Jetzt geht es beim Glasfasernetzbau voran: Im kleinen Weiler Petersburg zwischen Gottmadingen, Randegg und Bietingen arbeiten die Tiefbauer der Firma Coof unter der Bauleitung von Artur Amorim. Mit kleinem Bagger wird ein Graben mit einer Tiefe von 1,20 Metern ausgehoben, in dem die Leerrohre für die Glasfaserkabel verlegt werden. Die Haupttrasse kommt von Bietingen und führt zum Hauptverteiler im Gottmadinger Industriegebiet. Hier warten die Unternehmer schon lange auf eine bessere Verbindung zum schnellen Internet.

Bereits im April 2024 wollte die Firma NetCom BW, die die Ausschreibung für den Ausbau des Glasfasernetzes gewonnen hatte, mit dem Ausbau beginnen. Doch dann ging die Partnerfirma, die für den Tiefbau zuständig war, in die Insolvenz. Ein neuer Partner musste über erneute europaweite Ausschreibungen gefunden werden. Mit der Firma Coof GmbH, einem portugiesischen Tiefbau-Unternehmen, sind der Ausbaumanager Lutz Dietl und Martin Boos von NetCom BW sehr zufrieden. „Wir sind jetzt auf einem guten Weg“, erklärt Dietl.

Und auch Bürgermeister Michael Klinger und Heinz-Dieter Restle vom Gottmadinger Tiefbauamt sind voll des Lobes. „150 Meter Strecke schaffen die Coof-Arbeiter im Freigelände täglich“, sagt Restle. „Unter Asphalt sind es 80 Meter.“ Außerdem seien schon 240 Hausanschlüsse fertiggestellt worden. Grundvoraussetzung für den Baustart sei gewesen, dass sich mindestens 40 Prozent der Gottmadinger an das Glasfasernetz anschließen würden. Doch die Vorvermarktung übertraf mit rund 50 Prozent die Erwartungen. Das entspricht laut NetCom BW rund 1400 Bestellungen.

Inbetriebnahme des Glasfasernetzes für 2027 angekündigt

Michael Klinger hofft, dass sich noch mehr Gottmadinger für einen Anschluss an die schnelleren Datenleitungen entschließen. Er nennt das „Baggerakquise“. Für Bewohner von Gebieten mit sogenannten weißen Flecken – also eine Datengeschwindigkeit von nur 30 Megabit pro Sekunde – ist der Anschluss kostenlos, weil öffentlich gefördert. Für Betriebe in sogenannten grauen Zonen – also einer Datengeschwindigkeit von nur 100 Megabit pro Sekunde – ebenso. Wer sich außerhalb der Zonen während der Ausbauphase noch kurzfristig zu einem Anschluss entscheidet, bekommt die Tiefbauarbeiten und Kabel bis zum Haus ebenfalls kostenlos verlegt, muss sich aber zur Datennutzung für zwei Jahre vertraglich an NetCom BW binden.

„Wenn die Leute sehen, dass die Leitungen tatsächlich verlegt werden, könnten sie sich immer noch kurzfristig für einen Anschluss entscheiden“, sagt Klinger. Er spricht auch von einer Wertsteigerung der Immobilien. Wer sich später entscheide, werde längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen und die Baukosten selber finanzieren müssen. Lutz Dietl geht von einem Nachverdichtungszyklus von etwa drei Jahren aus, weil man mehrere Anfragen bündeln müsste.

Zwei Leerrohre mit zwölf, beziehungsweise vier Strängen werden neben den Straßen verlegt. Sobald das Netz vollständig ist, werden ...
Zwei Leerrohre mit zwölf, beziehungsweise vier Strängen werden neben den Straßen verlegt. Sobald das Netz vollständig ist, werden einzelne Stränge mit Glasfasern befüllt. | Bild: Trautmann, Gudrun

Bis Ende August soll die zentrale Trasse bis zum zentralen Technikstandort bei der Goldbühlhalle verlegt sein. Bis Ende Oktober sollen die Leitungen mit dem Hauptstandort verbunden werden. Und Ende des Jahres könnten die ersten Privat- oder Firmenanschlüsse freigeschaltet werden. Bis der gesamte Ausbau abgeschlossen ist, werde es aber wohl noch ein Weilchen dauern. 2027 will NetCom BW alle interessierten Haushalte und Firmen ans schnelle Datennetz angeschlossen haben.

Synergie-Effekte durch Wärmenetzbau in Ebringen

In Ebringen, das schon seit Jahren über zu langsame Datenleitungen klagt, nutzen die Tiefbauer den Ausbau des Fernwärmenetzes, um parallel ihre Leerrohre zu verlegen. Dort konnten schon die Hälfte der bestellten Hausanschlüsse verlegt werden. NetCom BW verfolgt das ehrgeizige Ziel, zwischen 40 und 65 Hausanschlüsse innerhalb von zwei bis drei Wochen fertigzustellen. Aber erst, wenn das Netz in Betrieb genommen wird, können diese dann auch freigeschaltet werden.

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„Wir wollen ein flächendeckendes Angebot machen“, erklärt Michael Klinger. Das unterscheide Gottmadingen von anderen Gemeinden, in denen mehrere Anbieter von Datennetzen gleichzeitig um die Kunden buhlen. Die Folge sei Verunsicherung bei den Kunden und eine Kannibalisierung der Anbieter. Klinger ist froh, dass in Gottmadingen mit NetCom BW nur ein Unternehmen am Start ist. Grundsätzlich wird für jedes Grundstück ein Anschluss von der Haupttrasse aus vorbereitet, so dass keine weiteren Tiefbauarbeiten im Straßenraum mehr nötig werden.