Musik mit Klebestreifen oder Gummibändern – dieses Können besitzt die aus Bad Säckingen stammende Künstlergruppe namens Institut für Feinmotorik. Nach ihrer Gründung im Jahr 1997 gewannen sie internationale Bekanntheit durch ihre experimentelle Musik. Einen ihrer ersten Auftritte hatte die Gruppe in einem Basler Offspace, einem Ausstellungsraum für junge, zeitgenössische Kunst. Als Zuschauer dabei und fasziniert von den außergewöhnlichen Klängen war der damalige Student Michael Hiltbrunner, der heute Kurator des Laufenburger Rehmann-Museums ist. Auf seine Einladung tritt das Institut für Feinmotorik dort am 8. Februar um 19 Uhr auf – das erste Mal seit langer Zeit wieder in der Nähe ihrer Heimat.
Drei Künstler erzeugen ungewöhnliche Klänge
Wenn Marc Matter, Daniel van den Eijkel und Florian Meyer Musik machen, nutzen sie dafür weder ihre Stimme noch klassische Instrumente. Stattdessen spielen sie auf dem selbst entwickelten Octogrammoticum, bestehend aus acht präparierten Plattenspielern und DJ-Mixern. Allerdings werden die Plattenspieler nicht mit Schallplatten bespielt, sondern mit allerlei Haushaltsmaterialien wie Klebebändern. So kreiert die Gruppe „eine Art Musik, die zwischen geräuschafter Noise-Musik, brummenden Flächen und rumpeligen Rhythmen changiert“, erklärt Mitglied van den Eijkel.
Diese experimentellen und für die Ohren der meisten Zuhörer ziemlich ungewöhnlichen Klänge haben den drei Musikern zu einer internationalen Karriere beholfen, die sie bis nach Südamerika und in kanadische Szene-Magazine führte. Begonnen hat alles in ihrer Heimatstadt Bad Säckingen.
„Unser Projekt entwickelte sich aus der gemeinsamen Beschäftigung mit experimenteller Musik und dem Wunsch, selbst etwas in die Richtung zu machen“, erzählt Matter. Zunächst spielten die damals zwischen 22 und 24 Jahre alten Künstler in der Vita Kulturfabrik, ein Musik- und Jugendtreff in den 90ern. „Vor allem in der sogenannten Post-Vita in der Güterstrasse waren wir damals aktiv, haben dort Ideen entwickelt, unsere erste Schallplatte aufgenommen und auch live gespielt“, so Matter.
Die Alben wurden im Alten Gefängnis in Bad Säckingen aufgenommen
Nach Auftritten in Zürich und Basel und der Veröffentlichung der ersten beiden Alben erlangte die Künstlergruppe schnell überregionale Bekanntheit und folgte einer Einladung nach Köln. „Dort war damals eine vielseitige Musik-Szene aktiv, die zwischen experimentellen Ansätzen und Clubmusik wie etwa Techno vermittelte“, erklärt Meyer. Die Gruppe trat bald auch international auf und entwickelte sich mit neuen Projekten in verschiedenen Stilrichtungen weiter. Ihre Alben wurden in vielen Magazinen besprochen, so beispielsweise in der englischen Musikzeitschrift „The Wire“, im nordamerikanischen Szene-Magazin „Vice“ und in der deutschen Musikzeitschrift „Spex“.

Die Aufnahmen für diese Alben fanden teilweise in Bad Säckingen im Jugendhaus statt, wo sie dank der Erlaubnis des damaligen Leiters Ewald Hegener und später Peter Knorre in den Ferien ihre Musik aufnehmen konnten. „Bad Säckingen und die Region sind bis heute wichtig für uns als Ort für Produktion, Aufnahmen und Auftritte“, erzählt Matter.
Neue Aufnahmen des Instituts für Feinmotorik sollen in diesem Jahr erscheinen
„Das war für uns natürlich eine interessante Zeit“, berichtet Meyer und denkt an einige Höhepunkte wie die Tournee durch Südamerika. Hier spielten sie auf Einladung des Goethe-Instituts im Jahr 2007 unter anderem in Buenos Aires und São Paulo. Im Jahr 2011 erhielt die Gruppe für ihr Hörspiel „Die 50 Skulpturen des Institut für Feinmotorik“ den Karl-Sczuka-Preis des SWR.
Nach einer vorübergehenden Auflösung im Jahr 2014 fokussierten sich die drei Musiker auf persönliche Projekte, auch weil es sie an unterschiedliche Orte verschlagen hatte. Doch seitdem alle in Berlin leben, machen sie wieder gemeinsame Musik. „Wir haben auch neue Aufnahmen gemacht, die hoffentlich noch dieses Jahr erscheinen“, erzählt van den Eijkel. Sie traten im vergangenen Jahr in Düsseldorf und Hamburg auf – und bald auch im Rehmann-Museum in Laufenburg.
Kurator des Rehmann-Museums ist Fan der ersten Stunde
Kurator Michael Hiltbrunner verfolgt die Entwicklung des Instituts für Feinmotorik seit Beginn und war bei einigen der ersten Auftritte dabei. „Ich erinnere mich noch, dass ich es damals überraschend und lustig fand. Ich war irgendwie sofort begeistert von den experimentellen und elektronischen Klängen“, erzählt Hiltbrunner. Als er davon erfuhr, dass die Gruppe wieder gemeinsame Auftritte spielt, habe er sofort angerufen. „Wenn Bad Säckingen und Basel zu langsam sind, dann greife ich zu“, habe er gedacht.
Matter, Meyer und van den Eijkel folgten der Einladung gern. Sie freuen sich, wieder einen Auftritt in der Region zu spielen, in der sie bis heute fest verwurzelt sind. Noch dazu passe das Thema der aktuellen Ausstellung im Rehmann „Kunst und Technologie“ zur Herangehensweise der Gruppe. „In unserem Fall mischen wir eine relativ alte Technologie – den Plattenspieler – mit neuen Verwendungen und Spieltechniken“, erklärt Matter. Der Auftritt findet am 8. Februar im Rehmann-Museum statt. Ebenfalls wird die Pariser Gitarristin Catherine Guesde auftreten. Da die Plätze begrenzt sind, wird eine vorausgehende Reservierung empfohlen.