Polizisten sind auch nur Menschen wie du und ich. Mit Stärken und Schwächen, der eine hat davon mehr, der andere weniger. Für den dunkleren Teil menschlicher Eigen- und Leidenschaften stand beispielhaft eine Nachricht, die auch die Menschen in unserer Region im November vor 25 Jahren aus dem neuen Bundesland Sachsen erreichte: „Polizeichef betrunken auf Flucht vor Polizeistreife.“

Unterwegs im privaten Opel

Für eine Schlagzeile dieser Güte war der 56-jährige Leiter der Polizeidirektion in Bautzen gut. In seinem privaten Opel fiel er mit einer Fahrweise auf, die im Polizeijargon als „unsicher“ bezeichnet wird. Die Streifenwagenbesatzung hielt deshalb die Kelle raus, damit sie ihn kontrollieren kann, doch der Opel-Fahrer reagierte nicht.

Oh! Der Chef sitzt am Steuer

Nach einer etwa 500 Meter langen Verfolgungsfahrt stoppten die Beamten den Wagen dann doch. Und wer saß da am Steuer? Ihr Chef. Da machten alle große Augen. Doch statt nun brav in den Alcomaten zu blasen, gab der Oberpolizist Gas. Eine Querstraße weiter wurde der Fliehende dann aber endgültig von seinen Untergebenen ausgebremst. Und dann in das Polizeipräsidium von Dresden strafversetzt.

Er folgt dem Ruf in den Osten

Was das alles mit uns im südlichsten der alten Bundesländer zu tun hat? Nun – der Bautzener Polizei-Direktor war sieben Jahre zuvor noch der Leiter der Schutzpolizei im Landkreis Waldshut gewesen. Im Jahr 1992 folgte er – wie zwei weitere Beamte der Polizeidirektion Waldshut-Tiengen – dem Ruf nach westlicher Aufbauhilfe in der Ex-DDR, die gerade ihr System umkrempeln musste. Auch die Bürokratie wurde westdeutsch.

Das könnte Sie auch interessieren

Seine Beliebtheit schützt ihn nicht

Versüßt wurde dies allen wechselbereiten „Wessis“ durch den quasi garantierten Aufstieg in Besoldungsgruppen und Funktionen, den kaum einer von ihnen erreicht hätte, wäre er im Westen geblieben. So war es auch im Fall des 56-jährigen früheren Polizeibeamten in Waldshut. Vom „Ersten Hauptkommissar“ im gehobenen Dienst schaffte er es in der Lausitz schnell in den höheren Dienst, wurde Rat und Oberrat und schließlich Polizeidirektor. Doch weder das noch seine von den Lausitzer Zeitungen herausgestellte Beliebtheit bei Kollegen und Bevölkerung schützten ihn vor den Folgen seines Aussetzers.