Sie löst mitunter Sorgen über exotische Krankheiten aus – und ist längst auch in der Region angekommen: Die asiatische Tigermücke. Vor zwei Jahren erreichte die Radolfzeller Verwaltung erstmals die Meldung, dass das Insekt im Stadtgebiet gesichtet wurde. Die sechs bis acht Millimeter große Mücke gilt als potentieller Überträger von Gelbfieber-, Dengue-, Zika- und Chikungunya-Viren.

2024 wurde mit Fallen ein Monitoring gestartet und in der Nordstadt ein kleiner Bestand an Tigermücken nachgewiesen, erklärte Wolfgang Keller kürzlich bei einer Info-Veranstaltung im Radolfzeller Rathaus vor rund 30 Bürgern, bei der über die Insekten aufgeklärt wurde. Keller ist Leiter der Abteilung Umwelt und Natur in der Verwaltung. Um die Ausbreitung der asiatischen Tigermücke einzudämmen, beauftragte die Stadt die Spezialfirma ICYBAC. Seit diesem Mai klingelten Mitarbeiter der Firma in der Nordstadt an den Haustüren, um die Anwohner zu informieren und beim Aufspüren und Bekämpfen der Brutstätten im eigenen Garten zu helfen.

Wie erkennt man die Mücke?

Das Risiko für eine Virenübertragung ist in Deutschland noch sehr gering. Doch „da die asiatische Tigermücke als ein Gesundheitsschädling gilt, muss ihre Population so weit wie möglich eingedämmt werden“, heißt es auf der Internetseite der Stadt. Zur Vorbeugung kann die Vermehrung und Ausbreitung der asiatischen Tigermücke bekämpft werden. Das eingeschleppte Insekt lebe gerne in der Nähe von Menschen und in dem von ihm geschaffenen Lebensraum. Es nutze dort hauptsächlich künstliche Gefäße, um sich zu vermehren. „Deshalb ist die Mithilfe der Bevölkerung zur Bekämpfung unerlässlich“, heißt es von der Stadt.

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Artin Tokatlian Rodriguez ist Biologe. Er arbeitet für die mit der Bekämpfung beauftragte Firma ICYBAC und stellte im Ratssaal die Lebensgewohnheit, die Biologie des invasiven Insekts und die Abwehr der asiatischen Tigermücke vor. Die relativ kleine, schwarz-weiß gemusterte Mücke könne man an den weißen Längsstreifen an ihrem Halsschild und an fünf weißen Schuppenringen am Fuß, besonders an der weißen Spitze an ihrem Hinterlauf, erkennen, erklärte der Biologe.

Sie lebt gerne in der Nähe des Menschen

Die Tigermücke sei ein klassischer Kulturfolger. Natürliche Gebiete wie Wälder oder Öko-Zonen würden nicht von ihr befallen werden. Sie nutze keine Tümpel, Teiche, Fließgewässer, Bäche, Flüsse oder Überschwemmungsgebiete für ihre Eiablage. Stattdessen bevorzuge sie eher den Lebensraum der Menschen in der Stadt, sie lebe gerne bei Einfamilienhäusern, Wohnblöcken und in Siedlungsgebieten. Dort fühle sie sich unheimlich wohl.

Das liege auch daran, dass die Tigermücke als kleine und schwache Mücke nicht weit fliegen könne, so der Biologe. Pro Generation würde das Insekt maximal in einem Umkreis von 300 Metern fliegen. Im Umfeld des Menschen finde sie die Nahrung in Form von Nektar, aber auch menschliches Blut, das die Mücke für ihre Eiablage brauche, sowie ihre Brutstätten in Form von Wasser.

Denn die Larven der Tigermücke entwickeln sich im Wasser, das sich in Gefäßen wie Gießkannen, Eimern, Vasen, Blumenkübeln, Schirmständern und Kinderspielzeugen sowie in nicht abgedeckten Regentonnen, Planen, in Vogeltränken und Zaunpfählen ansammelt. Alle Gefäße, in denen Wasser bis zu sieben Tage stehen kann, seien eine potentielle Brutstätte für die Tigermücke, sagte Artin Tokatlian Rodriguez.

Nichts einfach herumliegen lassen

Außerdem steche die Tigermücke als tagaktives Insekt eben auch tagsüber. Da sie standorttreu sei, könne sie zu einer richtigen Plage werden. Habe sie sich in einem Garten ausgebreitet, so steche sie bis zu 40 Mal am Tag und sorge für eine einschränkende Lebensqualität im Freien. Dabei sei die Mücke aber lokal sehr beschränkt aktiv: Zehn Häuser weiter könne die Lage bereits anders aussehen, da die Mücke nicht weit fliege oder dazwischen die Brutnester bekämpft wurden. Falls die Tigermücke unbekämpft bleibe, komme es lokal in Städten zu großen Populationen und Belästigungen, so die Aussage am Info-Termin.

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Dabei kommt es auch auf das Verhalten der Menschen an: „Wir schaffen den Lebensraum für die Tigermücke, indem wir Sachen liegen lassen, sie nicht aufräumen oder wegräumen“, sagte Artin Tokatlian Rodriguez. Gehe man durch den Garten, so bemerke man schnell, dass dort Sachen liegen würden, die man eigentlich nicht brauche.

Er empfahl, alle Gefäße, in denen sich Wasser sammeln kann oder gesammelt hat, zu entfernen oder umzudrehen und unter einem Dach zu lagern. Brutstätten wie in Regentonnen könnten saniert, mit einem Moskitonetz überzogen und biologisch bekämpft werden. Das gelte auch für nicht abdeckbare Gullis. Gießkannen könnten umgedreht gelagert werden, damit sich in ihnen kein Wasser sammelt, die Öffnungen an hohlen oder maroden Zaunpfählen können mit einem Korken, mit Panzertape oder auch mit Sand verschlossen werden. Keine Brutstätten seien dagegen beispielsweise Swimmingpools, Gartenteiche, Fließgewässer und Pfützen.