Viel hat sich bei der früheren Wehrer Firma Kownatzki Premium Gears nach ihrem Umzug nach Albbruck verändert. Da prangt zum einen ein neuer Firmenname an der Fassade des Neubaus an der Bundesstraße 34: „KPG Rotating Solutions“.
Aber auch im Inneren gibt es Neues: Mit Dominik (38) und Manuel Ebi (37) ist zwischenzeitlich die nächste Generation der Eigentümerfamilie in die Geschäftsführung eingestiegen, nachdem Vater Günter Ebi im Jahr 2017 das seinerzeit kriselnde Unternehmen übernommen hatte.
Rund 5000 Quadratmeter groß und zwölf Meter hoch ist die neue Produktionshalle – kein Vergleich zum früheren Standort in Öflingen, wo zuletzt vier kleinere Hallenteile aus allen Nähten platzten. Mit der Übernahme der Familie Ebi ist KPG nun deutlich breiter aufgestellt. Günter Ebi brachte einen neuen Geschäftszweig ein, mit dem er sich in seinem früheren beruflichen Leben lange beschäftigte: dem Generatorenservice.

Wachstum durch Geschäftsfeld Generatorenservice
„Ein echter Wachstumsmarkt“, erklärt Manuel Ebi beim Rundgang durch die Produktionshalle. „Alle sieben bis acht Jahre werden Kraftwerksgeneratoren einer großen Revision unterzogen“, so Ebi. Dazu werden die Rotoren, die sich mit 3000 Umdrehungen pro Minute im Inneren der Generatoren drehen, ausgebaut und einer aufwendigen Prüfung unterzogen. Es werden mit modernster Technik feinste Haarrisse gesucht, Abnutzungen beseitigt, Einzelteile erneuert und die Elektrik auf Herz und Nieren überprüft.

„Wir können mit unseren Engineering-Lösungen die Lebensdauer der Generatoren um einige Jahre erhöhen“, so Ebi. Selbst nicht mehr verfügbare Ersatzteile könnten in der Fertigung nebenan in höchster Qualität hergestellt werden, sieht Ebi einen Vorteil der KPG. Angesichts der hohen Materialpreise ist dies für die Kraftwerksbetreiber wirtschaftlich vernünftig – und auch ein Beitrag zur Versorgungssicherheit, da ungeplante Kraftwerksausfälle minimiert werden können.
Tonnenschwere Rotoren werden generalüberholt
Rotoren aus ganz Europa und auch aus dem Mittleren Osten und Südostasien werden nach Albbruck verschifft, um sie hier einer mehrwöchigen Revision zu unterziehen. In der Halle ist in dem etwa 2000 Quadratmeter großen „Rotorshop“ Platz für bis zu mehrere große Rotoren, jeder über zehn Meter lang und bis zu 63 Tonnen schwer, die über den speziellen Schwerlastkran in der Halle bewegt werden können.

In Öflingen war gerade einmal Platz für einen einzigen, 50 Tonnen schweren Rotor, der zudem auch noch schwierig zu rangieren war.
Das Wachstum der KPG lässt sich deshalb nicht nur an Quadratmeterzahlen messen: Aus einst 90 Mitarbeitern sind seit dem Umzug 120 geworden. „Tendenz steigend“, so Ebi. Vor allem ist dies der Sparte Generatorenservice geschuldet, in der die drei Geschäftsführer auch in Zukunft viel Potenzial sehen.
Der Fachkräftemangel ist natürlich auch bei dem Albbrucker Unternehmen ein Thema. Die Ausbildung hat deshalb einen großen Stellenwert. Über 15 Auszubildende sind derzeit beschäftigt – Feinwerkmechaniker, Mechatroniker, Industriemechaniker, aber auch im kaufmännischen Bereich. Daneben gibt es eine Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach, , um junge Ingenieure auszubilden und ihnen Praxiserfahrungen zu geben.
Fertigung in höchster Präzision
Mit dem Neubau in Albbruck konnte auch das traditionelle Geschäftsfeld, die Fertigung von Zahnrädern, Getriebe- und anderen Bauteilen für den Maschinenbau, neu geordnet werden. „Unser Brot- und Buttergeschäft“ nennt dies Manuel Ebi. Allerdings: „Wenn der deutsche Maschinen- und Anlagenbau hustet, spüren wir das auch“, so der Geschäftsführer, der froh ist, mit dem Generatorenservice ein ergänzendes Standbein zu haben, durch den die Fertigung mit internen Aufträgen ausgelastet werden kann.
Auf rund 3000 Quadratmetern wird in der Fertigung mit höchster Präzision gesägt, gedreht, gefräst, verzahnt und geschliffen. Die meisten Aufträge seien Einzelanfertigungen oder kleinere Stückzahlen – überall, wo besonders eine hohe Qualität oder komplizierte Geometrie gefragt sei. Bis zu einem Durchmesser von zwei Metern können unter anderem Zahnräder gefertigt werden. „Eine Handvoll neue Maschinen“ habe man angeschafft, um den bewährten Maschinenpark zu ergänzen, so Ebi.

Dass die Dämpfe der Maschinen in der klimatisierten Halle abgesaugt werden, zählt zur Verbesserung der Arbeitsplatzqualität, aber dabei geht es nicht nur ums Wohlfühlklima. „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter ist uns ausgesprochen wichtig.“ Mit einer Sprinkleranlage, die im Brandfall aus dem benachbarten Brauchwassersilo gespeist wird, geht KPG auch bei der Sicherheit keine Kompromisse ein.
Kantine mit eigenem Koch
„Beim Neubau war uns Transparenz sehr wichtig“, erklärt Ebi die Architektur: Zwischen den Büros der Ingenieure und der Produktionshalle ist nur eine Glasscheibe. Alle Mitarbeiter sollen sich als gleichberechtigter Teil des Ganzen fühlen. „Wir wollen kein Silodenken“, so Ebi.
Jeder Angestellte, Besucher, Lieferant oder Kunde betritt das Firmengebäude durch denselben Eingang. Zu den besonderen Annehmlichkeiten des Neubaus zählt die betriebseigene Kantine, in der die 120 Mitarbeiter von einem eigenen Koch verköstigt werden.