„Besonders am Boxring Klettgau ist, dass es den Verein überhaupt noch gibt“, sagt der Vorsitzende Gerhard Grether lachend. Im Verlauf der Zeit habe der Verein einzelne Herausforderungen überwinden müssen, die größte 1965/66: „Da wäre der Verein fast aufgelöst worden, wenn Edwin Schlatter als Vorsitzender und Trainer aufgehört hätte. Obwohl er aufhören wollte, hat er weitergemacht und deshalb feiern wir dieses Jahr 70 Jahre“, erklärt Grether.

Anfänge des Boxrings und der Karriere von Grether

Der Boxring Klettgau wurde im Jahr 1955 gegründet, wie Gerhard Grether erklärt: „Im Jahre 1955 kamen die Brüder Horst und Arnold Schendel aus der DDR an den Hochrhein. Beim Turnverein Lauchringen bekamen die beiden die Möglichkeit, ihren Boxsport weiterzubetreiben. Mit ein paar anderen Sportsfreunden gründeten sie dann den Boxclub Lauchringen, eine Abteilung des Turnvereins.“ Das genaue Gründungsdatum ist der 25. April 1955. Ein paar Jahre später nannte sich der Verein in Boxring Klettgau um und trainiert seither in der heutigen Johann-Peter-Hebel-Schule in Tiengen.

Gerhard Grether ist 1965 in den Verein eingetreten. Der 74-Jährige ist seit 45 Jahren Trainer, 35 Jahren Vorsitzender und seit 60 Jahren aktiv im Boxsport. „Es gibt wenige, die so lange dabei sind“, sagt Grether.

„Neben dem Boxen habe ich früher Fußball gespielt und das hat mir auch sehr gefallen, aber mit der Zeit musste ich mich für eine Sportart entscheiden und habe mich für den Boxsport entschieden.“ Diese Entscheidung sei richtig gewesen. „Ich hatte eine gute Karriere, hatte insgesamt 340 Kämpfe, wurde 18-mal südbadischer Meister, achtmal badischer Meister, zweimal süddeutscher Meister und einmal deutscher Meister. Außerdem war ich in der Nationalmannschaft“, blickt er auf seine Karriere zurück.

Unterstützung des Boxrings und Nachwuchsförderung

„Jemanden aus diesem kleinen Dorf so zu fördern, dass er so weit nach oben kommt, das ist schon bemerkenswert“, ergänzt er und betont, dass der Boxring in dieser Zeit eine sehr große Unterstützung gewesen sei.

„Und wenn man zwei bis vier gute aktive Boxer hat, dann kommen auch andere und sagen: Oh Boxen ist ja interessant, das will ich auch machen.“ Die Aufmerksamkeit sei für den Sport sehr wichtig: „Wir hatten früher vier bis fünf Veranstaltungen jedes Jahr, darunter vor allem die Kämpfe beim Schwyzertag oder bei der Chilbi. Dadurch, dass wir so oft in Tiengen geboxt haben, sind auch wieder viele dazugekommen und haben sich fürs Boxen interessiert.“

Der Nachwuchs habe ihm aber nie wirklich Sorgen bereitet, außer während der Corona-Pandemie: „Dort durften wir, wie alle anderen Sportarten auch eingeschränkt wurden, nicht mehr boxen. Aber das hat sich danach wieder normalisiert. Heute habe ich einen Haufen Kinder – ungefähr 54 Kinder von fünf bis 15 Jahre.“ Grether ist besonders wichtig, dass die Kinder auch für den Alltag geschult werden: „Ich trainiere die Kinder auch sekundär fürs Leben. Ich bringe ihnen bei, wie sie sich in einer Gefahrensituation im Alltag, wie einem Messerangriff, selbst verteidigen können.“ Gerade bei den Mädchen sei ihm dies wichtig.

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Und was hat sich im Boxsport verändert? „Früher hast du gewonnen, wenn der Gegner am Boden lag. Heute ist es genau andersrum: Wenn du technisch sehr gut bist, hast du den Kampf schon fast gewonnen“, betont Grether. Früher sei es die Härte gewesen und heute sei die Technik das Entscheidende, erklärt Grether. „Wenn ich so zurückdenke: Ich habe auch 340 Kämpfe gemacht und bin eigentlich noch froh, dass ich noch so fit bin vom Kopf her, denn der hat schon auch viel abbekommen“, scherzt Grether.

Im Training kümmert sich der 74-Jährige hauptsächlich um die Technik und die Taktik. In den Bereichen Koordination, Kondition und anderen Trainingsinhalten wird er von seinen Trainerkollegen Franz Kimmel, Patrick Loewert, Isah Bajrami, Mike Spähte und Murat Yildirim unterstützt. „Ich trainiere eigentlich mindestens fünfmal die Woche. Wenn am Wochenende Kämpfe sind, ändert sich die Anzahl des Trainings natürlich“, sagt Grether.

„Es ist geplant, dass ich gegen Ende des Jahres kürzertreten werde, weil es mir inzwischen einfach ein wenig zu viel geworden ist“, erklärt Grether und ergänzt: „Auch wegen meiner geliebten Frau. Ich war mein ganzes Leben viel unterwegs, wodurch sie auch viel allein war.“ Am Anfang sei sie noch oft mitgegangen, aber inzwischen kenne sie dort kaum noch andere Personen und fühle sich zu Hause wohler. „Es sind jetzt 60 Jahre, in denen ich aktiv war und irgendwann reicht es“, erklärt Grether.

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Pläne zum Jubiläum

Anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Boxring Klettgau findet der Verbandstag Baden-Württemberg am 20. September im Vereinsheim des FC Tiengen 08 statt. Für den 11. Oktober hat der Verein einen Gym Fight in der Stadthalle in Tiengen geplant. „Für unsere Mitglieder gibt es dann am 15. November noch ein Jubiläumsfest“, erklärt Grether.

„Mit dem Boxverband Baden-Württemberg (BVBW) arbeiten wir schon jahrelang zusammen, vor allem mit der Geschäftsführerin Erika Kaibach, dem Präsidenten Klaus Kaibach und dem Vizepräsidenten Anton Öhler. Wir sind diesen Personen auch sehr dankbar, dass sie den Verbandstag im September nach Tiengen gebracht haben.“