„Dass sie hier spielen, ist für mich eine Sensation“, so Kurator Michael Hiltbrunner über den Auftritt des Institus für Feinmotorik im Laufenburger Rehmann-Museum. Die Gruppe gab am Samstag seit vielen Jahren ihren ersten Auftritt in der Nähe ihrer Heimatstadt Bad Säckingen, wo sie sich 1997 gründete. Seitdem veröffentlichten Marc Matter, Daniel van den Eijkel und Florian Meyer mehrere Platten und spielten Auftritte rund um die Welt.
Unter den Zuhörern im Rehmann-Museum stieß die experimentelle Musik des IFF auf Begeisterung – trotz oder gerade wegen der durchaus ungewohnten Klänge, die die Gruppe mit ihrem Octogrammoticum, einem eigens kreierten Instrumenten-Setup bestehend aus acht präparierten Plattenspielern und DJ-Mixern, erzeugt.
Zwischen tanzbaren Rhythmen und schrillen Klängen
Zunächst liegt nur eine brummende Fläche im Raum des Rehmann-Museums, der mit etwa 60 Zuschauern bis zum Anschlag gefüllt ist. Doch Stück für Stück brechen sich rhythmische Elemente bahn, überlagern sich, werden präsenter und die ersten Zuschauer beginnen, ihren Oberkörper zum Rhythmus zu bewegen. Meyer greift zu einer Schere, schneidet ein Stück Klebeband ab und klebt es auf einen sich drehenden Plattenspieler, sodass es bei jeder Umdrehung in Wechselwirkung mit dem über die Platte gespannten Haushaltsgummi ein Geräusch erzeugt.
Mit höchster Konzentration gelingt es den drei Männern, ihrem Octogrammoticum mit verschiedenen Haushaltsgegenständen auf rein mechanische Weise eine elektronisch anmutende Musik zu entlocken. Sie changiert zwischen tanzbaren Rhythmen, geräuschhaften Elementen und schrillen Klängen und zieht die Zuschauer im Rehmann-Museum so bis zum letzten Moment in ihren Bann.
Michael Hiltbrunner verfolgt das IFF seit seiner Gründung
Für Kurator Michael Hiltbrunner ist der Auftritt des IFF ein besonderes Highlight und angesichts des hohen Interesses auch ein „schöner Erfolg“. Er selbst verfolgt das Institut für Feinmotorik bereits seit deren Gründung im Jahr 1997. Seitdem gelang der Gruppe eine internationale Karriere, die sie bis nach Südamerika und auf die Seiten kanadischer Szene-Magazine führte. „Das war mit eine Motivation für mich, an den Hochrhein zu ziehen, weil ich wusste, dass hier das IFF gegründet wurde“, erklärte Hiltbrunner.
Seine aktuelle Ausstellung im Rehmann-Museum beschäftigt sich mit den Verbindungen von Kunst und Technologie. „Wir befinden uns den ganzen Tag in einer digitalen Parallelwelt, aber dafür spielen auch mechanische Prozesse eine Rolle“, erklärte er und verwies auf die technologische Bedeutung von Wasserkraft und Pumpspeicherkraftwerken. Mit dem Auftritt des IFF wolle er auch eine Möglichkeit eröffnen, um das Mechanische auf eine künstlerische Art und Weise neu zu denken.
Marina Mello begeistert mit experimentellem Harfenspiel
Dies gelang auch der brasilianischen Künstlerin Marina Mello, die anstatt der kurzfristig erkrankten Catherine Guesde den ersten Auftritt des Abends spielte. Mit ihrem experimentellen Harfenspiel, bei dem sie geschickt die Resonanz von Raum und Instrument nutzte, baute sie einen fast 40-minütigen Spannungsbogen auf.

Sorgte zunächst ein tiefes Brummen für eine fast meditative Atmosphäre, wandelte sich diese schon bald in eine dynamische Hektik. Mit schreienden Klängen, einzelnen melodiehaften Passagen und einer nervösen Geräuschkulisse, die sie mithilfe von schwingenden Plastikflaschen erzeugte, gelang es Mello, das Publikum bis zuletzt im Ungewissen zu halten.