Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum ist gerade im hausärztlichen Bereich schwierig geworden. Für Internist und Hausarzt Hans-Peter Kössler fühlt es sich daher wie ein Sechser im Lotto an, dass er und sein Praxiskollege Alaa Alloush in Bad Dürrheim in diesen Zeiten einen weiteren Partner für ihre Gemeinschaftspraxis gefunden haben.

„Das ist wirklich ein Glücksfall für uns“, sagt Hans-Peter Kössler im Gespräch mit dem SÜDKURIER: Er weiß, in welch privilegierter Situation er sich befindet. Nachdem Internistin Jasmin Schnerch aus dem Praxisverbund ausgeschieden ist, sollte die Lücke möglichst schnell wieder besetzt werden.

Keine Lust aufs Land, Angst vor dem Risiko

Hier machte sich Hans-Peter Kössler zunächst allerdings keine großen Hoffnungen, weil er weiß, wie die Situation ist. „Das Problem ist, die Mediziner aufs Land zu kriegen“, kennt er die Problematik.

Für viele Jungmediziner bietet die ländliche Region scheinbar wenig Entwicklungsperspektive. Das ist aber nicht alles. „Viele junge Mediziner scheuen sich vor dem unternehmerischen Risiko der Selbstständigkeit und wollen keine Einzelpraxis betreiben.“ Viele bevorzugen stattdessen eine Anstellung in einer Klinik.

Eine Gemeinschaftspraxis, in der die administrative Arbeit und die Kosten gemeinschaftlich organisiert und aufgeteilt werden, biete wiederum gewisse Anreize. Das, so prognostiziert der Mediziner, sei wohl auch das auf lange Sicht einzig funktionierende Modell, Ärzte für eine Landpraxis zu gewinnen.

Zurück in die alte Heimat – nach Dauchingen

Mit dem Arztsein auf dem Land hat die Praxisverstärkung kein Problem. „Der Neue“ in der Gemeinschaftspraxis kommt nämlich selbst vom Land. Er heißt Tobias Knapp, ist 39 Jahre alt, stammt aus VS-Schwenningen. Er ist in Dauchingen aufgewachsen, wo er mit seiner jungen Familie auch wieder hingezogen ist. „Ich war zuvor 15 Jahre an der Uniklinik in Gießen“, erklärt Tobias Knapp. Dort hat er zuletzt auch in den Bereichen Onkologie und Palliativmedizin gearbeitet.

Wenn man so will, hat Tobias Knapp den Grundstein für sein Medizinstudium einst auch in Bad Dürrheim gelegt. „Ich bin hier früher Rettungsdienst gefahren“, verrät Knapp, der ursprünglich im Pflegebereich gearbeitet und ein Medizinstudium on top gemacht hat.

Das Inserat kam im richtigen Moment

Nachdem er seine Facharztausbildung für Innere Medizin 2024 beendet hatte, wollten er und seine Frau, die aus Villingen-Schwenningen stammt, wieder in die Heimat zurück. Da traf es sich, dass Tobias Knapp im rechten Moment auf die Annonce des Hausarztzentrums Bad Dürrheim gestoßen ist.

„Wir haben nur diese eine Annonce geschaltet. Und genau eine Reaktion darauf bekommen“, sagt Hans-Peter Kössler. Zunächst teilte sich Knapp die Stelle mit seiner Vorgängerin Jasmin Schnerch. Seit 1. Juli ist er nun als Vollzeitpartner und Teilhaber der Dritte im Bunde des Hausarztzentrums Bad Dürrheim.

Kein Aufnahmestopp für neue Patienten

Die Kollegen, Hans-Peter Kössler und Alaa Alloushi, ebenfalls Fachärzte für Innere Medizin und Hausärzte, freuen sich über den Zuwachs. Und können sich auch weiterhin zu dritt um ihre Patienten und Patientinnen kümmern.

Diese werden auch nicht weniger. „Wir haben, im Gegensatz zu vielen Kollegen, keinen Aufnahmestopp“, betont Kössler. Er sagt aber auch: „Um die steigende Anzahl an Patienten bewältigen zu können, brauchen wir auch medizinische Fachangestellte.“