Martha Weishaar

„Ich leide seit 35 Jahren unter allergischem Asthma. Seither macht mir jeder grippale Infekt zu schaffen“, sagt Bruno Kalinasch aus Bonndorf und fügt an: „Das geht sofort auf die Lunge, ich habe asthmatische Beschwerden und liege flach. Dazu kommen meine Allergien gegen verschiedene Blütenstäube, die sich von Februar bis Oktober hinziehen. Wenn die Beschwerden schlimm sind, werde ich neben anderen Medikamenten auch mit Cortison behandelt. Eine Wechselwirkung des Cortisons ist aber, dass das Immunsystem reduziert wird. Man ist also viel anfälliger gegen alle möglichen Krankheiten.“

In der jetzigen Situation stellen sich dem Bonndorfer viele Fragen: Wie soll man reagieren, Medikamente besser absetzen, die Dosis reduzieren oder weitermachen wie gewohnt? Soll er noch spazieren gehen, oder besser im Haus bleiben? Was ist momentan sinnvoll? Am besten wäre es für ihn in der jetzigen Situation, an die Nordsee zu fahren, aber das geht eben auch nicht, Hotels und Einrichtungen sind geschlossen. „Gibt es eine Stelle, an die ich mich mit meinen Fragen wenden kann?“, fragt sich Bruno Kalinasch, der auf lokaler Ebene eine Art zentrale Informationsplattform oder Anlaufstelle für Risikopatienten vermisst. Bruno Kalinasch teilt seine Unsicherheit vermutlich mit vielen anderen Betroffenen.

Der Allgemeinmediziner Jürgen Meyer hält die Sorgen von Risikopatienten für berechtigt. „Wer älter als 60 Jahre ist und unter allergischem Asthma oder anderen Lungenkrankheiten leidet, sollte sich isolieren, so gut es geht. Eine vollkommene Quarantäne muss das nicht sein, aber man sollte Kontakte eingrenzen, so gut es geht, auch mit Kindern und Enkelkindern. Das Einkaufen sollte man besser anderen überlassen. Auch das Tragen eines Mundschutzes wäre ratsam und natürlich muss man die empfohlenen Hygienemaßnahmen einhalten“, rät der Arzt. „Es gibt Patienten, die sich in der jetzigen Lage direkt bedroht sehen. Die Menschen gehen jedoch sehr unterschiedlich damit um, manche sind gelassen, andere sehr vorsichtig“, beobachtet er. Spaziergänge und Bewegung an der frischen Luft empfiehlt er ausdrücklich.

Auch in seiner Praxis werde auf Abstand geachtet und Patienten möglichst nur einzeln einbestellt. Vieles versuche er, telefonisch zu klären. „Trotz allem müssen wir auch jetzt Patienten mit anderen Erkrankungen versorgen. Patienten mit Erkältung bitten wir, nicht in die Praxis zu kommen. Das gilt auch für den Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus. Solche Patienten bleiben für den Abstrich im Auto sitzen. Im Einzelfall habe ich auch schon bei Hausbesuchen Abstriche vorgenommen. Die Laborergebnisse liegen in aller Regel innerhalb eines Tages vor“, schildert Jürgen Meyer seine Vorgehensweise. Was aktuelle medizinische Empfehlungen für Risikopatienten anbelangt, verweist der Allgemeinmediziner auf die Homepage des Gesundheitsministeriums sowie Veröffentlichungen in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen.