Bonndorf Was hat das rot-weiße Trassierband zu bedeuten, das eine vor kurzem landwirtschaftlich gepflügte Fläche von rund 1,5 Hektar begrenzt? Dieser Bereich soll Teil der Erweiterung des Gewerbegebiets Im Breitenfeld werden. Das Landratsamt Waldshut bestätigte auf Anfrage, dass die geschützte Vogelart Feldlerche durch die Maßnahmen daran gehindert wurde, dort zu brüten.

„Es ist richtig, dass die Feldlerche regelmäßig auf der Fläche gebrütet hat. Sie gilt als besonders geschützt“, bestätigte Pressesprecherin Julia Fohmann-Gerber, „aus diesem Grund waren auch Maßnahmen notwendig, damit das Gewerbegebiet im Breitenfeld weiter erschlossen werden kann.“ Die Maßnahmen, die Feldlerche von der Fläche fernzuhalten, seien bereits erfolgt. Julia Fohmann-Gerber: „Dazu zählen unter anderem Flatterbänder und das Umpflügen des Gebiets, also das Aufbrechen der Grasnarbe. Beides führt dazu, dass die Feldlerche den Standort nicht mehr zum Nisten nutzen wird. Zusätzlich werden Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt, die es der Feldlerche möglich machen, in der näheren Umgebung zu nisten.“ Der Erschließung stünden keine artenschutzrechtlichen Gründe entgegen, so die Pressesprecherin weiter.

Der Naturschutzbund habe von der Maßnahme keine Kenntnis gehabt, äußerte sich Artur Schuler, Sprecher des Naturschutzbunds (Nabu) Oberes Wutachtal, auf Anfrage. Grundsätzlich sehe er es kritisch, dass die Feldlerche durch landwirtschaftliche Produktionsmethoden Brutbereiche verliere. Es sei schade um jeden Eingriff, der Feldlerchen-Habitate verkleinere. Die Feldlerche komme, so seine Ansicht, viel zu selten im Raum Bonndorf vor. Die nun umbrochene Fläche, die die Erweiterung des Gewerbegebiets Im Breitenfeld ermögliche, „macht den Kohl allerdings auch nicht mehr fett“. Bürgermeister Marlon Jost betonte, dass die Stadtverwaltung mit der Unteren Naturschutzbehörde in der Frage der Erweiterung des Gewerbegebiets im Austausch stehe. Die Stadtverwaltung werde in der nächsten Gemeinderatssitzung dem Gremium die Vergabe der Erschließungsarbeiten vorschlagen.
Dem Gemeinderat Bonndorf ist die Erweiterung des Gewerbegebiets eine wichtige Angelegenheit. „Es wäre fatal gewesen, wenn es aufgrund eines Feldlerchen-Brutgebietes zu zeitlichen Verzögerungen gekommen wäre“, äußerte sich SPD-Fraktionssprecher Tilman Frank im Gespräch. Und Ingo Bauer, Fraktionssprecher der CDU und Erster Bürgermeisterstellvertreter, sagte: „Die Fraktion ist froh, in der Frage der Erweiterung durchstarten zu können.“ Er habe aufgrund der rechtzeitig vor Brutbeginn getroffenen Maßnahmen keine Bedenken wegen des Tierwohls. Die Untere Naturschutzbehörde wiederholt keine Nester gefunden.

Die Kostenschätzung für die komplette Erschließung des Gewerbegebiets Im Breitenfeld IV beläuft sich nach Angaben des beauftragten Ingenieurbüros derzeit auf rund 6 Millionen Euro (im dritten Quartal 2022 war man noch von rund 4,9 Millionen Euro ausgegangen). Die Kosten der Erweiterung im ersten Bauabschnitt werden auf fast 4¦Millionen Euro (inklusive 313.000¦Euro für den Bau eines L 171-Verkehrsknotens) geschätzt. Die Stadt muss nach Abzug eines Zuschusses von 658.000 Euro noch knapp 3,3 Millionen Euro finanzieren. Nach der bisherigen Kostenschätzung waren es etwas über 1,8 Millionen Euro – mehr finanziert werden müssen also fast 1,5 Millionen Euro.