„Die Jugend interessiert sich doch nicht für Politik“ – ein Vorurteil, das junge Menschen oft von den Älteren zu hören bekommen. Doch viele beweisen längst das Gegenteil: Sie informieren sich, diskutieren mit – und mischen aktiv mit. Eine von ihnen ist Paulina Bongartz (17) aus Radolfzell.
Die Schülern ist seit November 2024 Mitglied im ersten Jugendkreisrat des Landkreises Konstanz. Am Friedrich-Hecker-Gymnasiummacht sie gerade ihr Abitur. „Das Interesse, Anderen zu helfen, war bei mir schon immer da“, erzählt sie. Erste Erfahrungen sammelte sie als Klassensprecherin und Mitglied der SMV (Schüler mit Verantwortung). Im Jugendkreisrat will sich Bongartz für die Belange der Jugendlichen einsetzen. Aber nicht nur das: Auch soziale Gerechtigkeit, Diversität und Klimaschutz liegen der Schülerin am Herzen. Dafür geht sie auch auf die Straße – etwa bei Demos gegen Rechts oder bei Fridays for Future.
Erfolgreicher fünfter Platz
Zur Bewerbung kam es eher spontan: Mit einer Freundin betreute Bongartz die Konferenz des Kreisjugendreferats Konstanz. Im Austausch mit Gleichaltrigen und Politikern fand sie Gefallen an dieser Arbeit. „Ich habe gemerkt, dass andere die gleichen Probleme haben und sie wirklich etwas verändern wollen“, erinnert sie sich.
Noch am selben Abend bewarb sie sich für den Jugendkreisrat – kurz vor Einsendeschluss. Mit Erfolg: Die Schülerin wurde auf Platz fünf der Direktwahl gewählt. Insgesamt zählt das Gremium 26 Mitglieder im Alter von 14 bis 21 Jahren. Seit der Wahl hat sich einiges getan: Im Februar war die Amtseinführung, im März die erste Sitzung. Inzwischen arbeiten die Jugendlichen in thematischen Gruppen – von Soziales über Umwelt und Wirtschaft, Freizeit und Kultur bis zu Verkehr und Digitales. Allesamt Themen, die junge Menschen bewegen.
Austausch mit Lokalpolitikerinnen
Paulina Bongartz ist besonders bei Umwelt- und Sozialthemen aktiv. Gemeinsam diskutieren sie über Ideen wie Solaranlagen auf Parkplätzen oder bessere Beleuchtung im öffentlichen Raum – etwa zum Schutz von Frauen. Vorschläge können vom Jugendkreisrat an den Kreistag weitergegeben werden.
Auch der Austausch mit Lokalpolitikerinnen gehört zu dieser Arbeit. Bei den Sitzungen wird viel diskutiert. „In der Regel bleibt das auch alles recht höflich“, sagt Paulina Bongartz und lacht. In einer Hinsicht unterscheiden sich der Jugendkreisrat von herkömmlichen Räten. „Wir gehen total weg von der Parteipolitik“, erklärt sie. „Bei uns geht es darum: Was will die Person mir sagen, und nicht die Partei.“
Jungen Menschen Gehör verschaffen
Der Jugendkreisrat soll eine Verbindung zwischen Jugend und Politik herstellen und jungen Menschen Gehör schenken. Deshalb setzten die Mitglieder auf Sichtbarkeit und zeigen Einblicke in ihre Arbeit auf dem Instagram-Account des Jugendkreisrats. Dort stellen sich auch die einzelnen Mitglieder und Arbeitsgruppen vor. So wollen sie noch mehr Jugendliche motivieren, aktiv zu werden und mit ihnen in Kontakt zu treten. „Wir sind schließlich diejenigen, die mit den Entscheidungen die nächsten Jahrzehnte leben müssen“, sagt die junge Frau.
Für sie selbst steht nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr auf dem Plan. Was danach kommt, ist offen. „Ich will auf jeden Fall studieren“, sagt sie. Auch etwas in Richtung Politik könne sie sich vorstellen. Doch erst einmal freut sie sich auf zwei Jahre Engagement im Jugendkreisrat. „Wir stehen noch am Anfang – aber ich bin super optimistisch, dass wir etwas bewegen können.“