St. Blasien 38 Jahre war Michael Becker Lehrer am Kolleg St. Blasien, 2018 übernahm er die Schulleitung. Jetzt geht er in den Ruhestand. Die größte Herausforderung in seiner Zeit als Schulleiter war die Corona-Krise.
Aufgewachsen im Saarland, studierte Becker zunächst in Saarbrücken, später in Freiburg Mathematik und katholische Religion. Auch die Referendarszeit absolvierte er in Freiburg. Damals waren die Anstellungsaussichten für Lehrer an öffentlichen Schulen schlecht. 70 Bewerbungen verfasste er, zu zwei Vorstellungsgesprächen wurde er eingeladen, unter anderem vom Kolleg, wo Lehrer für Mathematikunterricht in der Oberstufe gesucht wurden – und für das er sich letztendlich entschied.
Seit 1987 wirkte Becker als Lehrer und gehörte ab 2006 als Abteilungsleiter für Mathematik und Naturwissenschaften der erweiterten Schulleitung an. Er war unter anderem Ansprechpartner für die Fachschaften, für die Qualitätsentwicklung im pädagogischen Bereich zuständig und an der Entwicklung des Fachs Naturwissenschaft und Technik beteiligt. Als klar wurde, dass Schulleiter Hubert Müller das Kolleg verlassen würde, stand für Becker die Entscheidung einer Bewerbung um die Nachfolge an. Er sei von Kollegen auf eine Bewerbung angesprochen worden, habe sich mit ihnen beraten und viel Zuspruch erhalten, erklärte er rückblickend. Trotz einiger Bedenken in Hinblick auf die Herausforderung, aber auch auf die Tatsache, dass die Stelle als Schulleiter stark in das Privatleben eingreift, hatte er sich, unterstützt von der Familie, für eine Bewerbung entschieden. Eine Entscheidung, die ihm Schwung gegeben und für die er seine Zeit am Kolleg um drei Jahre verlängert habe, so Becker.
Als größte Herausforderung seiner Amtszeit bezeichnete der Schulleiter die Coronazeit mit ihrem „enormen Arbeitspensum“. Gerade beim ersten Lockdown, von dem man kalt erwischt worden sei, sei nicht alles „ruckelfrei“ gelaufen. Insbesondere digital sei man zu der Zeit noch nicht so gut aufgestellt gewesen. Auf den zweiten Lockdown sei man dann aber vorbereitet gewesen, Pläne habe man bereits in der Schublade gehabt. Als Herausforderung bezeichnete Becker die teilweise enge Personaldecke. Im Fach Deutsch sei man ein Jahr lang mit Lehrenden unterversorgt gewesen. Aber diese Zeit habe man mit Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen überbrücken können.
Gerne blickt der Schulleiter auf Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen und die gemeinsame Auflösung kniffeliger Situationen zurück. Und auch die Bereitschaft, Ausfälle, etwa durch Schwangerschaften, durch zusätzlichen Unterricht aufzufangen, wird ihm in guter Erinnerung bleiben. Traurige Anlässe blieben aber auch nicht aus, etwa schwere Erkrankungen von Kollegen, Schülern oder Eltern. In diesen Situationen sei es aber dennoch erfüllend gewesen, miteinander gute Lösungen zu finden, so Becker.
Auch wenn er dann nicht mehr verantwortlich sein wird, hat sich Becker Gedanken über die Herausforderungen, vor denen nicht nur das Kolleg künftig stehen wird, gemacht. Als wichtige Aufgabe bezeichnete er es, den Jugendlichen Orientierung in der komplexen Welt an die Hand zu geben und sie zu unterstützen, ihren Weg zu finden. Als weitere Herausforderungen bezeichnete er die Begleitung der jungen Menschen in der digitalen Welt und den Umgang mit künstlicher Intelligenz.
Im Rahmen des Pfingstfestes wurde Becker bereits offiziell verabschiedet, am letzten Schultag steht der Abschied von den Schülern an. Er sei froh, die Verantwortung abgeben zu können, sagte er. Die Kontakte und die ausgezeichnete Arbeitsatmosphäre würden etwas fehlen, erklärte er dann aber doch, leicht wehmütig. Nicht fehlen werde ihm die Unmenge an Kleinkram, fuhr er schmunzelnd fort. Er hoffe, die Entwicklung der Schüler verfolgen zu können. Die Hände wird er im Ruhestand nicht in den Schoß legen, „langweilig wird mir nicht“. Zunächst will er Hobbys wie Fahrradfahren, Lesen, Musik und Fotografieren pflegen. Und Neues anfangen, „mal sehen, was wächst“. Auf eines freut er sich ganz besonders: „Mehr im eigenen Rhythmus ticken zu können.“