Das Startchancen-Programm ist eines der letzten Großprojekte der Ampel-Regierung in Berlin. Die, noch immer im Amt, preist es als „das größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ an: Bund und Länder investieren dafür zusammen über eine Laufzeit von zehn Jahren 20 Milliarden Euro. Etwa 4000 Schulen bundesweit sollen darüber gefördert werden. Die Heinrich-Hansjakob-Schule in Waldshut und die Johann-Peter-Hebel-Schule in Tiengen gehören dazu. Es sind die einzigen Schulen im Kreis Waldshut. Es sind gemäß Programmschwerpunkt beide Grundschulen.

Bewerben konnten sich die Schulen dafür nicht. Sie wurden ausgewählt und das nach einheitlichen Kriterien.
Auf welche Kriterien kam es an?
Dazu zählt der Anteil der Kinder und Jugendlichen in Bedarfsgemeinschaften, also in Haushalten, in denen Bürgergeld bezogen wird.
Wie viele Kinder Migrationshintergrund mitbringen und wie viele Eltern keinen Schulabschluss haben, waren ebenso ausschlaggebend wie Fragen nach der Kaufkraft der Haushalte. Die Zahl der daheim vorhandenen Bücher war zudem Kriterium. Der Anspruch des Programms ist es, Bildungserfolg von der sozialen Herkunft abzukoppeln.
Offenbar erfüllen beide örtlichen Schulen die Teilnahmekriterien mehr als andere regionale Schulen, sonst wären sie nicht aufgenommen worden.
Wie wollen die Schulen das Geld einsetzen?
„Bei uns stammt etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler aus Familien mit Migrationshintergrund“, sagt Michaela Ebi, Leiterin der Heinrich-Hansjakob-Schule Waldshut. Und ergänzt: „Mangelnde Deutschkenntnisse bremsen viele Kinder aus.“ Der reguläre Unterricht könne es kaum leisten, vorhandene Defizite auszugleichen. So soll das Geld in Waldshut auch in die Bezahlung von Unterstützungskräften fließen, die genau das leisten: pädagogische Assistentinnen und Assistenten, Erzieherinnen, Sozialarbeiter, Logo- und Ergotherapeuten. Solche Fachkräfte können sich laut Ebi aktuell bereits bewerben. „Ich hoffe es, dass wir sie finden“, sagt sie.

„Wir müssen nun schulintern schauen, wie wir das Geld verantwortungsbewusst so ausgeben, dass die Kinder den größtmöglichen Nutzen haben werden“, erklärt Frank Intlekofer, Rektor der Johann-Peter-Hebel-Schule.
1,8 Millionen Euro allein aus Säule 1
Intlekofer spricht von „nicht unerheblichen Summen“. Nach Auskunft der Stadt Waldshut-Tiengen sind es für die Heinrich-Hansjakob-Schule rund eine Million Euro und für die Hebel-Schule etwa 800.000 Euro. Und das betrifft nur die erste Säule des Startchancen-Programms: Investitionen in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung. Hier geht es also vor allem um bauliche Maßnahmen, um Investitionen in Gebäude, Räume und Mobiliar. „Schülerinnen und Schüler sowie Mitarbeitenden sollen sich in den Schulen wohlfühlen und entfalten können“, so die Stadt. Aber: Diese muss das Programm bei Säule 1 kofinanzieren – mit 30 Prozent der Kosten. Nur dann kann sie die Fördermittel von Bund und Land abrufen.
Beide Waldshut-Tiengener Schulen bekommen also nochmals gemäß ihrem Anteil 30 Prozent von der Stadt obendrauf. Nicht mit im Boot als Schulträger und daher auch nicht zur Kofinanzierung verpflichtet, ist die Stadt bei den Säulen 2 und 3 des Startchancen-Programms. Daraus stehen den beiden lokalen Schulen nochmals Gelder zur Verfügung. Auf die Frage, wie viel das nochmals ist, verweisen die Schulen aufs Staatliche Schulamt Lörrach. Doch auch dieses kann auf Anfrage „keine detaillierten Zahlen“ liefern.
Vor allem aus Säule 3 soll das Personal zur Stärkung sogenannter multiprofessioneller Teams bezahlt werden, in Ergänzung zu den regulären Lehrpersonen. Was beide örtlichen Schulen freut, ist die zehnjährige Laufzeit des Programms. „So können wir längerfristig planen“, sagt Michaela Ebi.