Kleinstadtperlen entdecken – mit dem Handy und mit virtueller Realität: Das hört sich spannend an und ist jetzt auch in Bad Säckingen möglich. Das Schöne: Die App ist kostenlos und einmal heruntergeladen, steht der modernen Entdeckungstour nichts mehr im Wege.
Ein Rundgang führt auf einer 2,2 Kilometer langen Strecke einmal durch die Innenstadt – vorbei an 32 Stationen, die besonders sehenswert sind. Also einfach einmal alles, was man über Bad Säckingen weiß, in den hintersten Winkel des Gehirns verbannt und die Stadt auf ganz neues Weise entdecken: im Selbstversuch.
Los geht es im Schlosspark – einfach, weil er am günstigsten liegt. Die Tour lässt sich an jedem Punkt starten. Trompeter-Statue und Scheffelbüste sind schnell entdeckt, nun zeigt die Karte, dass es vorbei am Teehäuschen in Richtung „einzigartige Stelle am Rhein“ geht. Doch Obacht, nicht nur auf das Display starren. Auf den Wegen des Schlossparks sind auch noch andere unterwegs.
Auf geht es zum Rhein
Im Teehäuschen könnte man eigentlich ein Päuschen machen. Wenn nicht jetzt, dann vielleicht an einem der folgenden Tage. Jetzt lockt erst einmal der Rhein „mit schönem Blick auf die Holzbrücke“. Das Bad Säckinger Motive – für Touristen und auch Einheimische, und der Rhein präsentiert sich heute in einer besonders schönen Farbe.

Hier wäre es auch möglich, einen Audiobeitrag anzuhören. Wenn man die Kopfhörer dabei oder kein Problem damit hätte, die Umwelt damit zu beschallen. Ähnliches Szenario beim Punkt „Geschichte vom Hochwasser“. Zum Glück gibt es auch eine Schautafel, darüber informiert.
Weiter entlang am Rhein, es ist warm, es ist schön. Der Blick schweift und schon ist es passiert – Der Blick aufs Handy zeigt es deutlich: Der Punkt auf der Karte und die Route sind nicht mehr deckungsgleich. Da ist wohl jemand auf Abwegen unterwegs. Also zurück.
2,2 Kilometer Stadtrundgang
Es folgen ein Gang über die Holzbrücke und ein Besuch des Scheffelhauses. Hier gibt‘s endlich virtuelle Realität im Angebot. Auf dem Bildschirm erscheint ein Bild und der Hinweis, dass man sich drehen muss. Noch ein Stück, noch ein Stück. Jetzt spiegelt die Sonne auf dem Display. Also zwei Schritte zurück in den Schatten.
Das Münster einst und heute
Ist das Bild identisch mit dem auf dem Handy? Fünf Schritte zurück, drei nach rechts. Ein Pärchen, das sich gerade im Schatten einen kühlen Trink genehmigt, verfolgt das Ganze amüsiert. Irgendwie echt peinlich. Das Schwarz-Weiß-Bild vom Scheffelbild entschädigt dafür auch nur bedingt. Zumal die Frage, aus welchem Jahr das Bild stammt, unbeantwortet bleibt. Aber immerhin wird informiert, wem das Bild gehört.
Weiter geht es die Wernergasse entlang. Noch einmal ein Punkt mit Virtueller Realität. Noch einmal die Erkenntnis, dass sich die Fantasie mehr ausgemalt hat, als geboten wird. Und endlich das Münster. Doch die Route biegt ab. Etwas unübersichtlich ist die Streckenführung über den Münsterplatz schon – aber es müsste doch nach rechts gehen. Und richtig, da ist das Abteigebäude.
Der Punkt, der den Standort auf der Karte anzeigt, zerstört die Entdeckungsfreude. Denn – schwups – stehen wir scheinbar hinter dem Abteigebäude. Die Verwirrung ist komplett. Also zum ersten Mal die Entscheidung: Vielleicht ist es besser, diese Karte zu ignorieren und einfach den Weg zum nächsten Punkt selbst zu suchen?

Ein Gefühl der Entspannung stellt sich ein. Der Blick ist nicht mehr ständig auf das Display geheftet. Die Augen nehmen die schöne Umgebung wahr. Ein Spaziergänger grüßt und irgendwie macht es so viel mehr Spaß. Auch entfällt der nervige App-Wechsel, wenn man mal ein Foto machen möchte. Was auf so einem Stadtrundgang ja durchaus angedacht ist.

Also herum ums Münster, hinein in die Fischergasse – die Stelen, die den Weg weisen, fühlen sich besser an als der ständige Blick aufs Handy. Gallusturm, Geschichtsstele und eigentlich würde der Weg jetzt instinktiv über den Schützengarten und die Steinbrückstraße führen.
Doch ein Blick auf die Karte zeigt: Es geht hoch zur Tourist-Info. Okay, für Touristen eine wichtige Einrichtung. Aber nun entlang der Waldshuter Straße? Unter optischen Aspekten vielleicht nicht das Fotomotiv Nummer 1 für den Besucher.

Dem Entdeckergeist ist mittlerweile die Luft ausgegangen. Fällt es jemandem auf, wenn wir die letzten neun Stationen streichen? Vielleicht kommt die Motivation wieder, wenn wir die Stadtführung beenden und in den Entdeckermodus wechseln.
Der Standort zeigt an, in welche Richtung Sehenswürdigkeiten liegen, gibt aber keinen Weg vor. Noch viel schöner: Man muss das Handy nicht durchgehend im Blick haben, sondern wird benachrichtigt, wenn sich eine Sehenswürdigkeit in der Nähe befindet. Das macht wesentlich mehr Spaß. Und so langsam verschwindet auch das Gefühl, dass man doch etwas zu alt ist für neumodische Technik. Es kommt wohl eher darauf an, wie man eine Stadt entdecken möchte.
Übrigens: Auch Waldshut-Tiengen lässt sich mit der App erkunden. Was es dort zu sehen gibt, erfahren Sie hier.