Kunstrasenplätze haben Gegner und Befürworter. Bei Waldshuter Fußballvereinen überwiegen jedenfalls die Vorteile, denn die Anlagen sind – zumindest in der Regel – eben und pflegeleicht. Dem gegenüberstehen hohe Anschaffungskosten und auch der Hochsommer zeigt: Das Gras aus der Fabrik bringt seine ganz eigene Hitze ins Spiel.
Platz wird bei Hitze stumpf
Die intensive Sonneneinstrahlung wird, anders als bei Naturrasen, vom Untergrund reflektiert und bei den ohnehin hohen Temperaturen zusätzlich in dem thermoplastischen Kunststoff gespeichert. Das Ergebnis: "Der Platz wird stumpf", sagt der Vorsitzende des VfB Waldshut, Klaus Fricker. Blasen holen würde sich aber niemand. Dafür habe der Platz viele Vorteile. Er ist ganzjährig bespielbar, pflegeleicht und eine optimale Ergänzung zum Naturrasenplatz, so Fricker. Einmal in der Woche wird das künstliche Grün mit speziellen Besen von außen nach innen gebürstet, um die Halme wiederaufzustellen.

Einmal im Jahr erfolgt eine Überprüfung und Tiefenreinigung durch den Hersteller. Das ist alles, was es an Pflege braucht. Lediglich Kaugummis sind auf dem Platz verboten, da sie klebenbleiben können. Besonders beanspruchte und abgenutzte Teile, wie Torbereiche und Mittelkreis, können bei Bedarf relativ problemlos ausgewechselt werden.
Naturrasen braucht aufwendige Pflege
Das Natur-Geläuf des Vereins muss dagegen regelmäßig gedüngt und aufwendig vertikutiert werden. Darüber hinaus verschlingt der Naturplatz jährlich bis zu 80 Tonnen an neu zugeführtem Sand. Bei Nässe und vor allem im Winter verwandelt er sich trotzdem in einen regelrechten Sumpf.

Selbst ein bestens gepflegter Naturrasen kann Unebenheiten haben, verursacht durch das Wachstum der Wurzeln, Insekten, Würmer, aber auch Maulwürfe oder schlicht durch Abnutzung und herausgekickte Rasenstücke. Je mehr dieser Unebenheiten es gibt, desto unberechenbarer wird der Lauf des Fußballs. Kunstrasen ist aufgrund seines Unterbaus und den gleichmäßigen Kunststoffbahnen hingegen topfeben.
Der Ball verspringt auf dem Kunstrasen nicht
Der Ball verspringt nicht, vor allem der Torwart kann seine Bahn besser einschätzen. Das kommt dem Techniktraining der ganzen Mannschaft zugute, aber auch dem angrenzenden Naturrasen, der so für den Hauptspielbetrieb geschont wird. "Wir sind sehr froh über unseren Kunstrasen", sagt Fricker.
Auch beim SV Eschbach ist man nach mehreren Jahren Praxisbetrieb mit dem Kunstrasen zufrieden. Seit 2014 ersetzt er hier den früheren Naturrasen. Allerdings hapert es noch etwas mit der vielbeschworenen Ebenheit, denn der Platz hat sich zum Rand hin um bis zu zehn Zentimeter abgesenkt. Woran das liegt, wisse man noch nicht, sagt Vorsitzender Jürgen Amrein.
Kleine Probleme mit der Ebenheit
Gemeinsam mit der Stadt, Ingenieuren und Baufirmen habe man das Problem aber im Griff. Nachdem die geologischen Untersuchungen abgeschlossen sind, werde die Stelle ausgebessert. Der Platz kann bis dahin normal genutzt werden und ist auch mit diesem kleinen Wehrmutstropfen immer noch um Längen besser, als der alte, im Sommer pickelharte und im Frühjahr matschige Naturrasenplatz. "Ohne den ganzjährig bespielbaren Kunstrasen würde der Fußball bei uns wahrscheinlich zum Erliegen kommen", sagt Amrein.
Drei Kunstrasenplätze
Die Stadt Waldshut-Tiengen hatte 2014 den Bau von drei Kunstrasenplätzen für den VfB Waldshut, den SV Eschbach und den FC Tiengen beschlossen. Beim FC Tiengen sind auch die benachbarten Schulen Mitbenutzer des Kunstrasenplatzes. Im Sommer/Herbst 2015 wurden die Plätze ihrer Bestimmung übergeben. Die Stadt hat rund 2,2 Millionen Euro in die drei Plätze investiert. Die Vereine beteiligten sich mit einem Eigenanteil und führten zudem viele der Umbauarbeiten in Eigenleistung durch.