Sie ist einzigartig: Unter den 17 St. Blasier Ehrenbürgern der Nachklosterzeit bis heute ist sie die einzige Frau. Sie – das ist Anna Schröder, geborene Vorster, aus einem westfälischen Ort, der heute zur Stadt Hagen gehört. Ihr Mann gab ihr den Namen mit „oe“, heute vereinfacht zu „ö“.
Die Geschichte des Ehepaars Schröder ist schnell erzählt, sie ist auch immer noch in einigen Köpfen gespeichert. Der Kavallerie-Rittmeister und begüterte Fabrikant Eduard Schröder aus Krefeld erkrankte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts an schwerer Lungentuberkulose und suchte zur Behandlung das St. Blasier Lungensanatorium auf. Der Daueraufenthalt im Kurort und die eheliche Gemeinsamkeit sollten Linderung versprechen und sind der Auslöser für den Bau der Villa Schröder (jetzt Villa Ferrette) am westlichen Ausgang der Domstadt.
Die Geschwindigkeit und Unkompliziertheit, mit denen dieser repräsentative Prachtbau, diese atemberaubend schöne Bürgervilla 1909 auf einer Wiesenfläche außerhalb der seinerzeitigen Bebauung errichtet wurde, wäre eine zusätzliche Geschichte. Da hat sich im Baurecht und in den Vorschriften in den verflossenen 100 Jahren einiges geändert. Das einstmals traumverlorene „Bürgerschloss“ hat die Stadtentwicklung eingeholt.
Die Hoffnung auf Gesundheit für Eduard Schröder hat damals getrogen. Der Bauherr erlebte die Vollendung der Villa nicht mehr. Aber seine Ehefrau Anna hielt ihm hier die geistige und ideelle Treue als Bürgerin von St. Blasien. Und in dieser Rolle erwies sie sich – natürlich mit dem notwendigen finanziellen Polster – als Wohltäterin hohen Grades, als Gönnerin der Stadt und der Vereine.
Es flossen in den wirtschaftlich schweren 1920er Jahren und während des Krieges Lebensmittel, Heizmaterial (Kohlelieferungen für das alte Schulhaus an der Luisenstraße), Kleider und Unterstützung für Bedürftige, Gelder für städtische Vorhaben und Kindergarten. Die Deutung, sie habe sich vielleicht auf diese Weise die Ehrenbürgerschaft erwerben wollen, wäre ein Missgriff, zumal sie ihre Hilfsbereitschaft nach der Verleihung der Würde zum 24. Januar 1927 (ihr 65. Geburtstag) gesteigert fortsetzte bis zu ihrem Tod Ende Januar 1946. Aus den wenigen Möglichkeiten einer Gemeinde, öffentlich Dank abzustatten, ist ehemals die ehrenvollste gewählt worden.