Bernau Im Jahr 1955 wurde das Konstanzer Münster von Papst Pius XII. zur Basilica minor erhoben und im Apostolischen Schreiben vom 17. Januar 1958 auch amtlich bestätigt. Seit dieser Ernennung darf es das jeweilige Papstwappen über dem Eingangsportal zeigen. Den besonderen Ehrentitel Basilica minor gibt es seit dem 18. Jahrhundert zur Stärkung der Bindung an den Stuhl Petri. Weltweit gibt es heute an die 1900 Kirchen mit diesem Ehrentitel, rund 80 davon in Deutschland. Die Erhebung des Konstanzer Münsters wird allgemein als Trostpflaster angesehen, war Konstanz doch über Jahrhunderte hinweg ein sehr bedeutender Bischofssitz, bis Papst Pius VII. dieses Bistum 1821 auflöste und das Konstanzer Münster „Unserer lieben Frau“ damit zur simplen Pfarrkirche wurde.
Seit der Erhebung zur Basilica minor hingen inzwischen sieben Papstwappen am Eingangsportal des Münsters zwischen der großen Eingangspforte und dem lebensgroßen Gekreuzigten. Zu der Ehre, dieses Wappen für den neuen Papst zu schnitzen, kam Johannes Köpfer über glückliche Zufälle, merkt er bescheiden an. Die trafen aber bereits im Jahr 2013 zusammen, denn schon das Papstwappen für Franziskus hat Köpfer für das Konstanzer Münster gestaltet.
Damals war er auf die Ausschreibung zur Erstellung eines Papstwappens im Münsterpfarrblatt durch einen Bekannten aufmerksam geworden, einen ehemaligen, mit einer Konstanzerin verheirateten Bernauer. Durch Aussage in der Ausschreibung, die heimischen Maskenschnitzer seien nicht dazu in der Lage, ein solches Wappen herzustellen, hat ihn vielleicht unterbewusst der Ehrgeiz gepackt. Jedenfalls rief er in Konstanz an, gab daraufhin ein Angebot ab und wies die nötigen Referenzen vor. „Ich hatte ja unter anderem schon bundesweit einige Aufträge für Krippenfiguren vorzuweisen, außerdem am Wiederaufbau der mit einer ganzen Anzahl von Schnitzereien versehenen Ostseite des Frankfurter Römers mitgewirkt“, erzählt Köpfer. Tatsächlich bekam er den Auftrag, und in Konstanz sei man wohl mit seiner Arbeit so zufrieden gewesen, dass er auch diesmal den Zuschlag bekommen habe.
Einige Details sind bei jedem Papstwappen gleich, wie die gekreuzten Schlüssel, ein goldener, der mit dem Bart von links oben nach rechts unten zum Schlüsselkopf führt, und ein silberner von rechts oben nach links unten. Eine quastenbesetzte rote Kordel ist durch die beiden Schlüsselköpfe geführt. Franziskus verwendete die unten abgerundete iberische Form des Wappenschildes, Leo XIV. kehrt zur traditionellen spitz zulaufenden französischen Form zurück.
Übernommen hat er indes die Mitra, also die Bischofsmütze anstelle der Tiara, der Dreifachkrone, wobei seit Johannes Paul II. die an der Mitra befestigten Bänder in einem Bogen seitlich am Wappenschild herausragen. Bei jedem Papstwappen verschieden sind die auf dem Schild abgebildeten Symbole. Beim neuen Papst Leo XIV. ist der Schild schräg in zwei Teile geteilt. Links oben steht auf blauem Grund die silberne Lilie, das klassische Symbol für die Reinheit Marias. Rechts unten befindet sich das Emblem des Augustinerordens, ein brennendes, von einem Pfeil durchbohrtes Herz als Zeichen leidenschaftlicher Liebe zu Gott und der göttlichen Durchdringung der menschlichen Seele. Das Herz ruht auf einem Buch als Sinnbild der Augustinischen Lehre. Franziskus brachte erstmals unter seinem Wappen seinen Wahlspruch an, auch das hat Papst Leo übernommen. Sein Wahlspruch lautet „in illo uno unum“ („in dem Einen sind wir eins“) und bezeichnet somit als zentralen Gedanken die Einheit in Christus.
Viele einzelne Schritte und eine logische Vorgehensweise seien wichtig bei dieser Arbeit, verrät Johannes Köpfer. Mit einer Größe von rund 1,30 auf 1 Meter und der Dicke von zehn Zentimetern muss erst einmal das passende Holz gefunden werden.
Er hat 40 Jahre gelagertes Lindenholz dafür ausgewählt. Astfrei muss es sein, auch die Verleimung ist wichtig, damit es sich nicht verzieht. Das Zauberwort für die Symmetrie sei ein guter Plan auf Transparentpapier, das die Möglichkeit der Spiegelung an der Mittelachse bietet, verrät Köpfer. Und auch für die Schrift hat er eine Vorlage auf Transparentpapier gemacht.
Er habe früher viele Reliefs geschnitzt, das käme ihm für die Ausarbeitung des Schildes zugute. Um die Schlaufen des Spruchbandes schön rund verlaufen zu lassen, sei dagegen vor allem räumliches Vorstellungsvermögen gefragt. In seiner Werkstatt hat Johannes Köpfer ein ganzes Arsenal an Gerätschaften, die zum Einsatz kommen und er liege gut in der Zeit, erklärt er gelassen. Immerhin ist das alte Wappen bereits abgehängt, das neue wird er selbst in der kommenden Woche aufhängen, damit es rechtzeitig zu Ferienbeginn von den Besuchern bestaunt werden kann.
Die meiste Schnitzarbeit ist inzwischen erledigt, das Bemalen steht noch bevor. Köpfer schwört auf Acrylfarben, die sich gut mischen lassen, sodass er gezielt die einzelnen Farbtöne aufeinander abstimmen kann. Die anschließende Lasur sorgt dann für Glanz und Farbintensität.