Beim Eintreten riecht es nach Desinfektionsmittel und Fluor. An der Empfangstheke grüßen Helferinnen in blauen Poloshirts und weißen Hosen. Im Wartezimmer liegen auf einem Beistelltisch Lesezirkel-Illustrierte aus. Eine Zahnarztpraxis wie jede? Nein. Denn seit einem Dreivierteljahr versuchen die Laufenburger Dentistin Janka Gefferth und ihr vierköpfiges Team möglichst auf Plastik und Einwegprodukte zu verzichten.

2018 begann die Zahnärztin gezielt darüber nachzudenken, wie sie nicht nur zuhause, sondern auch in ihrer Praxis den Verbrauch von Ressourcen verringern könne. Denn wie überall im Gesundheitsbereich entsteht auch in einer Zahnarztpraxis sehr viel Müll. „Zum einen natürlich, weil Hygienevorschriften vieles vorgeben. Aber auch, weil man sich nicht genügend Gedanken macht“, berichtet Gefferth.

Also machte sie sich Gedanken über die Abläufe in ihrer Praxis und sprach mit ihren Mitarbeiterinnen und Azubis darüber. Wie könnte man Müll vermeiden? Wie könnte man dennoch anfallenden Müll besser trennen? Wie könnte man mehr Stoffe wiederverwerten?

Die Stifte der Keramik-Inlays bestehen aus dem wertvollen Metall Aluminium und werden deshalb gesammelt.
Die Stifte der Keramik-Inlays bestehen aus dem wertvollen Metall Aluminium und werden deshalb gesammelt. | Bild: Vonberg, Markus

Im Februar 2019 informierte die Praxis ihre Patienten: „Flüsse, Seen, vor allem die Meere sind voll von Mikroplastik, was das Wasser ungenießbar und für das Leben der Tiere ungeeignet macht. Deshalb haben wir uns entschlossen, etwas zu unternehmen. Wir möchten einen Akzent setzen und glauben daran, dass viele kleine Ergebnisse ein großes schaffen. Wir möchten in unserem Bereich schauen, wo wir Plastik und Müll vermeiden können.“

Der ersten Schritte waren schnell gemacht: So wurden die Plastikbecher, die in den Behandlungsräumen zum Ausspülen des Mundes bereitstehen, durch Behältnisse aus kompostierbarer Pappe ersetzt. Statt Zahnbürsten aus Kunststoff erhielten die Patienten welche aus Bambus gereicht. Nur die Borsten bestehen weiter aus einem nylonähnlichen Material.

Manche scheinbar naheliegende Idee ließ sich allerdings nicht umsetzen. So hätte Janka Gefferth gerne die papiernen Einweghandtücher in ihrer Praxis durch Frotteehandtücher ersetzt. Aufgrund der Hygienevorschriften sei dies aber praktisch nicht zu verwirklichen, sagt die Zahnärztin bedauernd.

Ganz ohne Plastik geht es nicht. Doch die Praxis fürht die aus Hartkunststoff bestehenden Füllspritzen der Wiederverwertung zu.
Ganz ohne Plastik geht es nicht. Doch die Praxis fürht die aus Hartkunststoff bestehenden Füllspritzen der Wiederverwertung zu. | Bild: Vonberg, Markus

Mehr Erfolg hatte das Praxisteam bei der Eindämmung des Verpackungsmülls. Gefferth: „Wir bestellen Material zum Beispiel nicht mehr fünf Mal sondern nur noch ein Mal im Monat.“ Das sei zwar wesentlich aufwändiger, weil man sich mehr Gedanken zur Vorratshaltung machen und Lagerraum bereitstellen müsse. Es zahle sich aber aus. „Statt ehemals fünf gelben Säcken im Monat brauchen wir jetzt nur noch zwei.“

Eine Zahnarztpraxis ohne Kunststoff ist die von Janka Gefferth aber trotzdem nicht. „Wir werden aus Gründen der Hygiene in vielen Bereichen weiterhin Plastik verwenden müssen“, sagt die Zahnärztin. So ist auch bei ihr das sterile Vorsorgebesteck natürlich eingeschweißt. „Wir trennen aber die verschiedenen Bestandteile der Verpackung. Papier kommt zu Papier und Plastik kommt zu Plastik, damit wir es getrennt sammeln und zum Recycling bringen können.“

Mitunter muss die Zahnärztin recht dicke Bretter bohren, um Stoffe der Wiederverwertung zuzuführen. Ein Beispiel dafür sind die Spritzen zum Einbringen des Füllungsmaterials. Bei ihnen handelt es sich um aus hygienischen Gründen ebenfalls um Einweginstrumente. Sie bestehen im wesentlichen aus Hartplastik. Gefferth hat den Hersteller gebeten, das Hartplastik wieder zurückzunehmen. „Der wollte das aber nicht und hat uns geraten, das in den gelben Sack zu geben.“

Abgesehen davon, dass der gelbe Sack eigentlich mit dem Grünen Punkt gekennzeichneten Verpackungsmaterial vorbehalten ist, würden die Füllspritzen beim Aussortieren wegen ihrer Kleinheit der Verbrennung zugeführt. Deshalb sammelt Gefferth sie in ihrer Praxis und bringt sie selbst zum Hartkunststoff-Container auf den Recyclinghof.

Auch das Weichplastik der Vorsorgebesteck-Verpackungen wird gesammelt, um es recyceln zu können.
Auch das Weichplastik der Vorsorgebesteck-Verpackungen wird gesammelt, um es recyceln zu können. | Bild: Vonberg, Markus

Auch die Wiederverwertung der Aluminium-Stifte an den Keramik-Blöcken, aus denen Inlays oder Kronen gefertigt werden, ist ein Problem. Gefferth: „Das Aluminium ist eins zu eins recycelbar.“ Doch auch hier weigere sich der Hersteller, die Stifte zurückzunehmen. Mittlerweile ein Kilogramm Aluminium wartet deshalb in der Praxis auf seine Wiederverwertung.

Doch die Zahnärztin hat sich schon Gedanken gemacht: „Solche Halter fallen ja in allen Praxen an. Wir könnten sie gemeinsam sammeln und sie einem der aluminiumproduzierenden Werke im Landkreis zuführen!“

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Zur Person

Dr. Janka Gefferth wurde 1966 an der Ostsee geboren und wuchs in Ungarn auf. 1986 begann sie in Budapest mit dem Studium der Zahnmedizin, das sie nach ihrer Flucht 1988 in Freiburg im Breisgau fortsetzte und 1995 mit dem Examen beendete. 1997 folgte die Promotion, 1998 die Gründung der eigenen Praxis in Laufenburg. Seit drei Jahren wohnt sie auch in Laufenburg.