Bis morgens um halb vier wurde beim KiRoLi Benefizball das Tanzbein geschwungen – und es lohnte sich: 10.000 Euro kommen dank Tombolapreisen und Eintrittsgeldern zusammen. Das Geld spenden die drei Serviceclubs an einen Fonds für die Opfer jugendlicher Straftäter und rücken damit eine Initiative ins Licht, die sonst eher im Verborgenen bleibt.

Schon vor einem Jahr starteten der Lions-Club Waldshut, der Kiwanis-Club Waldshut-Tiengen und der Rotary-Club Waldshut-Säckingen in die Planung der KiRoLi Dance-Night. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Serviceclubs zusammen und deutet die enge Partnerschaft an, die über einen einzelnen Abend weit hinaus geht. „Ich glaube diese Art von Zusammenarbeit zwischen den Serviceclubs, gibt es nirgendwo anders in Baden-Württemberg“, meint der scheidende Rotary-Clubpräsident Klaus Danner. Auch die Stadt habe durch die kostenlose Bereitstellung der Stadthalle wesentlich zum Erfolg des Abends beigetragen.

Die KiRoLi-Dance-Night war ein voller Erfolg. Dabei kam ein Erlös von 10.000 Euro zusammen, den die drei Serviceclubs nun an den Opfer- ...
Die KiRoLi-Dance-Night war ein voller Erfolg. Dabei kam ein Erlös von 10.000 Euro zusammen, den die drei Serviceclubs nun an den Opfer- und Geschädigtenfonds des Haus des Jugendrechts und des Bezirksvereins für soziale Rechtspflege Waldshut spenden. | Bild: Alfred Scheuble

Doch die Wirkung des Fundraising-Events geht über einen Abend weit hinaus: Die Erlöse decken laut dem Oberstaatsanwalt von Lörrach Jürgen Schäfer den kompletten Jahresbedarf der gemeinsamen „Opfer- und Geschädigtenfonds“ des Bezirksvereins für soziale Rechtspflege und des Haus des Jugendrechts.

Opfer gehen oft leer aus

Die Fonds setzten dort an, wo das herkömmliche Verfahren Opfer von jugendlichen Straftätern oft vergisst. Denn mittellose Jugendliche könnten im Normalfall nicht selbst für den verursachten Schaden aufkommen und die Opfer gingen häufig leer aus, erklärt Schäfer. Der Fokus läge häufig auf dem Täter und weniger auf dem Opfer, meint auch Dominik Behrendt vom Bezirksverein für soziale Rechtspflege, der die Gelder verwaltet. „Das Opfer ist oft auch Opfer des Verfahrens. Dort werden sie gebraucht, als Zeugen angehört. Aber wie unangenehm, möglicherweise retraumatisierend das sein kann, wird nicht berücksichtigt. Und am Ende gehen sie da raus und haben nichts davon.“

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Die Opferfonds übernehmen diese lang vernachlässigte Aufgabe einer materiellen Entschädigung: Die Jugendlichen können durch das Ableisten von gemeinnütziger Arbeit einen Ausgleichsbetrag erwirtschaften, der sofort an das Opfer ausgezahlt wird. Das sorge für eine unkomplizierte und schnelle Entschädigung, die sich im Regelfall auf 10 Euro pro Stunde beläuft. Klaus Danner berichtet aus seiner Erfahrung als ehemaliger Polizeichef, dass es den meisten Opfern nicht um eine „hundertprozentige Entschädigung“, sondern vielmehr um ein Zeichen der Wiedergutmachung und Reue gehe. Für den straffällig gewordenen Jugendlichen erfülle der Mechanismus eine erzieherische Wirkung und auch das Gericht profitiere: Werden die Stunden korrekt abgeleistet und das Opfer entschädigt, kann das Verfahren in vielen Fällen eingestellt werden.

Die Opfer- und Geschädigtenfonds speisen sich in der Regel aus Bußgeldzuweisungen und staatlichen Geldern, „eine Spende ist eine absolute Seltenheit und natürlich eine große Hilfe“, bemerkt Schäfer.

Fonds bewusst ausgewählt

Der Vorschlag des Opferfonds als möglicher Spendenempfänger sorgte in manchen Teilen der Serviceclubs anfangs für Stirnrunzeln und kritische Fragen. Man wolle schließlich keine Täter finanzieren, gibt Danner die Sorgen einiger Mitglieder wieder. „Das ist natürlich wirklich vielschichtig und nicht in einem Satz erklärt“, gibt auch Jan Tschentscher, Clubpräsident der Kiwanis, zu. Doch die Bedenken konnten schnell richtig gestellt werden: Die Staatsanwältin des Haus des Jugendrechts habe begeistert erklärt, wie die Fonds funktionieren, „da waren alle sofort überzeugt und haben gesagt, das machen wir“, erzählt Klaus Danner.

Gerade weil die Initiative der Opfer- und Geschädigtenfonds in der Region bisher unter dem Radar blieb, war es den Clubpräsidenten wichtig sie zu unterstützen: „Es ist unsere Aufgabe, nicht immer die naheliegendsten, die populärsten Anliegen zu fördern“, meint Jan Tschentscher. „Wir wollten eine Einrichtung unterstützen, die nicht so sehr im Fokus sozialer und kultureller Unterstützung steht“, pflichtet Klaus Danner bei. Jetzt müsse sich die Initiative nur noch unter den betroffenen Parteien herumsprechen.