Im vergangenen Jahr hatte die Telefonseelsorge Lörrach-Waldshut insgesamt 4670 angenommene Telefonanrufe zu verzeichnen. Das geht aus dem Jahresbericht 2023 des Vereins hervor. Ein leichter Rückgang zum Vorjahr.
In der Region Hochrhein waren dies rund 13 Anrufe pro Tag, die besondere Aufmerksamkeit benötigten.
Wer ruft an?
Am häufigsten riefen Menschen zwischen 50 und 69 Jahren an, insgesamt 1867 Anruferinnen und Anrufer dieser Altersgruppe. Die große Not sei, keinen Gesprächspartner für ihre Probleme zu haben. „Einsamkeit ist ein ganz wesentlicher Grund für Anrufe. Und oft eine chronische Erkrankung“, erzählt uns Karl-Wilhelm Frommeyer von der Telefonseelsorge Lörrach-Waldshut.
Auffällig ist, dass die Altersklasse der 40- bis 49-Jährigen mit 814 Anrufern stärker vertreten ist, als die reiferen 70- bis 79-Jährigen mit nur etwa 585 Anrufen. Wobei gesagt sei, dass aus Wahrung der Anonymität das Alter nicht immer bekannt ist.
Fehlende Kontakte machen einsam
Für ihre Sorgen und Nöte benötigen die Anrufer am anderen Ende der Leitung einen Zuhörer, der geschult und respektvoll mit ihnen umgeht. Dabei sind die Themen der Gespräche vielschichtig, wie der Jahresbericht zeigt. Die drei häufigsten Gründe für Anrufe sind körperliche Beschwerden sowie schwierige familiäre Beziehungen und depressive Stimmungen. Auch Einsamkeit spielt, wie der Verein von den zahlreichen Telefonaten her weiß, ebenso eine Rolle. Viele Menschen fallen heute durch das gesellschaftliche Raster, weil ihnen Kontakte aus dem Berufsleben oder zu Familienangehörigen fehlen.
Rund um die Telefonseelsorge
Stress und Erschöpfung im Alltag sorgen für Probleme
Auch der steigende Stress, die emotionale Erschöpfung und die schwierige Alltagsbewältigung seien vermehrt Ursache für viele zum Telefonhörer zu greifen. Ein hoher Anteil von 60 Prozent aller, ruft nach Angaben der Telefonseelsorge wiederholt an – wobei diese Gespräche in der Dauer beschränkt werden würden. Jedoch lassen sich die Gründe für alle Anrufe nicht immer klar trennen.
Erfreulich sei, dass sich die Ehrenamtlichen im Vergleich zum Vorjahr weniger mit Suizidgedanken oder Suiziden anderer beschäftigen. Laut Verein gingen die Zahlen hier zurück.
Telefonservice bietet Hilfe zur Selbsthilfe
Die ehrenamtlichen Helfer der Telefonseelsorge Lörrach-Waldshut bleiben dabei wie die Ratsuchenden selbst anonym. Und wichtig zu wissen: Die Telefonseelsorge löst keine Probleme und ist keine psychische Beratung.
Der kostenlose Telefonservice bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Nach dem Motto „aus Worten können Wege werden“. Daher erfordert die Arbeit der Seelsorger immer genaues Zuhören. „Wichtig ist für die Ehrenamtlichen, erst erfahren, dann einordnen“, sagt Frommeyer vom Verein. Durch gezieltes Fragen kann dann die ratsuchende Person selbst zu einer Lösung gelangen.
Der süddeutsche Verein steht mit nur 40 aktiven ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern etwa 396.000 Einwohnern aus den Landkreisen Lörrach und Waldshut zur Verfügung. „Nicht alle Schichten konnten wir abdecken, da wir zu wenig Leute haben“, sagt Frommeyer. Das Doppelte wäre seiner Meinung gut.
Im vergangenen Jahr bildete der Verein mit Sitz in Wehr nun sechs neue Mitarbeiter aus, die ab Sommer 2024 ihren ehrenamtlichen Dienst antreten. Nach eigenen Angaben ist die finanzielle Situation stabil. Der Verein trage sich aus kirchlichen und öffentlichen Zuschüssen sowie aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.