Südschwarzwald Niemand weiß in den Verwaltungen im Südschwarzwald ganz genau, wann das vom Bundesinnenministerium (BMI) seit Mai dieses Jahres vorgeschriebene Point-ID-Verfahren beim Ausstellen neuer Dokumente zum Laufen kommt. Die gute Nachricht: Es gilt eine Übergangsfrist bis Ende Juli, in der nach bisherigem Muster Ausweisdokumente und Reisepässe ausgestellt werden dürfen.
Die schlechte Nachricht für diejenigen, die das Porträtfoto einem Fotografen überlassen möchten: Die Wege werden weit. Madeleine Probst, Leiterin des Bürgerbüros Bonndorf, beruhigt: „Man kann momentan die Fotos beim Fotografen, in einigen Drogeriemärkten oder privat machen. Wichtig ist, dass die Fotos ausgedruckt werden müssen, eine elektronische Übermittlung etwa per E-Mail ist nicht möglich. Manche Fotografen nutzten das neue QR-Code-Verfahren. Das Passprogramm der Stadt Bonndorf ist bereits funktionsfähig und kann daher über einen QR-Code-Scanner die neue Variante nutzen.“
Und Tanja Albert vom Bürgerbüro Grafenhausen ergänzt: „Es gibt eine Internetadresse www.e-passfoto.de, auf der man Fotografen in der Nähe finden kann, die die Zulassung zur Fotocloud haben.“ Bonndorfer beispielsweise dürfen sich einen der 15 zertifizierten Fotografen, falls gewünscht, in der Region in Höchenschwand, St.¦Blasien, Titisee-Neustadt, Hüfingen, Donaueschingen, Waldshut-Tiengen, Jestetten oder Villingen-Schwenningen auswählen.
Wem nützt das Point-ID-Verfahren? „Der Zeitaufwand der Passbeantragung wird von bis zu acht Minuten je Antrag auf etwa vier Minuten verkürzt“, erläutert Madeleine Probst. Allerdings müssen Antragsteller wie bisher einige Wochen auf ihr Dokument warten – auf den Personalausweis zwei bis drei Wochen, auf einen Reisepass drei bis sechs Wochen. Tamara Koch vom Bürgerservice Wutach berichtet von acht bis zehn Wochen, Tanja Albert von fünf bis sechs Wochen, Fabian Zumkeller, Pressesprecher der Stadt St.¦Blasien, spricht von sechs bis acht Wochen.
Das Spezialgerät, das für das Verfahren benötigt wird, ist in den Verwaltungen Bonndorf, St.¦Blasien, Wutach und Grafenhausen bislang nicht eingetroffen. Tamara Koch hofft auf den nächsten Herbst. Madeleine Probst: „Leider hat die Bundesdruckerei Lieferprobleme. Ein Lieferdatum liegt nicht vor.“ Auch Fabian Zumkeller zuckt mit den Schultern: „Bisher ist noch keine Mitteilung eingegangen.“ Und Tanja Albert: „Voraussichtlich im August soll das Gerät kommen.“ Die große Nachfrage, alles digital zu erledigen, lässt auf sich warten. Tamara Koch: „Alle, die anfragten, waren froh, dass der Antrag noch mit einem Papierpassbild möglich ist.“
Madeleine Probst zu den Geräten: „Wir konnten uns zwischen zwei Aufbauvariationen entscheiden – einem Stand- oder einem Tischaufbaugerät. Es gibt die Varianten mit Gesichtsbilderfassung oder zusätzlicher Erfassung der Fingerabdrücke und Unterschrift.“ Die Stadt Bonndorf habe sich für die Gesichtsbilderfassung entschieden. St.¦Blasien hat nach Auskunft von Fabian Zumkeller zwei Geräte bestellt. Für die Gemeindeverwaltung Grafenhausen sei ein Standaufbaugerät mit Unterschriftenpad und Fingerabdruck geordert worden, so Tanja Albert. Tamara Koch spricht von einem Gerät.
Und wer kennt sich mit den Geräten aus? Madeleine Probst: „Soweit uns bekannt, wird zum Aufbau ein Mitarbeiter der Bundesdruckerei im Rathaus sein, dem drei Mitarbeiterinnen des Bürgerservices über die Schultern schauen. Eventuell wird Florian Rogg als EDV-Beauftragter eine Einführung bekommen. Eigentlich soll das Gerät zur Selbsterfassung des Antragstellers genutzt werden. Es gab Online-Informationsveranstaltungen.“ „Eine besondere Schulung von Mitarbeitern wird allerdings nicht angeboten“, erläutert Fabian Zumkeller. Über ein Kundenportal der Bundesdruckerei seien Informationen abrufbar. Letztlich sollen drei Mitarbeiter in das System eingewiesen werden. In Grafenhausen werden es zwei sein. Und Tanja Albert hofft: „Ich gehe von einer Einweisung durch einen Mitarbeiter der Bundesdruckerei aus.“
In Bonndorf wird das Gerät im Rathausflur platziert, berichtet Madeleine Probst. Bereits seit vergangenen Februar seien die Voraussetzungen für das Point-ID-Verfahren durch die Stadt umgesetzt. Sowohl Fabian Zumkeller wie auch Tanja Albert gehen davon aus, dass es keiner neuer Räumlichkeiten für den Geräteeinsatz bedarf. Tanja Albert: „Das Gerät ist so gesteuert, dass es sich den Verhältnissen anpasst.“
Die Anzahl jährlich beantragter Pässe in der Region ist beachtlich. In Wutach sind es durchschnittlich 50 bis 60¦Reisepässe und 120 bis 150 Personalausweise, in Grafenhausen 120 Reisepässe und 201 Personalausweise, in Bonndorf 336 Reisepässe und 699 Personalausweise (2024) sowie 234 Reisepässe und 442 Personalausweise (2025) sowie in St. Blasien 160 Reisepässe und 270 Personalausweise.