Schwörstadt – Dieses Pfingstfest bringt für die evangelischen Christen in Schwörstadt einen Abschied: Der Festgottesdienst wird der letzte in der kleinen Michaeliskirche sein. Mit dem Gottesdienst wird sie entwidmet. Das Gebäude wird wieder zum Profanbau erklärt und verliert seine Weihe als Gotteshaus. Bereits seit einiger Zeit steht die evangelische Landeskirche Baden vor dem Problem, dass durch den Rückgang der Zahl der aktiven Christen etliche Kirchen nur noch mäßig genutzt werden. Nun will die Landeskirche den Gemeinden die Kirche nicht wegnehmen, aber sie sieht für die sehr gering genutzten keine Möglichkeit mehr, die doch recht hohen Beträge zum Erhalt und Betrieb aufzubringen.

Da im Ortsteil Dossenbach mit der Pelagiuskirche ein historisch wertvollerer Bau vorhanden ist, fiel die Entscheidung, die kleine Kirche in Schwörstadt aufzugeben. Pfarrer Clemens Ickelheimer verwies auch darauf, dass sie bereits seit längerer Zeit nur noch von sehr wenigen Gläubigen besucht wird. Außerdem bestehen mehrere bauliche Mängel, so etwa bei der Elektroinstallation und bei der Heizung, Feuchtigkeit entsteht wegen zu seltener Belüftung. Auch wären Umbauten für barrierefreien Zugang erforderlich. Aus diesen Gründen wurden nach der Pandemiepause die Gottesdienste nicht wieder aufgenommen.

Die Landeskirche stellte es der Kirchengemeinde frei, das Gebäude aus eigener Kraft zu halten. Das sei jedoch unmöglich. Die Gemeinde hatte nun ein Gutachten für die Umnutzung in Auftrag gegeben und sucht nach Kaufinteressenten. Der Grundstein für die Michaeliskirche wurde am 30. Juni 1957 gelegt, geweiht wurde sie am 20.¦April 1958. Äußerlich erscheint sie als einfacher Betonbau, doch das ist sie nicht. Gestaltet ist sie als mit dem Chor vereinigtes Langhaus. Innen kommt die durchdachte Architektur viel besser zur Geltung, die Holzdecke verleiht dem Raum durchaus warmen Charakter. Licht erhält die Kirche mittels der vielfach durchbrochenen Süd- und Westwand und auch eines Dachsegmentes, weit über einhundert kleine Fenster sind es. Auf der Empore wurde 1960 eine kleine Orgel aus der Grötzinger Werkstatt Wilhelm Wagner eingebaut. Drei sogenannte Hungertücher sorgen für Farbe.

Der Turm erhielt schon beim Bau vierseitig Schallöffnungen, doch war zunächst keine Glocke vorhanden. Die kam im Rahmen einer ökumenischen Partnerschaft von der katholischen Kirche. In einem im Vorraum ausgehängten Schreiben wird diese Geschichte beschrieben. Von dem 1888 in die katholische Kirche eingebauten Geläut wurden im Zweiten Weltkrieg die drei größten Glocken eingeschmolzen, nur die kleinste blieb erhalten. Als dann Anfang der 1950er Jahre neue Glocken für die katholische Kirche beschafft wurden, passte die kleinste vom Klang her nicht mehr dazu. Aber als Einzige, die den Krieg überstanden hatte, sollte sie unbedingt zur Erinnerung an die Glockenvernichtung behalten werden. Deshalb wird sie auch Schutzengel­­glocke genannt. Vorsorglich wurde sie von der politischen Gemeinde gekauft und später an die evangelische Gemeinde abgegeben. In diesem Schreiben steht auch die Bitte, dass, sollte die Glocke überflüssig werden, der Gemeinderat über den künftigen Erhalt zu entscheiden hat.