Dramatische Szenen einer Geiselnahme spielten sich an einem Samstagabend Anfang Oktober 1994 im Vorraum des Waldshuter Polizeireviers ab. Die vom Täter mit einem Revolver bedrohte junge Frau aus einer Waldshuter Kreisgemeinde durchlebte Momente der Todesangst.
35-Jähriger droht Frau zu erschießen
Das Geiseldrama begann kurz nach 18 Uhr, als ein stark alkoholisierter 35-jähriger Mann bei der Polizei in der Poststraße erschien und einen ihm bekannten Beamten sprechen wollte. Der war jedoch nicht im Dienst. Worauf der Mann verärgert den Vorraum des Reviers wieder verließ, in dem sich auch eine junge Mutter mit zwei Kleinkindern aufhielt. Sie war gerade von ihrem Mann aus der Wohnung geworfen worden und wartete jetzt auf Aufnahme im Frauenhaus. Minuten später kehrte der 35-Jährige zurück, wobei er eine auf der Straße als Geisel genommene junge Frau vor sich her schob und sie mit einem Revolver bedrohte.
Er werde sie töten, schrie er, sollte er nicht die Diensträume gelassen werden. Während einer der Beamten hinter der schusssicheren Glasscheibe des Vorraums mit einem ruhigen Gespräch über die Gegensprechanlage erreichte, dass die Mutter mit ihren Kindern das Revier verlassen konnte, hielt der Täter sein Opfer eng umschlungen fest und drückte der Frau die Waffe ständig an die Schläfe. Zwischen ruhigen Gesprächsphasen und verbalen Exzessen mit Todesdrohungen schwankend, zogen sich die Verhandlungen hin, während Einsatzkräfte vor dem Gebäude in Stellung gingen.
Der kritische Punkt war erreicht, als der Täter zu einem tödlichen Countdown ansetzte. Am Ende des Abzählens sollte die Erschießung der Frau stehen. Als diese in ihrer lebensbedrohlichen Lage eine reflexhafte Bewegung machte, fiel die Waffe zu Boden. Dabei löste sich ein Schuss. Sofort stürmten hinter der Tür postierte Polizisten in den Vorraum und überwältigten den Geiselnehmer. Dass der Revolver sich als Schreckschusswaffe entpuppte und der Täter wohl private Probleme hatte, machte das alptraumhafte Geschehen für das Geiselopfer nur einen Hauch erträglicher.