Wehr Kulturveranstaltungen benötigen Subventionen, aber dafür tragen sie zur Identität, Attraktivität und Lebensqualität von Städten und Gemeinden bei. Dies wurde bei der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Tourismus und Städtepartnerschaften in Wehr deutlich, an der auch Vertreter aus Schopfheim teilnahmen, da die beiden Kommunen ein Kulturprogramm unter dem Titel „Kulturbrücke Schopfheim-Wehr“ organisieren.

Schopfheims Kulturbeauftragter Patrick Schmidtner und Wehrs Kulturamtsleiterin Katharina Reitinger legten die Rechenschaftsberichte für die Saison 2024/25 vor und zogen eine insgesamt positive Bilanz, auch wenn es noch Herausforderungen zu bewältigen gebe. Bei den fünf Theatervorführungen in der Schopfheimer Stadthalle wurden 628 Besucher gezählt, was einer Auslastung von 23 Prozent entspricht; jeder Platz wurde mit gut 53  Euro subventioniert. „Wir versuchen, ein Programm zu gestalten, das mehr jüngere Leute anspricht“, so Schmidtner. Die Subventionen für das Theater lagen im Schnitt der vergangenen Jahre, während die Zahl der Abonnenten von 88  auf 74 zurückging.

Bei den Kleinkunstveranstaltungen in der Kirche St. Agathe und im Museumskeller wurden die Besucherzahlen von 102 auf 251 gesteigert, entsprechend einer Auslastung von 52 Prozent und einer Förderung von 20,60 Euro pro Platz. Die Kindertheatervorstellungen in der Schopfheimer Stadthalle wurden von 681 Gästen besucht, was einer Auslastung von 60 Prozent und einer Subvention von 4,86 Euro pro Platz entspricht.

Die mit 337 Plätzen bestuhlte Wehrer Stadthalle ist der Aufführungsort der Schlosskonzerte, die Liebhaber klassischer Musik ansprechen. Die fünf hochkarätigen Konzerte zogen 863 Besucher an, entsprechend einer Auslastung von mehr als 51 Prozent, wobei jeder Platz mit 10,60 Euro bezuschusst wurde. Die Zahl der Abonnenten ging von 96 auf 88 zurück, dafür wurden aber mehr Einzelkarten verkauft.

Die Kleinkunstangebote, die vorwiegend im Öflinger „Kulturm“ stattfinden, zogen 574 Gäste an, die Auslastung betrug 74 Prozent und die Subvention weniger als zehn Euro pro Platz. Die Kulturscheune Brandl im Enkendorf war mit 280 Besuchern vollständig ausgelastet und benötigte nur einen Zuschuss von 7,40 Euro pro Platz. In der Galerie des Alten Schlosses fanden sieben Kunstausstellungen statt. Die Dauer der Präsentationen wurde von acht auf vier bis fünf Wochen verkürzt.

„Es ist klar, dass sich diese Kulturveranstaltungen betriebswirtschaftlich niemals rechnen werden, sonst würden es ja private Anbieter machen“, erklärte Wehrs Bürgermeister Michael Thater. Die Rechenschaftsberichte ermöglichten eine Debatte über die Frage, „was uns die Kultur wert ist“, sagte der Rathauschef und meinte: „Das Geld ist sinnvoll investiert.“ Auch Michael Böhler, Gemeinderat von Schopfheim, lobte die Kulturarbeit und betonte die Bedeutung der Kultur als weichen Standortfaktor.

Schopfheims Bürgermeister Dirk Harscher schloss sich dieser Einschätzung grundsätzlich an, meinte aber, dass „50 Euro Subventionen pro Platz beim Kulturabonnement schon ins Auge fallen“. Die 550 Plätze der Schopfheimer Stadthalle besser zu füllen, sei eine fortdauernde Aufgabe. „Wenn bei den Subventionen eine Drei an erster Stelle stünde, wären wir zufrieden“, sagte er, wobei er sich anmerken ließ, dass diese ambitionierte Zielvorgabe nicht ganz wörtlich zu nehmen ist.

Das Kulturabonnement der Saison 2025/26 in Schopfheim beginnt am 24.¦September und bietet fünf Veranstaltungen, darunter ein Neujahrskonzert und eine Lachnacht sowie zwei ernsthafte Theaterstücke zu den Themen Rassismus und zu Alan Turing, der die Chiffriermaschine der Nazis entschlüsselt hat. Es gibt drei Kindertheater- und sechs Kleinkunstveranstaltungen, davon fünfmal einen Poetry-Slam, außerdem zwei Kunstausstellungen.

In Wehr sind für die kommende Saison fünf Schlosskonzerte (zwei davon mit dem Oberrheinischen Sinfonieorchester Lörrach) vorgesehen, ebenso sechs Kleinkunstveranstaltungen, darunter ein Poetry-Slam und ein Improvisationstheater. Viermal lädt die Kulturscheune Brandl im Enkendorf zu Konzerten und Comedy ein, es gibt ein Konzert im Rahmen des Gitarrenfestivals „Akkorde am Hochrhein“ sowie fünf Kunstausstellungen.

Die Kulturämter möchten ihre Veranstaltungen stärker bewerben und noch mehr Präsenz auf sozialen Medien, auch mittels bezahlter Werbung, zeigen. In der vergangenen Saison wurde für Schüler und Studenten eine ermäßigte Preiskategorie mit Karten zu 10¦Euro eingeführt, was dazu geführt habe, dass mehr Personen aus dieser Zielgruppe gekommen seien, sagte Katharina Reitinger. „Wir denken über weitere Preisnachlässe nach.“

In der kommenden Saison wird auch eine Bonuskarte eingeführt: Besucher können sie bei gebührenpflichtigen Veranstaltungen abstempeln lassen, mit acht Stempeln gibt es die neunte gratis. Wer als Abonnent einen Abonnenten wirbt, erhält einen Rabatt von 20 Prozent. „Wir haben dadurch in Schopfheim schon drei, in Wehr zwei neue Abonnenten gewonnen“, berichtete Patrick Schmidtner. Auch Rückmeldungen sollen künftig möglich sein, denn: „Derzeit können wir nur anhand der Besucherzahlen abschätzen, ob eine Veranstaltung gut ankam.“ Künstler, die im Alten Schloss in Wehr ausstellen, müssen künftig eine Verkaufsprovision von 20¦Prozent und eine Werbekostenpauschale von 150¦Euro bezahlen.