Stühlingen – Klein aber fein – so präsentierte sich das Akkordeonorchester Stühlingen beim Jahreskonzert. Obwohl das Orchester derzeit personell infolge Erkrankungen und Schwangerschaft deutlich geschwächt ist, zeigte es unter Leitung von Oliver Albrecht am Samstag eine mehr als starke Leistung. Schnelle Läufe, die außerordentliche Fingerfertigkeit voraussetzen, wurden ebenso bravourös gemeistert wie Tempi- und Taktwechsel. Gefühlvoll chargierte das Orchester vom zartesten Piano zum fulminanten Fortissimo.
Für den Dirigenten Oliver Albrecht war es das nunmehr zweite Jahreskonzert, seine Handschrift zeigte sich deutlich. Die Moderatorin Gitta Kramer führte dezent und zugleich informativ durch das Programm.
Die 13 Musikerinnen und Musiker erwiesen sich in ausgezeichneter Form und spannten einen weiten Bogen musikalischer Stilrichtungen – beginnend mit dem wunderbar eingängigen Tango „Choco Flanel“. Alles Können verlangten vier Sätze einer „Irischen Suite“ ab, die das Publikum derart überzeugte, dass es mit dem Applaus partout nicht bis zum Schlusston abwarten wollte. Wie bereits zuvor beim Tango drängten sich auch bei diesen Melodien Bilder von ausgelassenen Tänzern vor das geistige Auge, ebenso von den weiten Landschaften der Grünen Insel, ehe bei „Air“, dem weitläufig bekannten dritten Satz, Sehnsüchte nach Irland bedient wurden. In die benachbarte Schweiz führte das Orchester mit dem ältesten noch bekannten Volkslied der Eidgenossen, das bei den Schweizer Gardisten im Vatikan dermaßen Heimweh ausgelöst haben soll, dass es jenen am Ende zu singen verboten wurde. Der Dirigent Oliver Albrecht arrangierte „S‘ isch äbe e Mönsch uf Ärde“ für das Akkordeonorchester, das mit den Wechseln von Drei- zu Viervierteltakt wunderbar die wechselnden Gefühlswelten der ebenso verzweifelt wie aussichtslos Liebenden interpretierte.
Vom Swing der 1940er-Jahre kam man allmählich zu jüngeren Werken wie beispielsweise „Burn it down“, welches der Rockband Linkin Park zu großem Erfolg verhalf. Auch die Filmmelodie zum Kinohit „Forrest Gump“ wurde trefflich intoniert. Mit bekannten Hits wie „Major Tom – völlig losgelöst“ (Peter Schilling), Leonard Cohens „Halleluja“ oder auch mit dem beschwingten Stück „Raindrops Keep Fallin‘ On My Head“ (B. J. Thomas) eroberte das Orchester zunehmend die Gunst des Publikums, das sich denn auch nicht länger zurückhielt und die Ohrwürmer mehr oder weniger laut mitsang. Begeisterung und Stimmung steigerten sich zusehends bei einem rhythmischen Medley der berühmtesten Hits von Les Humphries, sowie Bryan Adams Superhit „Summer of 69“.
Die Vorsitzende Corinna Pieper dankte im Namen des Akkordeonorchesters den sichtlich wohlwollenden Zuhörern. „Es hat sich sehr gut angefühlt, für euch zu spielen.“ Auch Oliver Albrecht zollte sie großes Lob. „Der Dirigent macht den Klang. Es ist deine Art, die uns Musik näher bringt. Du spornst uns in den Proben an, hast unendlich Geduld, große Gelassenheit und immer gute Laune.“ Mit guter Laune bei der alljährlich spannenden Tombola unter humoristischer Moderation von Thomas Schüle fand der Konzertabend einen beschaulichen Abschluss.