Herr Bürgermeister Ragg, nach etlichen Schaumbädern in Ihren ersten beiden Amtsperioden scheint nun nach einem phänomenalen Fassanstich beim letzten Eschach-Festival und genauso beim Schabenhausener Bachfest das Trauma überwunden. Haben Sie inzwischen einen Fassanstich-Lehrgang besucht?

Tatsächlich habe ich jetzt den Dreh raus. Aber Spaß beiseite, zu Anfang meiner Amtszeit wurde mir ein solcher Kurs tatsächlich mal angeboten. Ich dachte, das muss jetzt nicht das erste sein, sicherlich gibt es diesen Lehrgang dann regelmäßig. Jedoch: Dem war nicht so. Aber inzwischen weiß ich ja auch, wo man hinkucken muss, ob der Dichtgummi richtig sitzt und auch der Schlegel fest auf dem Stiel. Als der sich einmal sogar vom Stiel löste und in hohem Bogen in die Zuschauer flog, ist mir‘s auch etwas mulmig geworden. Aber die von Ihnen erwähnten Fassanstiche sind auch aus meiner Sicht hervorragend gelaufen.

Nach nunmehr zwei Amtsperioden als Bürgermeister hat es Martin Ragg geschafft: Nach etlichen Schaumbädern bei den Fassanstichen zur ...
Nach nunmehr zwei Amtsperioden als Bürgermeister hat es Martin Ragg geschafft: Nach etlichen Schaumbädern bei den Fassanstichen zur Eröffnung bei Vereinsfesten hat er den Dreh raus, wie er beim Anstich zum diesjährigen Eschachfestival bewiesen hat. | Bild: Gerd Jerger

Zum politischen Tagesgeschehen: In Sachen Ortsumgehung Niedereschach steht immer eine Sperrung der Dauchinger Straße für den Schwerlastverkehr durch das Landesverkehrsministerium im Raum. Für die Betriebe im Ort, aber auch die ganze Region, verkehrspolitisch eine Katastrophe, so Ihre Aussage dazu. Wird Sie die Auseinandersetzung um die Ortsumgehung weiter umtreiben? Oder ist das Thema nach so vielen Jahren nun vom Tisch?

Unverändert steht das Thema in den nächsten Jahren sehr weit oben auf der Agenda. Die Südumfahrung ist die Lösung für die unerträglichen Zustände in der Dauchinger Straße und Voraussetzung, dass wir im Ortskern auch endlich verkehrsgestalterisch tätig werden können, weil uns dann ein Straßendreieck, Dauchinger Straße, Villinger Straße und die geplante Südumfahrung, zur Verfügung stünde. Im Moment haben wir nicht einmal die Möglichkeit, den Verkehr vernünftig umzuleiten, wenn etwa in der Villinger Straße Bauarbeiten stattfinden.

Woran hängt es?

Leider hat das Landesverkehrsministerium die Planung der Südumfahrung in den letzten Jahren blockiert. Nun hat allerdings Verkehrsminister Winfried Hermann angekündigt, der neuen Landesregierung im nächsten Jahr nicht mehr anzugehören. Damit steht nun die Hoffnung im Raum, dass sich da etwas ändert. Es macht sodann Sinn, eine neue Initiative zu starten.

Wie beurteilen Sie diese Bockade?

Immer wieder kommen Bürger auf mich zu und fragen, warum wir uns hier überhaupt mit dem „ignoranten Verkehrsminister“ herumärgern und nicht die 900 Meter Straße selbst planen und bauen. Hierzu muss man wissen, dass es nicht nur um die Frage von Zuschüssen oder darum geht, ob das Land diese Straße selbst, als Landesstraße, bauen müsste. Sondern darüber hinaus hat uns das Verkehrsministerium in den vergangenen Jahren deutlich gemacht, dass es diese Umgehungsstraße überhaupt nicht will. Und dabei nutzt das Verkehrsministerium etwa den Umstand, dass die Spange ja an die Landesstraße L 178 angeschlossen werden muss und dafür ist eben die Zustimmung von demselben Ministerium erforderlich. Für uns bleibt dieses Verhalten unbegreiflich. Die Verkehrssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger Niedereschachs mit dem Bau eines Straßenstücks von rund 900 Metern Länge herzustellen, muss doch einem Landesverkehrsminister wichtiger sein, als sich ständig damit zu brüsten, keine neuen Straßen zu bauen.

Ausgebremst wird auch der Fortgang in Sachen Glasfaserausbau. Einige sprechen gar von einem Standortnachteil. Aussage in der Info-Veranstaltung im Herbst 2024 war, dass der Ausbau des Glasfasernetzes im Kernort in mehreren Etappen durchgeführt werde, abhängig von Förderung und Bezuschussung. Und wenn alles gut laufe, können gegen Ende 2025, Anfang 2026 die ersten Glasfaseranschlüsse in Niedereschach genutzt werden. Nach neuestem Kenntnisstand kann dieser Termin wohl nicht eingehalten werden?

Wenn jemand Standortnachteile hat, dann sind dies diejenigen, die außerhalb des Schwarzwald-Baar-Kreises wohnen. Viele davon haben in den ländlichen Räumen momentan überhaupt keine Chance an ein Glasfasernetz zu kommen. Die schauen neidisch auf den Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar, den wir vor elf Jahren gegründet haben, weil Landrat Hinterseh und uns Bürgermeistern schon damals klar war, dass sich die großen Telekommunikationsanbieter beim anstehenden Glasfaserausbau im ländlichen Raum nicht engagieren werden. Und so ist es auch gekommen. Heute werden andere Bandbreiten benötigt, die die bestehenden Kupferkabel nicht bewältigen können. Jedoch: Es war und ist eine riesige Herausforderung für den Zweckverband, bei der überregulierten Bürokratie, die erforderlichen Zuschüsse von Bund und Land zu generieren, Ausschreibungen durchzuführen oder die Baumaßnahmen zu begleiten.

Wie geht es weiter?

Sicherlich nicht mit der Geschwindigkeit, die alle erhofft haben, aber wir kommen, auch in unserer Gemeinde, voran. Der Ausbau in Fischbach und Schabenhausen als bislang schlechtversorgteste Gebiete in der Gesamtgemeinde ist bald abgeschlossen und es geht weiter in mehreren Abschnitten in Niedereschach und Kappel. Übrigens, auch für mein Privathaus warte ich sehnsüchtig auf den Glasfaserausbau durch den Zweckverband. Zwar in der beruhigenden Gewissheit, dass dieser in den nächsten Jahren kommen wird. Aber auch mir bleibt nichts anderes übrig, als mich bis dahin in Geduld zu üben.

Bereits dieses Frühjahr hat Martin Ragg bekanntgegeben, dass er sich bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr für eine weitere ...
Bereits dieses Frühjahr hat Martin Ragg bekanntgegeben, dass er sich bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr für eine weitere Kandidatur, in diesem Fall die dritte, als Bürgermeister Niedereschachs bewerben wird | Bild: Gerd Jerger

Seit vielen Jahren gammelt das Haus Nummer 11 an der Dauchinger Straße vor sich hin. Hat denn die Gemeinde keine Möglichkeiten, diesen Schandfleck zu beseitigen?

Momentan sind wir dabei, erneut Kontakt mit der Eigentümerin des Anwesens, die ja nicht in der Gemeinde lebt, aufzunehmen und unser schon mehrfach bekundetes Kaufinteresse zu erneuern. Bislang wollte die Eigentümerin nicht einmal ein Kaufpreisangebot anhören, sondern beharrte darauf, das Anwesen nicht verkaufen zu wollen. Darüber hinaus stehen wir in Kontakt mit der Baurechtsbehörde beim Landratsamt. Nachdem nun ein Baukontrolleur vor Ort war und Auflagen erteilte, hat die Eigentümerin das Allernotwendigste wieder gerichtet und, wie in der Vergangenheit, auch wieder große Sanierungsmaßnahmen angekündigt; aber das glaubt natürlich niemand mehr. Der aktuelle Zustand des Hauses ist vom Eigentumsrecht gedeckt und daher besteht derzeit keine Möglichkeit für weitergehende Maßnahmen.

Ihr Sohn Nelson, bei ihrem Amtsantritt noch im Kindergartenalter, ist jetzt im Gemeinderat. Hat dies irgendwelche Auswirkungen auf ihren persönlichen und familiären Umgang mit ihm?

Wir haben in Baden-Württemberg eine einzigartige Konstellation dadurch, dass der Vater Bürgermeister und der Sohn Mitglied im Gemeinderat ist. Natürlich bin ich als Vater stolz, dass Nelson von den Bürgerinnen und Bürgern in unseren Gemeinderat gewählt wurde. Wir verstehen uns dadurch noch besser. Wir sind da beide durchaus in der Lage, Themen aus dem Gemeinderat von Privatem zu trennen. Zudem achte ich darauf, dass Nelson ausschließlich dieselben Informationskanäle zur Verfügung stehen wie allen anderen Gemeinderatsmitgliedern. Und das funktioniert auch.

Für die Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr, für die Sie ja bereits dieses Frühjahr Ihre Kandidatur für eine weitere Amtszeit angekündigt hatten, haben Sie sich für eine dritte Amtsperiode bestimmt schon wesentliche Ziele und Vorgaben gesetzt?

Ganz wichtig ist mir die weitere Stärkung von Bewährtem in unserer Gemeinde Niedereschach.

Wenn schon Sommerinterview, noch eine letzte Frage: „Berge oder Meer“? – Wo und wie verbringt Niedereschachs Bürgermeister mit seiner Familie den Sommerurlaub? Oder treten Sie da in die Fußstapfen Ihres Vorgängers und hüten stattdessen lieber das Rathaus?

In unserer Region ist es klar, dass man bei gutem Wetter auch mal in den Schwarzwald fährt und dort Tagesausflüge unternimmt. Die Nähe zum Bodensee nutzen wir ebenfalls gerne.

Fragen: Gerd Jerger