Mit Gummistiefeln an den Füßen und einem schüchternen Lächeln im Gesicht beginnen Jane, Judith und Christabel aus Sambia ihren Tag auf dem Biohof Schlageter in Igelschlatt. Noch vor wenigen Wochen saßen die drei Frauen im Ausbildungszentrum für Agrarwirtschaft vor den Toren der sambischen Hauptstadt. Mit Lerneifer und Fleiß haben es die Frauen geschafft, sich für praktische Erfahrungen in ökologischer Landwirtschaft in Deutschland zu qualifizieren. Möglich macht dies das Kooperationsprojekt des Kollegs St. Blasien „friends with Kasisi“.

Morgens im Stall der Schlageters: Wohlgenährte Tiere und kühles Wetter – daran mussten sich die Praktikantinnen erst gewöhnen. Von ...
Morgens im Stall der Schlageters: Wohlgenährte Tiere und kühles Wetter – daran mussten sich die Praktikantinnen erst gewöhnen. Von links: Christabel Miti, Judith Michelo, die Landwirte Andreas Schlageter und Yannick Rebmann und Jane Sinchuke. | Bild: Ursula Ortlieb

Lehrer Stefan Seeherr war mit Schülern der Projekt-AG bereits dreimal in Sambia. Bevor er mit Jugendlichen nach Sambia reiste, verschaffte er sich vor Ort ein Bild, um das KATC kennenzulernen. Hier begleitet Seeherr die Sambierinnen während ihres zehnwöchigen Aufenthalts und sucht die geeigneten Praktikumsplätze. Als eine Zusage nicht gehalten werden konnte, hatte Lehrerkollegin Galina Braun aus Birkendorf die Idee, bei den Biohöfen Andreas Schlageter und Dürr & Mager anzufragen. Sie sagten spontan zu.

Ein Zuhause bei Familie Braun

Die Praktikantinnen hatten somit nicht nur zwei Höfe zum Arbeiten gefunden, sondern auch ein Zuhause bei Galina Braun. In ihrer Familie erlebten sie herzliche Gastfreundschaft und ein gemütliches Umfeld, wo sie nach der Arbeit entspannen und sich auszutauschen konnten.

Sambische Studentinnen und Studenten, Schülerinnen des Kolleg St. Blasien, begleitender Lehrer Stefan Seeherr (vorne Mitte) und der ...
Sambische Studentinnen und Studenten, Schülerinnen des Kolleg St. Blasien, begleitender Lehrer Stefan Seeherr (vorne Mitte) und der Direktor des KATC, Pater Claus Recktenwald SJ (rechts) bei ihrem Aufenthalt im KATC in Sambia im April 2025. | Bild: Kolleg St. Blasien

Wer sind die jungen Frauen aus Sambia?

Nach ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung wurden sie im Kasisi Agricultural Training Center (KATC) aufgenommen und absolvierten eine zusätzliche zweijährige Ausbildung in ökologisch-nachhaltiger Agrarkultur. Im Anschluss freuten sie sich über die Chance, im Ausland praktische Erfahrungen zu sammeln.

Christabel Miti ist mit 21 Jahren die jüngste der drei. Sie wuchs in Central Province Chisamba mit drei Brüdern auf. Die 25-jährige Jane Sinchuke stammt aus Lusaka-Makeni. Sie hat fünf Geschwister. Judith Michelo aus Lusaka – Kafue ist 27 und hat drei Geschwister. Alle drei hoffen nach der Ausbildung auf Arbeit in Sambia.

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Von der Theorie zur Praxis

Die Reise nach Deutschland war ihre erste Auslandserfahrung. Moderne Landwirtschaftstechnik kennen sie kaum. Das Kolleg St. Blasien unterstützt eine umfassende Ausbildung in Sambia in allen Bereichen und sorgt für regen Austausch, Finanzierung und gemeinsames Anpflanzen gleicher Pflanzen im Schulgarten und im KATC und deren Gedeihen im 7304 Kilometer entfernten Lusaka. In Deutschland werden theoretische Kenntnisse mit Praxis in ökologischer Milch- und Viehwirtschaft, Geflügelhaltung und Obstbau ergänzt.

Andreas Schlageter vom Bioholf Schlageter GBR in Igelschlatt zeigte den Sambierinnen, wie in ökologischer Landwirtschaft gearbeitet ...
Andreas Schlageter vom Bioholf Schlageter GBR in Igelschlatt zeigte den Sambierinnen, wie in ökologischer Landwirtschaft gearbeitet wird. Wohlgenährte kräftige Tiere führten anfangs zu gewisser Unsicherheit, konnten aber überwunden werden. | Bild: Ursula Ortlieb

Ein Morgen voller Aufgaben

Die Verständigung erfolgte in Englisch oder auch mit Händen und Füßen. Früh morgens ging es zur Arbeit auf den Hof Schlageter. Wie man mit einer Mistgabel umgeht, den Stall einstreut, Kühe füttert, diese zur Weide und zurück in den Melkstand bringt, war Neuland für die Praktikantinnen. Wohlgenährte Tiere waren sie nicht gewohnt, was sie anfangs etwas verunsicherte.

Christabel Miti: auf dem Wochenmarkt in Freiburg werden Eier vom Bio-Geflügelhof Dürr & Mager verkauft.
Christabel Miti: auf dem Wochenmarkt in Freiburg werden Eier vom Bio-Geflügelhof Dürr & Mager verkauft. | Bild: Jasmin Dürr

Zu Fuß zum Geflügelhof

Ihre Reise durch die Welt der Landwirtschaft endete nicht am Biohof Schlageter. Zu Fuß machten sie sich nach zwei Stunden Arbeit bei Schlageter auf den Weg in das etwa einen Kilometer entfernte Seewangen zum Bio-Geflügelhof Dürr & Mager. Hier hatten sie es mit einer ganz anderen Sparte der biologischen Landwirtschaft zu tun. Laut Julius Mager und Jasmin Dürr packten die drei kräftig an. Über Füttern der Hühner, Einstreuen, Eier sortieren und verpacken bis zur Schlachtung, Nachrupfen und Ausnehmen, waren sie bei allen Arbeitsschritten beherzt dabei. Der Verkauf auf dem Wochenmarkt in Freiburg war für sie ein besonderes Erlebnis.

Die Erfahrungen von Jane, Judith und Christabel auf den Höfen in Igelschlatt und Seewangen bedeuteten, Erlerntes der biologischen Landwirtschaft praktisch umzusetzen und gleichzeitig eine neue Welt zu entdecken. Nach drei Wochen geht es weiter zu einem Biohof bei Überlingen, wo neue Aufgaben warten.