Tausende Fahrzeuge erreichen täglich Waldshut über den Ochsenbuckel. Vor allem während des Feierabendverkehrs stockt oftmals der Verkehr an der Anhöhe vor dem westlichen Ortseingang. Doch woher hat der Ochsenbuckel eigentlich seinen Namen. Wir haben beim Waldshut-Tiengener Stadtarchivar Ingo Donnhauser nachgefragt.

Ob es Ochsenkarren waren, denen der Straßenabschnitt zwischen der heutigen Liedermatte und dem Waldshuter Krankenhaus seinen Namen zu verdanken hat, dafür gibt es keine Belege. Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, denn die Anhöhe sei früher wesentlich steiler gewesen, weiß Ingo Donnhauser.

„Der Ochsenbuckel geht zurück auf einen Flurnamen – die Ochsenmatte“, erklärt Donnhauser, der seit 2013 das Archiv der Großen Kreisstadt betreut. Die Ochsenmatte wurde einst als Weidefläche genutzt. Der Name habe sich später auf den angrenzenden Hügel, auf dem die heutige Bundesstraße 34 verläuft, übertragen.

Oberhalb des Ochsenbuckels befand sich im späten Mittelalter bis in die frühe Neuzeit das sogenannte Leprosenhaus. Das Gebäude wurde 1321 erstmals erwähnt und dürfte laut Ingo Donnhauser von der Ordensgemeinschaft der Johanniter gegründet worden sein. Noch im 16. Jahrhundert waren dort Leprakranke untergebracht, die von einer sogenannten Siechenmagd betreut wurden, wie in dem Buch „Geschichte der Stadt Waldshut“ von Joseph Ruch nachzulesen ist.

Behandlungen im Siechenhaus

Nicht nur Leprakranke, sondern auch Menschen mit anderen ansteckenden Krankheiten wurden im Siechenhaus, wie die Einrichtung ebenfalls genannt wurde, behandelt. Zum Schutz der Waldshuter Bevölkerung befand sich das Gebäude außerhalb der Stadtmauern.

Das Leprosenhaus wurde aufgegeben, nachdem die tödliche Infektionskrankheit in Mitteleuropa auf dem Rückzug war. An seiner Stelle wurde in den 1780er-Jahren das Gasthaus zum Ochsen mit angeschlossener Brauerei eingerichtet, wie Ingo Donnhauser weiß.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Gasthaus zum Ochsen das Waldschloss, eine Gaststätte mit Brauerei, das später abbrannte und an gleicher Stelle im Stil eines Schweizers Chalets wiederaufgebaut und 1903 eröffnet wurde. Um 1920 ging es in den Besitz der Stadt Waldshut über, die hier verschiedene Schulen und letztlich dann die Waldschloss-Realschule einrichtete.

Zusammen mit den noch restlichen Brauereigebäuden wurde es Ende der 1970er-Jahre für 1,2 Millionen DM an den Landkreis Waldshut verkauft. Das Waldschloss wurde 1980 abgerissen, um Platz für das heutige Landratsamt Waldshut am Ochsenbuckel zu schaffen.

Dieser Artikel wurde erstmals am 27. August veröffentlicht.

Der Heimat auf der Spur

Die Namen von zahlreichen Plätzen, Orten, Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten werden im Alltag wie selbstverständlich benutzt. Warum sie so heißen, wissen die wenigsten. In unserer Rubrik „Der Heimat auf der Spur“ erzählen wir die Geschichte hinter ihren Namen.