Stefan Limberger-Andris

Einzelhandel, Handwerk, Dienstleister und Gastronomie – die Branchen haben es auch in Bonndorf nicht einfach. Das Coronavirus verschärft die Situation. Susanne Spachholz, Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins (HGV) Bonndorf mit 63 Mitgliedern: „Die verordneten Geschäftsschließungen bedeuten für viele wegbrechende Einnahmen.“

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Wir erkundigten uns bei den HGV-Mitgliedern, wie sie die Krise zu meistern versuchen. Im Einzelhandel habe sich die Situation seit Jahren stark verändert, erläuterte Susanne Spachholz. Es sei kaum möglich gewesen, Rücklagen zu bilden. Viele schafften es gerade so, zu überleben. Als HGV-Vorsitzende hoffe sie, dass die Kunden sich mit dem Online-Einkauf zurückhalten. Nur so sei zu hoffen, dass in den Geschäften später wieder gut eingekauft werde. Nur mit Unterstützung der Kunden könne die Vielfalt der Geschäftswelt erhalten werden. Kritisch gesehen werden von einigen Geschäftsleuten die vom Staat auf den Weg gebrachten Soforthilfen.

Tropfen auf heißem Stein

Ein Tropfen auf den heißen Stein sei dies, Günstig-Kredite bei Finanzinstituten, die vor Wochen nicht benötigt wurden, müssen zurückbezahlt werden. Ein Papierberg sei im Vorfeld auszufüllen, die Hürden hoch, einen Zuschuss zu bekommen. Umsatzeinbußen, Verluste durch verdorbene Ware, Lohnfortzahlungen trotz Schließung – dies bleibe unberücksichtigt.

  • Schreibwaren Spachholz: Das Saisongeschäft Ostern, Frühling, Kommunion sei für sie als Unternehmerin erledigt, erzählt Susanne Spachholz, Inhaberin der Schreibwaren-Buchhandlung Spachholz. Ware sei eingekauft worden, die bezahlt werden müsse. Lohnkosten laufen weiter. Anträge auf Unterstützung seien bereits gestellt, doch wann diese Hilfen letztlich eintreffen, sei ungewiss. Sie habe Kurzarbeit beantragt.
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  • Bäckerei-Konditorei Jost: Die Situation sei schwierig, erläutert Karl-Egbert Jost. Auch wenn die Bäckerei-Konditorei Jost geöffnet haben darf, fehlten Aufträge für Lieferungen an Hotels, Jugendherbergen und Gastronomie. Umsätze in den Filialen Lottstetten und Waldshut seien komplett eingebrochen, Öffnungszeiten mussten verringert, hauptsächlich das Konditoreisortiment verkleinert werden. Je nach Entwicklung müsse über Kurzarbeit gesprochen werden.
  • Mode Ries: Unternehmen werde die Möglichkeit genommen, sich den Lebensunterhalt zu verdienen – dies von heute auf morgen. Oliver Ries: Ausgaben wie Mieten, Steuern, Nebenkosten, Löhne und Warenlieferungen laufen weiter, Unternehmer leben von der Substanz. Mode Ries sei ein Einzel- und Großhandelsunternehmen, außerdem ein Handwerksbetrieb mit zwei bis drei Mitarbeitern – in beiden Fällen abhängig vom Konsum der Menschen und den Kontakt mit den Kunden. Es werde dauern bis alle wieder in der Spur sind.
  • Schwanke Reisen: Tourismus, Bahn-, Schiffs- sowie Luftverkehr seien nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Pläne, alle Kunden bis zum Ende ihrer Reisen gut zu bedienen, Mindestumsätze zu erzielen – vieles sei Makulatur. Seit gut drei Wochen sei es im Geschäft sehr ruhig geworden, merkt Patricia Schwanke-Kech vom Reisebüro Schwanke an. Von März bis Juni seien viele Buchungen vorgelegen, derzeit sei sie hauptsächlich damit beschäftigt, die Kunden über die Lage zu informieren, kostenlose Stornierungen zu erreichen, um bezahltes Geld zu sichern. Derzeit verzeichne sie keine neuen Buchungen, jedoch finden Umbuchungen statt. Geschäftlich sei sie bemüht, die Fixkosten so niedrig wie möglich zu halten. Dass bislang alle Kunden in der jetzigen Lage wieder gesund zurückgekehrt seien, erfreue sie besonders. Sie beschäftige weiterhin alle Mitarbeiter, zumal sie diese nach der Krise wieder benötige.
  • Schreinerei Holz & Harmonie: Jetzt sollten alle zusammenrücken und einander stärken, um Arbeitsplätze zu erhalten. Wolfram Bernhart von Schreiner Holz & Harmonie darf zwar den Handwerksbereich seines Unternehmens weiter geöffnet halten, die Möbelausstellung musste er allerdings schließen. Er versuche, durch Beratungen Kunden zu halten – telefonisch und per E-Mail.
  • Praxis Lightway: Simone Bernhart ist mit ihrer Praxis Lightway – Gesundheit & Wohlbefinden ebenfalls betroffen. Massage-Workshops, Engelmeditationen und Heilerfortbildungsseminare wurden verschoben. Alternativen sucht sie in einem speziellen Service: Simone Bernhart betet mit für Menschen, die in Not sind.
  • Blumenboutique Woll: Alle Register zieht Nathalie Wörz von der Blumenboutique Woll. Sofern Blumen und Pflanzen verfügbar seien, beliefere sie die Kunden, oder aber diese können die Ware kontaktlos abholen und das Geld in den Briefkasten werfen. Die Idee, die bepflanzten Körbe samt Frühjahrsblüher vor dem Laden zu positionieren, damit sich Kunden selbst bedienen und das Geld in eine Kasse legen, scheiterte an den bislang eisigen Temperaturen. Verständnis zeigt Nathalie Wörz für geöffnete Gartenbaubetriebe und Gärtnereien, weil dort selbst produzierte Ware verkauft werde. Verärgert ist sie, dass Discounter, die geöffnet haben dürfen, die Gunst der Stunde mit dem Verkauf von Schnittblumen und Pflanzen nutzen.
  • Autohaus Moser GmbH: Auch ihr Autohaus sei von der Krise nicht ausgenommen, berichten Gaby und Joachim Moser. Sie als Unternehmer versuchen die Mobilität der Kunden, die Arbeiten müssen, aufrecht zu erhalten. Es seien aber deutlich weniger Aufträge in der Werkstatt zu verzeichnen. Auch im Tankstellenbetrieb zeigten sich mittlerweile doch auch Umsatzeinbußen, so die beiden.