Höchenschwand „Dass sich die Menschen auf dem Land wie früher gegenseitig kennen, ist nicht mehr selbstverständlich, sodass die soziale Verankerung oft wackelt“, das hat Anni Vogelbacher, die Vorsitzende des Nachbarschaftsvereins Höchenschwand, festgestellt. 159 Mitglieder zählt der Verein. Einsamen Menschen und denjenigen mit Beeinträchtigungen möchte der Verein helfen.

Wenn jemand Hilfe braucht, reicht ein Telefonanruf bei Anni Vogelbacher oder Einsatzleiterin Rita Frommherz. Der Verein bietet zahlreiche Dienstleistungen und Einsatzmöglichkeiten an. Braucht jemand Hilfe beim Leeren des Briefkastens oder beim dabei, den Müll vors Haus zu stellen? Oder wünscht sich jemand, dass ein Helfer mit ihm spazieren geht, gemeinsam mit ihm einen Behördengang oder den Wocheneinkauf erledigt, oder einfach nur plaudert oder zuhört? Bei all diesen Bedürfnissen ist der Verein ansprechbar.

Schon mit kleinen Hilfestellungen im Alltag lasse sich die Lebensqualität ihrer Klienten erheblich verbessern, sagen die Vorsitzende und ihre Einsatzleiterin. Sie wollen, dass die Menschen so lange wie möglich daheim leben können in ihrer gewohnten Umgebung. Aus den Unterstützungsleistungen können bereichernde Begegnungen entstehen – für beide Seiten. „Man wird demütig und dankbar“, sagt Frommherz schlicht, die Arbeit relativiere die kleinen eigenen Alltagsprobleme. „Man spürt eine Zufriedenheit, die man früher nie wahrgenommen hätte.“

Wenn Vogelbacher und Frommherz zurückdenken, blitzen in ihren Erinnerungen Bilder von Menschen auf, deren Hände sie in einsamen, traurigen Momenten streicheln. Aber auch fröhliche Bilder von Menschen, die glücklich lächeln, weil die beiden für sie da sind und sich Zeit für sie nehmen, mit ihnen plaudern oder Karten oder Brettspiele spielen. 32 Helfer stehen Vogelbacher und Frommherz in ihrer unermüdlichen Arbeit zur Seite.

Feinfühlig sein, Geborgenheit und Wärme vermitteln, zuhören und einfach trösten – das Herzstück des Nachbarschaftsvereins ist das soziale Miteinander. Aktivitäten wie gemeinsame Mittagessen fördern das Gemeinschaftsgefühl, sind sich Vogelbacher und Frommherz sicher. Was sicherlich weiterhin ein Thema für die Zukunft sein wird, sei das Thema Einsamkeit, erklärt Anni Vogelbacher. Spaziergänge mit älteren Menschen, gemeinsame Mittagessen oder Begleitung beim Arztbesuch: Genügend liebevolle Zuwendungen gebe es, die Helfer kämen aber auch gelegentlich an ihre Grenzen, denn einen verstorbenen Partner könnten sie nicht ersetzen.

Erfolgreich seien die gemeinsamen Mittagessen einmal in der Woche in einem von neun Restaurants auf dem Höchenschwander Berg. „Die Treffen sind sehr harmonisch und wir werden richtig verwöhnt von den Wirten und zum anderen tut den Menschen die Unterhaltung gut“, bekräftigt Vogelbacher. Gedächtnistraining sei auch möglich: Nachbarschaftshelferin Gisela Satzer biete außerhalb der Ferienzeit im katholischen Pfarrsaal alle zwei Wochen Gedächtnistraining an.

Vielen Menschen standen Anni Vogelbacher und Rita Frommherz in den vergangenen sechs Jahren ihres Engagements, seit der Verein existiert, für die Nachbarschaftshilfe zur Seite. Ohne die Helfer des Vereins würde der nicht selten triste Alltag der alten oder einsamen Menschen, die in der Regel keine Mitglieder des Vereins sind, wohl noch sehr viel grauer aussehen. Für die Helfer gebe es eine finanzielle Entschädigung, für die Vorstandsmitglieder nicht. „Wir zahlen den Helfern neun Euro Aufwandsentschädigung pro Stunde und den Klienten stellen wir neun Euro pro Stunde in Rechnung“, erklärt Vogelbacher. Es bleibe nichts am Verein hängen. „Der Verein finanziert sich lediglich über die Mitgliedsbeiträge und über Spenden.“ Eine Bereicherung für den Verein ist es, dass seit der Hauptversammlung vor wenigen Wochen auch die beiden Bürgermeister Sebastian Stiegeler und Thomas Kaiser zum Vorstandsgremium gehören.

Der Helferkreis wird von Vogelbacher oder Frommherz an Personen mit Unterstützungsbedarf im Quartier vermittelt, inzwischen gehört auch Häusern dazu. Circa 23.000 Kilometer und 3000 Einsatzstunden waren die Helfer beispielsweise vergangenes Jahr unterwegs. Die Klientin oder der Klient, der zu Hause versorgt wird, hat – egal in welcher Pflegestufe – Anspruch auf einen Entlastungsbetrag von 131 Euro im Monat. Das sei der Betrag für vierzehneinhalb Stunden im Monat, beziehungsweise ungefähr drei Stunden in der Woche. „Damit Sie das an uns bezahlte Geld erstattet bekommen, müssen Sie unsere Rechnung bei der Pflegekasse der jeweiligen Krankenkasse einreichen“, erklärt Vogelbacher. Anni Vogelbacher ist unter der Telefonnummer 07672/809396 zu erreichen.