
Noch hängen sie nicht, aber ihren endgültigen Bestimmungsort haben sie gefunden: Nach fast drei Monaten Zwischenlagerung auf dem Kirchplatz, sind die drei neuen Glocken für die Liebfrauenkirche Waldshut jetzt im Turm.

Nachdem jede einzelne – wie schon bei der Glockenweihe – nochmals von Pfarrer Ulrich Sickinger angeschlagen wurde,
hievte sie am Mittwoch ein Autokran unter strahlend blauem Himmel der Reihe nach rund 25 Meter nach oben.
„Leicht links schwenken, noch 50 Zentimeter, noch 20 Zentimeter“, erhielt der Fahrer von einem Handwerker-Kollegen, der auf dem Gerüst stand, Anweisungen. Es war Zentimeterarbeit: Der Autokranfahrer musste die Glocken passgenau auf drei kleinen Lastenrollern auf dem Gerüstboden direkt vor dem großen Loch in der Turmmauer absetzen.
Mit Manneskraft und einem Kettenzugs wurden die Glocken danach zwei, drei Meter zu der richtigen Stelle im Glockenstuhl gerollt, dort kurz hochgezogen zum Entfernen der Lastenträger und dann wieder abgesetzt.

Am diffizilsten war es bei der großen Maria-Glocke, die mit einem Durchmesser von rund 170 Zentimetern geradeso durch das Mauerloch passte. Nur rund eineinhalb Stunden dauerte es, bis alle drei Glocken im Turm waren und der provisorische Glockenstuhl auf dem Kirchplatz abgebaut war.

Die Handwerker und Fahrer von den Firmen Zimmermann Autokran Bad Säckingen, Holzbau Braun Tengen und Schneider Glockentechnik Schonach hatten ganze Arbeit geleistet.

Einige Interessierte sahen dem Spektakel zu, unter ihnen Architekt Edgar Lasarzick und Pfarrer Ulrich Sickinger, der sogar beim Hineinschieben der großen Glocke in den Turm mithalf.

Mit dem Verbringen der drei neuen Glocken in den Liebfrauenturm hat eine lange Vorgeschichte ihre erfolgreiche Fortsetzung gefunden: Die sechs historischen, sakralhistorisch bedeutsamen Glocken der Waldshuter Liebfrauenkirche, schweigen auf Empfehlung des erzbischöflichen Glockeninspektors seit 2017, um sie zu schonen.

Mitte April 2023 wurden drei neue Glocken, finanziert durch Spenden, in Innsbruck in der Glockengießerei Grassmayr gegossen. Wann jetzt definitiv wieder Glockengeläut der Liebfrauenkirche zu hören sein wird, steht noch nicht genau fest.

Die Realität hat allzu oft schon die Planungen über den Haufen geworden, dies auch mit Blick auf die, parallel zur „Glockengeschichte“ erfolgten, Sanierung des vom Holzschwamm befallenen Dachgebälks der Liebfrauenkirche.
So sieht der weitere Zeitplan aus
Möglichst noch vor Weihnachten sollen die noch laufenden Sanierungsarbeiten im neuen Glockenstuhl abgeschlossen sein, so dass die drei neuen Glocken mit Klöppeln versehen und aufgehängt werden können. Dann soll auch das Loch in der Turmmauer geschlossen werden.
Parallel zu den noch nicht beendeten Arbeiten im neuen Glockenstuhl, laufen aktuell auch Sanierungsarbeiten im darüberliegenden alten Glockenstuhl. Die sechs historischen Glocken sind derzeit ebenfalls abgehängt. Pfarrer Ulrich Sickinger geht davon aus, dass an Weihnachten bestenfalls die drei neuen Glocken zu hören sein werden.
Der anvisierter Abschluss der kompletten Glocken-Maßnahme ist Februar/März 2024. Die drei neuen Glocken werden zukünftig das Alltagsgeschäft übernehmen, alle neun zusammen nur an kirchlichen Hochfesten erklingen und dann ein – wie es seitens der Erzdiözese Freiburg heißt – klangvolles, ausgefülltes Salve Regina mit kleiner Unterterz hören lassen.