Etwa zehn Minuten Autofahrt von der bereits bekannten Pflanzstelle des SÜDKURIER-Zeitungswalds nahe Ühlingen gibt es einen weiteren Hektar blanke Fläche, die nur darauf wartet, wieder bepflanzt zu werden. Im Naturschutzgebiet Katzenbuck, einer kleinen Anhöhe zwischen Untermettingen und Eggingen, standen bis vor wenigen Jahren großgewachsene Fichten. 2020 schließlich starben die meisten von ihnen wegen der anhaltenden Trockenheit und eines massiven Borkenkäfer-Befalls ab.
Schon zu Beginn des Projekts Zeitungswald ermittelten die Experten mehrere Flächen im Südschwarzwald des Kreises Waldshut nahe der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf, um das Ziel von 30.000 gepflanzten Bäumen zu realisieren. Nun, nachdem die erste Fläche bereits bepflanzt wurde, geht die Arbeit auf einer Weiteren weiter.

Ein Wald für das Jahr 2200
Forst BW-Forstbezirksleiter Thomas Emmerich erklärt: „Schon der Name ‚Katzenbuck‘ verrät, dass hier mal Wildkatzen oder Luchse gelebt haben müssen. Und Katzen bevorzugen bekanntermaßen eher trockenere Gegenden.“ Schon bald soll auch hier ein zukunftsfähiger Eichenmischwald entstehen, der mit trockenerem Wetter gut zurechtkommt. „Wir wollen einen Wald für das Jahr 2200, der dem Klima angepasst ist“, so Emmerich.
Für dieses Ziel sollen jetzt im Frühjahr 8650 Bäume auf dem Katzenbuck neue Wurzeln schlagen können. Forst-BW-Mitarbeiter und weitere Helfer von Partnerbetrieben pflanzen dafür noch im April 350 Elsbeeren, 200 Speierlinge, 3600 Traubeneichen, 425 Hainbuchen, 1650 Spitzahorn, 2025 Winterlinden, 150 Eiben und 250 Nussbäume. Wobei die meisten der Nussbäume noch auf die Pflanzfläche bei Ühlingen kommen sollen.
Auch SÜDKURIER-Leser Gerd Bunjes aus Villingen ist dabei und pflanzt einige der ersten Bäumchen auf der neuen Pflanzfläche. Er hatte im vergangenen Jahr 7000 Euro in die Hand genommen, um das Projekt zu unterstützen: „Ich hatte dieses Jahr etwas mehr Geld übrig, und das wollte ich dann einfach für den Klimaschutz investieren“, erklärte Bunjes im Dezember seine Überlegungen gegenüber dem SÜDKURIER.

Förster hoffen auf nasskalten Sommer
Das Grundkonzept des Zeitungswalds ist laut Emmerich ein Novum. Denn Eichenmischwälder seien zwar in Weinbaugebieten oder unteren Schwarzwaldlagen durchaus schon länger vorhanden. In der Höhenlage von Ühlingen-Birkendorf gebe es diese bisher aber praktisch nicht.
Dabei spricht der Forst-Experte der Eiche eine weitere ökologische Besonderheit zu: Auf ihr würden besonders viele heimische Insektenarten leben. Zu den im Zeitungswald überwiegend vertretenen Eichen kommt eine sehr vielfältige Begleitpflanzung, zu der unter anderem die Elsbeere, Winterlinde, verschiedene Ahornarten und nicht zuletzt der Speierling zählen.

Damit die frisch gepflanzten Bäume auch überleben, brauchen sie vor allem eines: feuchten Boden. Zu wenig und zu viel Feuchtigkeit kann schaden. Denn direkt nachdem sie die Forstarbeiter in ihre neue Umgebung gesetzt haben, leiden sie unter einem sogenannten „Pflanzschock“, erklärt Thomas Emmerich. Die jungen Bäume müssten sich erst an ihre neue Umgebung gewöhnen, um robuster zu werden.
Im Gegensatz zu den allermeisten anderen Menschen hoffen die Förster deshalb auf einen nasskalten Sommer. Doch die Aussichten sind trübe: schon der März war im Vergleich zum vergangenen Jahr recht trocken. Glücklicherweise hat es vor der jüngsten Pflanzaktion ein wenig geregnet, was die Bedingungen für das Anwurzeln der noch jungen Bäume verbesserte.
30.000er-Marke fast erreicht
„Meine Idee, mit einigen mediterranen Baumarten wie etwa der Flaumeiche oder der Esskastanie zu arbeiten, scheiterte daran, dass der konkrete Boden im Zeitungswald für diese Baumarten nicht gut geeignet ist“, so Emmerich. Trotzdem: rund 25.000 der avisierten 30.000 Bäume sind dank des Engagements der SÜDKURIER-Leser finanziert, im Herbst soll es eine nächste Pflanzaktion geben.