Nur fünf Monate nach der Gründungsversammlung hat der Verein „Zeittauschen“ mit Sitz in Wehr die Voraussetzung für sein ehrenamtliches Engagement geschaffen: eine App, mit der ein Zeitkonto gesteuert wird. Sie funktioniert als Plattform zum bargeldlosen Austausch von Dienstleistungen im deutschsprachigen Raum.
Wer hat die App programmiert?
Für den Verein „Zeittauschen“ hat sie die Schweizer Firma Be Brave AG aus Risch-Rotkreuz bei Zug kostenlos programmiert. Die Kosten für die Programmierung der App würden im sechsstelligen Bereich liegen, für die Initiatoren nicht aufzubringen.
Seit wann ist sie am Start?
„Wir haben die App jetzt im Beta-Stadium“, erklärt Norbert Schmitz, der zusammen mit Martin Denz den Vorsitz bildet. „Im Moment ist die App kostenfrei“, so Schmitz, „weil sie noch nicht fehlerfrei ist.“ Mitte Mai sei die App gestartet, sagt er, es sei von vorneherein klar gewesen, dass Nachjustierungen nötig sein werden. Jeder neue User wird darüber informiert. Mitglied oder Fördermitglied des Vereins „Zeittauschen“ kann man trotzdem werden.
Es wird ein Jahresbeitrag von zehn Euro erhoben, inklusive der App-Nutzung. Dies mit Blick auf die laufenden Kosten. Sonst gilt: „Es gibt keinerlei finanzielle Interessen – für uns nicht, für niemand“, stellt Martin Denz klar. Und: „Innerhalb unserer Community sind alle ehrenamtlich tätig. Wir vernetzen nur und stellen das Werkzeug, die App, zur Verfügung.“
Was können Nutzer beitragen?
Die beiden Vorsitzenden des Vereins „Zeittauschen“ sind bereit für die kommenden Herausforderungen. „Jetzt geht die eigentliche Arbeit los“, freuen sie sich, „jetzt geht es darum, Interesse zu wecken und Nutzer für die App zu finden.“ Norbert Schmitz: „Wir suchen Leute, die an der Idee mitarbeiten, die ihre speziellen Fähigkeiten einsetzen und die Idee weiterentwickeln möchten.“
Wie funktioniert die App?
Für die App ist nicht zwangsläufig ein mobiles Endgerät erforderlich, da es sich um eine webbasierte Lösung handelt. Sie kann also auch auf dem eigenen PC benutzt werden. Die Nutzer können nun gegenseitig Zeit und Dienstleistungen tauschen. Wer hilft, erhält die eingesetzte Zeit auf einem Zeitkonto gutgeschrieben. Diese kann im Gegenzug bei Bedarf eingelöst werden. Heißt: eine Stunde ist gleich eine Stunde. Oder, wie es die Vereinsvorsitzenden auf den Punkt bringen: „Eine Stunde geben – eine Stunde bekommen.“
Um welche Dienstleistungen geht es?
Die Liste der möglichen Dienstleistungen ist lang: Nachhilfeunterricht, Fahrdienst mit Pkw, Holzsägen, Rasenmähen, den Hund ausführen, Einkaufen, kleine Reparaturen, Handwerksdienste, Unterstützung am Computer und vieles mehr. „Kleine Gefälligkeiten, wenn jemand in Not ist“, beschreibt Norbert Schmitz die Voraussetzung. Gerade bei Kleinigkeiten, für die kein Handwerker zu begeistern ist, setzt das Konzept von „Zeittauschen“ ein.
Schmitz setzt die Idee des Vereins mit der Nachbarschaftshilfe gleich – „nur ohne Nachbar“. Einzige Einschränkung: Es darf kein dauerhafter, regelmäßiger Job werden. „Sollte eine Dienstleistung in eine größere Reparatur ausarten, sollte eine Firma angefragt werden“, merken Schmitz und Denz an.
Was bietet die App sonst noch?
Die App enthält auch einen Online-Marktplatz, auf dem Dinge ausschließlich verschenkt werden können. „Es darf nichts verkauft werden“, so Norbert Schmitz. Was der Verein auch bezweckt: „Wir möchten alle bestehenden Initiativen in unserer Region und darüber hinaus miteinander zu verbinden“, sagen Schmitz und Denz. „Darüber hinaus“ umfasst den deutschsprachigen Raum mit Deutschland, Österreich und der Schweiz. Jede Initiative behält ihre vollkommene Eigenständigkeit. Das Projekt des Vereins „Zeittauschen“ ist vom Land Baden-Württemberg in das Förderprogramm „Beteiligungstaler“ aufgenommen worden.