg oberhalb des Bernauer Ortsteils Poche. Naturgemäß hinterlassen sie hier zahlreiche Dunghaufen. Florian Fumy, Landschaftsökologe an der biologischen Fakultät der Uni Osnabrück, beugt sich über einen frischen Haufen. Viele kleine Löcher im Dung zeugen von der Gegenwart der Dungkäfer, die sich von den Hinterlassenschaften ernähren.

Wohnen die im Dunghaufen? „Ja“, sagt Fumy, „aber auch im Erdreich darunter“. Auf beweideten Flächen mit dem entsprechenden Nahrungsangebot wie hier in Poche sind es sehr viele. Nicht nur eine Art, sondern zahlreiche verschiedene Dungkäfer-Arten – und denen ist Florian Fumy gerade auf der Spur. Seine Arbeitsmethode: Er sammelt Dung-Proben auf den Südschwarzwälder Weiden, verflüssigt sie mit Wasser, wäscht die Käfer aus, konserviert sie in Alkohol. In Osnabrück werden die Käfer dann unter dem Mikroskop auf ihre Art hin bestimmt und die Ergebnisse dokumentiert. Im ökologischen System erfüllen die Dungkäfer zwei Funktionen: „Erstens verwerten sie ein Abfallprodukt weiter, und zweitens sind sie eine Nahrungsquelle für Vögel“, erklärt Fumy.

Die Wissenschaftler aus Osnabrück forschen in einem großen Gebiet, es reicht vom Hinterwaldkopf bis Gersbach und vom Belchen bis in den Blasiwald. Für die Forschung habe das Projekt eine große Bedeutung. Denn der Südschwarzwald sei der einzige verbliebene bedeutende Schwerpunkt von beweidetem Borstgrasrasen in Deutschland. „Borstgrasrasen, vor allem der hier stark verbreitete Vegetationstyp Flügelginsterweide, zählen zu den artenreichsten Ökosystemen in Mitteleuropa“, klärt Fumy auf. Der klein wachsende Flügelginster ist für Einheimische ein alltäglicher Anblick, für Ökologen aber ist er eine Prominenz.

Die Südschwarzwald-Mission der Wissenschaftler ist diese: „Wir möchten verstehen, welche Faktoren in diesem besonderen Raum das Vorkommen von Arten beeinflussen, hierzu gibt es erheblichen Forschungsbedarf“, so Fumy. In 40 großen, von Borstgrasrasen geprägten Weidfeldern wird zu diesem Zweck das Arteninventar, wie es in der Fachsprache heißt, von Pflanzen, Dungkäfern, Heuschrecken und Vögeln untersucht. Laut Florian Fumy bilden diese vier Gruppen die Vielfalt des Lebens in den Flächen sehr gut ab, so dass sich Muster erkennen lassen, welche Faktoren an den verschiedenen Standorten die Artenvorkommen beeinflussen. In Bernau hält sich der Ökologe seit einigen Tagen auf und hat hier mehrere Weidfelder untersucht. Eine der hier heimischen Tierarten macht sich auf dem Weidberg bei Poche vielstimmig bemerkbar, es sind die vielen Heuschreckenarten. Das Wissenschaftsprojekt der Uni Osnabrück ist auf mehrere Jahre angelegt. Weitere Einsätze gelten den Heuschrecken und den Vogelarten.