Der Wald von Waldshut-Tiengen bekommt fürs kommende Jahrzehnt bis 2034 eine Atempause: weniger Bewirtschaftung, mehr Verjüngung, Pflege und Widerstandskraft gegen den Klimawandel. Das war der Tenor des Berichts von Tom Drabinski, Leiter des Forstbezirks Ost im Kreisforstamt Waldshut, im Gemeinderat von Waldshut-Tiengen.
Naherholungsgebiet und Holzlieferant
Der Wald dient als Naherholungsgebiet, aber auch als Holzlieferant. Manche Bereiche unterstehen dem Naturschutz oder werden sich selbst überlassen. Ziel sei es, einen Kompromiss zu finden, den Wald alle Funktionen erfüllen zu lassen, die ein Wald erfüllen solle, unterstrich Drabinski gegenüber den Stadträtinnen und -räten. Mit 800 Hektar Fläche stelle der Erholungswald die wichtigste Kategorie vor Ort dar.
Der Anteil der Fichte liegt nur noch bei neun Prozent
60 Prozent Buchenwälder, weitere 22 Prozent Laubmischwälder, unter anderem mit Bergahorn und Esche, und 18 Prozent Nadelwälder, bestehend aus Fichten, Tannen, Lärchen und Douglasien – das sind die Kennzahlen des Stadtwalds, erklärte Drabinski. Und mittel- und langfristig wird der Anteil des Laubwalds zu- und der des Nadelwalds abnehmen. Sei doch der Anteil der Fichte bereits von 21 auf 9 Prozent zurückgegangen. Das kommt nicht von ungefähr: Ist doch zwischen 2015 und 2024 extrem viel Fichtenholz geerntet worden. Aber weniger freiwillig und mehr zufällig und aus Zwang – durch Stürme, Trockenheit, Schneebruch und Borkenkäferbefall, wie der Förster ausführte. So wurde der für die vergangene Dekade festgelegte Hiebsatz von 92.500 Erntefestmetern tatsächlich um 44.500 Festmeter überschritten und betrug somit in Wirklichkeit 137.000 Erntefestmeter.
Davon will man sich fürs kommende Jahrzehnt mit einer geplanten Reduzierung des Hiebsatzes auf 67.000 Erntefestmeter deutlich abheben. Aber auch klar, das hat Konsequenzen. „Aufgrund des verminderten Hiebsatzes und geringeren Nadelholzanteilen werden die Holzeinnahmen sinken. Nur eine Erhöhung des Holzerlöses um etwa 15 Euro pro Festmeter könnten zu einem ausgeglichenen Betriebsergebnis führen“, sagte Drabinski im Gemeinderat.
Und ergänzte: „Der Fokus der Waldbewirtschaftung in den nächsten zehn Jahren wird darauf liegen, die Resilienz gegenüber gegenwärtigen und künftigen klimatischen Herausforderungen zu stärken.“ 66 Hektar Verjüngungszugang sollen im nächsten Jahrzehnt entstehen. Dabei will man zu 70 Prozent Mutter Natur entscheiden lassen, was sich an Arten ansiedelt. 30 Prozent will der Forst durch den Anbau von Mischbaumarten selbst in der Hand behalten.

Für mediterrane Arten noch zu kalt
Welche Baumarten zur Pflanzung ausgewählt werden, hänge immer von den örtlichen Wachstumsverhältnissen ab. Insbesondere das Klima sowie dessen Prognose und der Standort seien hierbei entscheidend. Und Försterinnen und Förster müssen in Generationen denken. Was sie heute anpflanzen, steht auch teils noch in 100 Jahren und mehr. Wie wird dann das lokale Klima ausfallen? Noch, unterstrich Drabinski auf Nachfrage aus den Reihen des Gemeinderates, sei es für die Anpflanzung mediterraner Arten aufgrund winterlicher Fröste hierzulande zu kalt. Der Fokus der Waldbewirtschaftung in den nächsten zehn Jahren werde darauf liegen, die Resilienz gegenüber gegenwärtigen und künftigen klimatischen Herausforderungen zu stärken, betonte er.
Der Gemeinderat stimmte der Forsteinrichtungserneuerung für die Jahre 2025 bis 2034 einstimmig zu.