Es war beinahe schon ein Luxus-Problem: Sie hatten das Geld zur Finanzierung von Stellen. Aber ob es die dafür notwendigen Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt auch wirklich gibt, war lange nicht ganz so klar. Aber jetzt steht fest: Es gibt sie – und sowohl die Heinrich-Hansjakob-Schule in Waldshut als auch die Johann-Peter-Hebel-Schule in Tiengen können sie engagieren.
Die Rede ist von pädagogischen Assistenzkräften. Diese unterstützen die Lehrer im Unterricht und helfen so dabei, die Schülerinnen und Schüler zielgerichtet zu fördern. Sie setzen auch im sozial-emotionalen Bereich an und helfen den Schülerinnen und Schülern, ihre Fähigkeiten zu verbessern.
Oftmals haben diese einen Migrationshintergrund. Und so werden als Assistenzkräfte gerne auch Bewerberinnen und Bewerber eingestellt, welche diesen Migrationshintergrund ebenso mitbringen. So können sie Brücken bauen.
„Erfreulicherweise konnten wir zwei pädagogische Assistenzkräfte für unsere Schule gewinnen, die uns im Schulalltag begleiten und unsere Schülerinnen und Schüler unterstützen“, sagt Michaela Ebi, Leiterin der Heinrich-Hansjakob-Schule. Und ergänzt: „Wir werden auch für das neue Schuljahr Verträge für die beiden beantragen und eine dritte pädagogische Assistenzkraft im neuen Schuljahr über das Startchancen-Programm beschäftigen können.“

20 Milliarden Euro im Fördertopf
Das Startchancen-Programm ist noch von der Ampel-Regierung in Berlin aufgegleist worden. Dabei handelt es sich um einen 20 Milliarden Euro großen Fördertopf, aus dem rund 4000 Schulen bundesweit über einen Zeitraum von zehn Jahren bedient werden. Und eben: Die zwei genannten Grundschulen in Waldshut-Tiengen sind im Kreis Waldshut die einzigen.

In Tiengen hofft Schulleiter Frank Intlekofer darauf, fürs kommende Schuljahr pädagogische Assistentinnen und Assistenten gewinnen zu können, „die unsere Kinder in Einzel- oder Kleingruppenförderung unterstützen können“, wie er ausführt. „Ergotherapeuten, Logopäden, Kunsttherapeuten sollen unseren Schulalltag erweitern und gezielt einzelne Kinder unterstützen“, erklärt er.
Hintergrund ist die Idee der Bildung sogenannter multiprofessioneller Teams, in Ergänzung zu den regulären Lehrpersonen. Bis die Kooperationspartner vom Land freigeschaltet werden, sodass die Schule diese Teams dann bilden können, brauche seine Zeit.
Programm sichert Opernaufführung
Doch auch schon im zu Ende gegangenen Schuljahr 2024/25 sei es gelungen, kurzfristig Aktionen und Projekte aus dem Startchancen-Programm zu finanzieren – einen Sporttag, in Zusammenarbeit mit einem Kooperationspartner die Einstudierung und die Aufführung der Oper „Die Zauberflöte“ sowie der Kauf von Unterrichtsmaterialien, zählt Intlekofer auf.

Was die Schulen an Fachpersonal einstellen, finanzieren sie aus den Säulen 2 und 3 des Startchancen-Programms. Aber auch aus Säule 1 fließt den beiden Waldshut-Tiengener Schulen Geld zu: rund eine Million Euro der Heinrich-Hansjakob-Schule und etwa 800.000 Euro der Johann-Peter-Hebel-Schule. Diese Gelder werden den Programmvorgaben nach „in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung“ investiert. Ruft die Stadt als Schulträger die Gelder ab, muss sie einen Anteil von 30 Prozent kofinanzieren.
Noch kein Geld an Stadt geflossen
„Derzeit sind noch keine Fördermittel im Rahmen des Startchancen-Programms an die Stadt geflossen“, sagt Rathaus-Sprecherin Verena Pichler.
Die Mittel würden projektbezogen beantragt. Erst nach Genehmigung eines konkreten Förderantrags und Vorlage eines entsprechenden Verwendungsnachweises erfolge die Auszahlung. „Solche Projekte bedürfen einer sorgfältigen Planung und einer engen personellen Begleitung durch die Stadtverwaltung. Für 2025 stehen hierfür stadtseitig keine personellen Ressourcen zur Verfügung“, so Pichler.
Die Stadt stehe aber in Kontakt mit den jeweiligen Schulleitungen und es hätten bereits erste Gespräche stattgefunden, in denen mögliche Entwicklungsziele benannt wurden. Ob 2026 erste Maßnahmen umgesetzt werden können, wird laut Pichler im Rahmen der anstehenden Haushaltsberatungen geprüft und entschieden.