Die normalen Einnahmen reichen erneut nicht aus, um die Ausgaben komplett zu bezahlen – deshalb steht wieder ein Millionendefizit für das Schwarzwald-Baar-Klinikum fest. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die das Klinikum nach der Feststellung des Jahresabschlusses 2024 durch seinen Aufsichtsrat herausgegeben hat.
In der Mitteilung vom Montag, 14. Juli, liest sich das dann so: „Die wiederholt nicht ausreichende Refinanzierung der hohen Sach-, Personal- und Investitionskosten bestimmen das Jahr 2024“.
Dabei weist das Klinikum allerdings auch auf positive Entwicklungen hin: „Die Leistungszahlen im ambulanten Bereich haben zugenommen“. Erfreulich sei zudem, dass im Pflegedienst die Anzahl der Beschäftigten habe gesteigert werden können.
Herausfordernde Rahmenbedingungen
Doch finanziell sieht es weiter schwierig aus. „Die wirtschaftliche Lage ist angespannt – obwohl unsere Situation im Verhältnis besser ist als die vieler anderer Kliniken“, erklärt Matthias Geiser, Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar Klinikums. „Aber die Rahmenbedingungen wie die unzureichende Refinanzierung oder der fortdauernde Fachkräftemangel sind sehr herausfordernd.“

„Gleichzeitig ist und bleibt es unser Ziel, die bestmögliche medizinische und pflegerische Versorgung der uns anvertrauten Menschen zu gewährleisten. Dafür setzen sich unsere Beschäftigten in herausragender Weise ein, und dafür gilt ihnen besonderer Dank und Respekt“, wird Geisser weiter zitiert.
Ein Patient bleibt durchschnittlich sechs Tage
Das Schwarzwald-Baar Klinikum verzeichnet für 2024 insgesamt 43.787 stationär und 173.239 ambulant versorgte Patienten. Durchschnittlich war ein Patient knapp sechs Tage im Klinikum. Die Anzahl der im Klinikum auf die Welt gekommenen Kinder ist im Vergleich zu 2023 leicht gestiegen: 2024 kamen im Schwarzwald-Baar Klinikum insgesamt 2.440 Babys zu Welt, es waren 1.232 Mädchen und 1.208 Jungen. Das Klinikum verzeichnete im vergangenen Jahr 61 Zwillingsgeburten.
Niveau wie vor der Pandemie nicht erreicht
Das Leistungsniveau wie vor der Pandemie konnte auch 2024 im stationären Bereich nicht verzeichnet werden. Anders die Anzahl der ambulant betreuten Patienten: Die Zahlen klettern stetig nach oben und machen deutlich, dass die von der Politik geforderte Verlagerung der medizinischen Leistungen vom stationären in den ambulanten Bereich – umgesetzt wird.
Das Schwarzwald-Baar Klinikum verzeichnet 2024 nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 330 Millionen Euro, das entspricht einer Steigerung von etwa fünf Prozent im Vergleich zu 2023. Damit könne der Wegfall der Corona- und Energiehilfen weitgehend wettgemacht werden. Die im ambulanten Bereich gestiegenen Fälle wirkten sich positiv aus, schreibt das Klinikum.
Jahresfehlbetrag von 9,8 Millionen Euro
Allerdings seien gleichzeitig Sach- und Personalkosten deutlich gestiegen. Insgesamt habe das Klinikum einen Jahresfehlbetrag von 9,8 Millionen Euro erwirtschaftet und liege damit über dem Ziel, das der Wirtschaftsplan eigentlich vorgesehen habe. Vom Steuerzahler gab es allerdings auch Unterstützung: „Dem Klinikum kamen kurzfristig ausbezahlte Landeshilfen in Höhe von 4,5 Millionen Euro zugute“, so die Mitteilung weiter.
Tariferhöhungen bringen hohe Personalkosten
Wie 2023 hätten kräftige Tariferhöhungen auch im vergangenen Jahr für hohe Personalkostensteigerungen gesorgt, die über die Preise für Krankenhausleistungen nicht ausgeglichen würden, so das Klinikum.
Die Mitarbeiterzahlen sind stabil. Erfreulich sei, dass die Anzahl der Beschäftigten im Pflegedienst gesteigert werden konnte. Insgesamt zählte das Klinikum 2024 im Schnitt 2.230 Vollkräfte, das sind rund 3.300 Beschäftigte. Hinzu kommen etwa 180 Personen in der Klinikum-Service GmbH.
Das Klinikum hat nach eigenen Angaben 2024 rund 8,8 Millionen Euro investiert, unter anderem in Digitalisierungsmaßnahmen und maschinelle Ausstattung. Im vergangenen Jahr hat das Klinikum zudem mit dem Bau eines zusätzlichen Strahlenbunkers begonnen.
Klinikum muss Medizinkonzept überarbeiten
Im Januar 2025 ist das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) als Basis für die so genannte Krankenhausreform in Deutschland in Kraft getreten. „Es liegt eine strukturelle Unterfinanzierung vor, die in den Jahresabschlüssen der Krankenhäuser deutlich sichtbar wird. Leider wird das Kernproblem – dass seit Jahren die steigenden Aufwendungen der Krankenhäuser nicht mehr vollständig ausgeglichen werden – mit dem neuen Gesetz auch nicht gelöst“, erläutert Geiser.
Krankenhausreform bringt nicht mehr Geld fürs Klinikum
„Die Krankenhausreform weckt mit dem Versprechen einer besseren Versorgung und einer auskömmlichen Finanzierung extrem hohe Erwartungen. Tatsächlich werden aber nicht mehr Mittel und Ressourcen zur Verfügung gestellt als bisher,“ kritisiert der Klinikumchef.
Die Reform beinhaltete zudem gesetzlich festgelegte Strukturanforderungen, die von den Kliniken erfüllt werden müssen, dabei geht es um die so genannten Leistungsgruppen. „Erklärtes Ziel der Bundesregierung bei der Verabschiedung des Gesetzes war, die Zentralisierung und Spezialisierung der Krankenhäuser voranzutreiben. Die Vorgaben sind allerdings streng und so starr, dass auch das Medizinkonzept des Schwarzwald-Baar Klinikums überarbeitet werden muss“, so der Geschäftsführer.
Das bedeutet die Reform für den Standort in Donaueschingen
„Als Schwarzwald-Baar Klinikum sehen wir uns mit unserem Fokus auf Spezialisierung und Qualität dafür grundsätzlich gut gerüstet. Gleichzeit gibt es bei uns wie in den anderen Kliniken auch Überlegungen, wie eine zukunftsorientierte und wirtschaftlich tragfähige Ausrichtung aussehen könnte. Dieses Thema wird uns in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen.“