Wo heute Laufenburg liegt, existierte bereits vor rund 3000 Jahren eine Siedlung. Dies ergibt sich aus Bodenfunden, die bei den Umbauarbeiten des Museums Schiff in Laufenburg/CH gemacht wurden. Die bronzezeitlichen Funde seien von großer Bedeutung, sagt Reto Bucher, Bereichsleiter bei der Kantonsarchäologie Aargau, auf Anfrage unserer Zeitung.
„Hier wurde bereits 2000 Jahre vor der Stadtgründung zumindest zwischenzeitlich gelebt“
„Zusammen mit den im letzten Jahr geborgenen Funden aus der Marktgasse, die beim dortigen Leitungsbau zum Vorschein gekommen sind, konnte erstmals eine bronzezeitliche Besiedlung im östlichen Bereich der Altstadt von Laufenburg belegt werden – das heißt, hier wurde bereits 2000 Jahre vor der Stadtgründung zumindest zwischenzeitlich gelebt“, so Bucher. Aber auch die spätmittelalterlichen Funde seien wichtige Zeugen aus der Stadtgeschichte und machten den Stadtbrand von 1479 unmittelbar fassbar.
Die Kantonsarchäologie wurde im Rahmen des vor fast einem Jahr 2024 begonnenen Umbaus hinzugezogen. Die Funde wurden vor allem bei Eingriffen in den Boden zutage befördert, erläutert Bucher. Die Gegenstände offenbarten einen Einblick in die über 500-jährige Bau- und Nutzungsgeschichte des heutigen Museumsgebäudes.

So seien Spuren aus der Nutzungszeit des um 1805 aus zwei Liegenschaften zusammengefassten Gebäudes gefunden worden, erläutert Bucher. Darunter ein Keller und ein Schacht, der einem Metzger bei der gewerblichen Nutzung als Jauchegrube oder Abfallschacht diente. Entdeckt wurden verschiedene Böden aus Lehm oder einem sorgfältig verlegten Kopfsteinpflaster.
Hinweise auf den großen Laufenburger Stadtbrand
Brandschuttschichten dürften auf den großen Laufenburger Stadtbrand von 1479 hinweisen. Einige wenige gefundene Strukturen weisen auf die Vorgängerbebauung aus dem Hoch- und Spätmittelalter hin. Und es gibt auch überlieferte Funde, die römische Aktivitäten belegten. Westlich der heutigen Altstadt lag ein römisches Straßendorf, und es ist laut Bucher davon auszugehen, dass schon die Römer die Schmalstelle am Laufen als Brückenübergang über den Rhein nutzten.

3000 Jahre alte Keramikscheiben kommen ans Licht
Besonders interessant ist laut Reto Bucher der Beleg einer spätbronzezeitlichen Siedlungstätigkeit. Sie äußert sich durch eine charakteristische 20 bis 30 Zentimeter mächtige, dunkle, über den zwischen dem anstehenden Felsen abgelagerten Sand gelegene Schicht, aus der einige um die 3000 Jahre alte Keramikscherben geborgen werden konnten. Hierbei handelt es sich um die ältesten Funde, die unterhalb des Museumsgebäudes gemacht worden sind.
„Das Auffinden von Relikten aus vergangenen Zeiten und ihre entsprechende Ausformung ist immer wieder spannend, da man nie weiß, was effektiv zum Vorschein kommt und welche Geschichten diese Funde erzählen“, sagt Reto Bucher.

Die meisten der gemachten Funde stammen aus dem 15. Jahrhundert oder jüngeren Datums. Datiert werden die gefundenen Gegenstände wie die Keramik anhand ihrer Zusammensetzung, ihrer Form und den Verzierungen. Dies trifft auch für andere Fundgattungen wie Glas, Eisen und andere (Bunt-)Metallobjekte zu. Die naturwissenschaftliche Beprobung lässt eine Datierung über organische Materialien wie zum Beispiel Holz oder Knochen aus den dazugehörigen Schichten zu, wie Reto Bucher erklärt.
Spannend seien auch die in großformatigen Scherben überlieferten Alltagsgefäße aus der Kellerverfüllung aus der Zeit um 1600, da sie mehr über das alltägliche Leben der Menschen aus dieser Zeit erzählen. Um die Bedeutung der gemachten Funde bemessen zu können, wurden die archäologischen Funde mit bereits getätigten Ausgrabungen und Funden aus der Umgebung abgeglichen.

Da die Bodeneingriffe weitgehend abgeschlossen sind, geht Reto Bucher nicht von weiteren Funden aus. Möglich sei, dass noch etwas an der Fassade des Gebäudes gefunden wird, falls diese großflächig vom Verputz befreit werden sollte. Danach sehe es aktuell aber nicht aus.
Die gemachten Funde sollen nach der bei der Wiedereröffnung des Museums in die neu konzipierte Ausstellung integriert werden – beispielsweise soll die gut erhaltene Kopfsteinpflästerung weiterhin sichtbar bleiben. Die Bodenschichten sollen wieder zugedeckt werden, um sie vor der Verwitterung zu schützen.