Es war ein Politikerleben der Superlative: Siebenmal wurde Hansjörg Häfele für die CDU direkt in den Bundestag gewählt, er erlebte fünf Kanzler. Der frühere Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär ist bereits am 26. April gestorben. Er wurde 93 Jahre alt.
Sein Traumjob war eigentlich Landrat. Darauf arbeitete der 1932 im oberschwäbischen Uttenweiler geborene Lehrersohn zielstrebig hin. Nach dem Jurastudium in Tübingen schloss sich eines an der Verwaltungshochschule Speyer an.
1965 erstmals Abgeordneter
Doch dann kam es anders. Als Regierungsrat in Baden-Württembergs Innenministerium bot sich 1965 die Chance, für den Wahlkreis, der sich damals vom westlichen Zipfel des Bodensees bis in den Schwarzwald zog, als Kandidat der Christdemokraten anzutreten. Diese Chance nutzte der Jurist, der 1961 in die CDU eingetreten war.
Von Ludwig Erhard bis Helmut Kohl
Als Bundestagsabgeordneter fand Häfele, der sich immer als eine Stimme des Volkes verstand, seine Berufung. Seine außerordentliche rhetorische Begabung kam ihm nicht nur in unzähligen Debatten des Bundestags, sondern auch bei vielen Auftritten im heimischen Wahlkreis zugute. Um ein schlagfertiges Argument war er nie verlegen.
Fünf Kanzler erlebte Hansjörg Häfele, der zunächst in Ludwigshafen am Bodensee, dann in Bad Dürrheim lebte: Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl.

Einen anderen hätte er gerne im Bonner Bundeskanzleramt gesehen: Franz-Josef Strauß, den er gegen den Widerstand von Helmut Kohl unterstützte. Den Vollblutpolitiker Strauß schätzte Häfele außerordentlich. Doch der CSU-Mann erreichte 1980 gegen Helmut Schmidt nicht die absolute Mehrheit, und die FDP plädierte für eine Fortsetzung der sozialliberalen Koalition.
Der Finanzfachmann Häfele
Häfele war ein vehementer Gegner einer immer weiter steigenden Steuerlast und bekämpfte zudem die ausufernde Staatsverschuldung, seit 1978 als finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Als die Union wieder Regierungsverantwortung übernahm, stieg der promovierte Jurist 1982 zum parlamentarischen Staatssekretär bei Finanzminister Gerhard Stoltenberg auf. Einer von Häfeles finanzpolitischen Grundsätzen war, dass sich Leistung lohnen solle, ein Ziel der Steuerreform 1987.
Frau Ingeborg war wichtige Stütze
Häfele selbst würdigte auch immer die Rolle seiner Frau Ingeborg: Ratgeberin, kritische Wegbegleiterin oder Helferin vor Ort. Ingeborg Häfele war auch aus seinem politischen Leben nicht wegzudenken.
Rückzug im Jahr 1989
1989, nach einem Vierteljahrhundert, zog er sich von der großen politischen Bühne zurück. Bei öffentlichen Veranstaltungen in der Region und bei der CDU wurde er immer noch oft gesehen, doch große Würdigungen lehnte er zeitlebens ab. Er sei kein Freund übertriebener Ehrungen, pflegte er zu sagen.
„Kompetent und tatkräftig“
Die frühere Kreisgeschäftsführerin der CDU, Lucia Grießhaber, die selbst in einer Politikerfamilie groß geworden ist, begleitete Häfele schon seit Beginn seiner Karriere. Als Junge Unionistin – „ich war noch keine 18“ – engagierte sie sich schon bei Häfeles erstem Wahlkampf 1965. Er war „tatkräftig, kompetent, wollte einfach etwas bewegen“, erinnert sie sich.

Man habe unwillkürlich zu ihm aufgeschaut, nicht nur wegen seiner Kompetenz als Finanzfachmann, sondern weil er mit über 1,90 Meter auch relativ groß war. „Er war immer für die Bürger da“, beschreibt sie Häfele, nicht nur im Wahlkampf. Damals gab es noch die Frühschoppen, wo sich Häfele oft zeigte, berichtet sie. Bei politischen Diskussionen ging es hoch her, er sei nie um eine Antwort verlegen gewesen.
„Großer Politiker“
„Einer unserer großen Politiker aus dem Südwesten, der viel erreicht hat“, erinnert sich Villingen-Schwenningens CDU-Ehrenvorsitzender Heinz Härtge an ihn. Mit 58 Jahren trat Häfele nicht mehr an, bei einer Wahl wäre er ansonsten 1990 im ersten gesamtdeutschen Parlament gewesen.
Hansjörg Häfele wurde in aller Stille beigesetzt.