Der Putz bröckelt, schwarze und grüne Flecken bedecken die Fassade, das Waldshuter Männle ist verblasst: Das Obere und das Untere Tor sind die Wahrzeichen von Waldshut, doch die haben über die Jahre ihren Glanz verloren.

Die Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister und OB Martin Gruner inspizieren die Fassade des Oberen Tors.
Die Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister und OB Martin Gruner inspizieren die Fassade des Oberen Tors. | Bild: Völk, Melanie

Immer wieder waren die dreckigen Stadttore und ihr Zustand Thema energischer Debatten. Ende des Sommers beginnt nun endlich die Sanierung. „Die beiden Tore sind die Visitenkarte der Stadt, deswegen ist es wichtig, dass sie ordentlich sind. Daher sind sie auch ein wichtiger Bestandteil des Sanierungsprogramms Innenstadt“, sagt die Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister.

Warum hat es bis zur Sanierung so lange gedauert?

„Die beiden Tore sind denkmalgeschützte Wahrzeichen, über die man nicht nur mal mit dem Dampfstrahler drüber gehen und dann einen Maler beauftragen kann“, erklärt Oberbürgermeister Martin Gruner. Vor Beginn der Arbeiten im Sommer waren enge Abstimmungen mit dem Denkmalamt nötig. „Es sprechen viele mit, es gibt Regeln, die wir einhalten müssen“, so der OB weiter.

Zudem musste die Stadt aufgrund begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen Prioritäten setzen.

Bereits im Herbst 2023 habe es erste Begehungen mit dem Regierungspräsidium Freiburg gegeben. „Es wurden Proben genommen, um welches Material es sich handelt und was wir für die Sanierung benutzen dürfen“, erläutert Andreas Schäfer, Projektleiter im Hochbauamt. „Es gibt ganz klare Vorgaben. Der Denkmalschutz gibt Material und Farben vor“, fügt Petra Dorfmeister hinzu.

Wann werden die Tore saniert?

„Überall sind Veranstaltungen, da ist es wichtig, dass wir es auf den Tag genau terminieren“, erläutert Petra Dorfmeister. Die Sanierungen sollen laut OB und Erster Beigeordneter nach der Chilbi beginnen und vor Beginn des Waldshuter Weihnachtsmarkt abgeschlossen sein.

Projektleiter Andreas Schäfer und Architekt Stephan Vatter zeigen am Oberen Tor eine Stelle, an der der Putz abbröckelt.
Projektleiter Andreas Schäfer und Architekt Stephan Vatter zeigen am Oberen Tor eine Stelle, an der der Putz abbröckelt. | Bild: Völk, Melanie

„Das hört sich machbar an, wenn wir aber Regenfluten wie die vergangenen Wochen haben, geht drei Wochen gar nichts“, sagt Architekt Stephan Vatter. Für gewisse Phasen muss es trocken sein, etwa wen der Putz trocknen muss. „Wenn das Wetter nicht mitspielt, müssen wir kreativ sein“, so Vatter.

Was bedeutet die Sanierung für Autofahrer und Fußgänger?

Für die Sanierung werden die Durchfahrten durch die beiden Tore gesperrt. Die Fußgängerdurchgänge auf beiden Seiten der Tore bleiben jedoch frei. Beim Unteren Tor wird der Verkehr umgeleitet.

Wie sieht der Zeitplan für die Sanierung aus?

Wie aufwendig die Sanierung der beiden denkmalgeschützten Gebäude ist, zeigt sich laut Stephan Vatter auch schon in der Vorbereitung der Arbeiten. „Es ist nicht einfach ein Gebäude, das auf der grünen Wiese steht. Es muss alles mit den Nachbarn abgestimmt werden“, beschreibt der Zunftmeister der Narro-Zunft, die im Oberen Tor zuhause ist.

Während der Arbeiten ist die Durchfahrt durch die Tore, hier das Obere Tor, gesperrt.
Während der Arbeiten ist die Durchfahrt durch die Tore, hier das Obere Tor, gesperrt. | Bild: Völk, Melanie

Allein für den Aufbau der Gerüste seien zwei bis drei Wochen veranschlagt. „Wir müssen mit dem Gerüst über fremde Häuser. Das sind alles alte Dachstühle, das ist gar nicht so einfach. Aber die Nachbarn unterstützen das Vorhaben“, so Vatter.

An beiden Toren wird parallel gearbeitet. „Am Unteren Tor werden wir eine Woche früher anfangen, weil wir hier schneller fertig sein wollen“, erläutert der Architekt den Zeitplan.

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Was wird konkret an den Toren gemacht?

Zunächst wird der Putz im Durchgangsbereich der Tore erneuert oder ausgebessert. Dann stehen die Malerarbeiten an der Fassade an. Am Oberen Tor soll das Waldshuter Männle, am Unteren Tor die Wappen aufgefrischt werden. Dafür wurde ein Kunsthistoriker beauftragt.

Das Waldshuter Männle am Oberen Tor ist verblasst und soll eine Auffrischung erhalten.
Das Waldshuter Männle am Oberen Tor ist verblasst und soll eine Auffrischung erhalten. | Bild: Völk, Melanie

Dann geht es ans Dach. Beim Oberen Tor rechnet der Architekt mit keinen größeren Arbeiten. „Wir werden das Dach prüfen und möglicherweise vereinzelt Ziegel austauschen. Wir gehen aber davon aus, dass es gut ist.“

Anders sieht es hingegen beim Unteren Tor aus. Dort hat eintretendes Wasser Schäden am Gebälk und Dachstuhl verursacht. „Das komplette Dach wird abgetragen, die Ziegel eingelagert und die Schäden beseitigt. Wir hoffen, dass wir einen Großteil der Ziegel verwenden können.“

Am Unteren Tor beginnen die Arbeiten eine Woche früher. Hier müssen auch Schäden am Dach ausgebessert werden.
Am Unteren Tor beginnen die Arbeiten eine Woche früher. Hier müssen auch Schäden am Dach ausgebessert werden. | Bild: Völk, Melanie

Gibt es Herausforderungen?

Probleme gibt laut Architekt im Glockenturm des Unteren Tors. Aufnahmen einer Drohne hätten gezeigt, dass Tauben einen Kotberg auf den Glocken hinterlassen haben. „Wir hoffen, dass wir das alles vor Ort am Dach sanieren können“, so Vatter.

Tauben haben am Unteren Tor ihre Spuren hinterlassen und vor allem im Glockenturm für Schäden gesorgt.
Tauben haben am Unteren Tor ihre Spuren hinterlassen und vor allem im Glockenturm für Schäden gesorgt. | Bild: Völk, Melanie

Was kostet die Sanierung?

Stand heute sind 245.000 Euro für die Sanierung des Unteren Tors und 215.000 Euro für die Sanierung des Oberen Tors veranschlagt. „Wenn wir die Dächer aufmachen und dabei größere Schäden feststellen, können diese Kosten noch obendrauf“, erläutert die Erste Beigeordnete.

Welchen Stellenwert hat die Sanierung für die Stadt?

Stadt und Architekt hoffen auf einen reibungslosen Ablauf und dass das Wetter bei der Sanierung mitspielt. Die Vorfreude auf das neue Antlitz der beiden Wahrzeichen ist auf jeden Fall groß: „Ich freue mich schon jetzt darauf, wenn ich aus dem Rathaus schaue und dann die glänzenden Tore sehe“, verrät OB Martin Gruner. Ähnlich sieht es Stephan Vatter, schließlich richtet die Narro-Zunft 2025 das große Hochrhein-Narrentreffen aus.

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