Sie wecken sofort den Beschützerinstinkt. In Brasilien gibt es seit geraumer Zeit einen Hype um die lebensecht gestalteten Reborn-Puppen. Die sind nicht zum Spielen für Kinder gedacht. Der sehr aufwendigen Herstellung solcher Exemplare hat sich die 53-jährige Magdalene Moosz verschrieben. Zwischen 40 und 50 Stunden wendet sie auf, bis eine Reborn-Puppe in feinfühliger Handarbeit fertig ist. Ende 2012 zog Moosz nach Pfullendorf. Die gebürtige Budapesterin lebte lange Zeit in Göppingen, ist verwitwet und hat zwei erwachsene Söhne. Heute lebt sie im Haus an der Stadtmauer, das sie von der Pfullendorfer Künstlerin Margot Bauer gekauft hat. Vor acht Jahren machte die gelernte Arzthelferin eine Ausbildung in der Altenpflege und arbeitete bis vor Kurzem in diesem Beruf.

Lebensechte Reborn-Puppe sind teuer

Und die fertigen Reborn Puppen.
Und die fertigen Reborn Puppen. | Bild: Sandra Häusler

„Ich habe Puppen schon immer geliebt, hatte als Kind viele verschiedene Puppen und war eine richtige Puppenspielerin.“ Beim Stöbern nach einem neuen Hobby stieß sie auf die lebensechten Reborn-Puppen, die im Internet zu hohen Preisen angeboten werden. Die Puppen erinnerten Moosz an die schöne Babyzeit mit ihren Söhnen.

Täuschend echt. Magdalene Moosz‘s erste handgefertigte Reborn Puppe. Von ihr könnte sich die Künstlerin nie trennen.
Täuschend echt. Magdalene Moosz‘s erste handgefertigte Reborn Puppe. Von ihr könnte sich die Künstlerin nie trennen. | Bild: Sandra Häusler

Sie fragte sich: „Kann man das nicht selbst machen?“ Daraufhin beschloss sie, für sich eine solche Puppe anzufertigen, besorgte Material und brachte sich mühsam alle Handwerkstechniken über YouTube-Videos und Bücher bei. „Dann war die erste Puppe fertig und ich war total baff.“ Puppe auf Puppe folgte. Im März 2024 stellte Moosz die erste Puppe auf einer Internetseite für Handarbeit und DIY-Produkte zum Verkauf ein, im September 2024 präsentierte sie ihre Puppen erstmals auf dem Kunsthandwerkermarkt in Emmendingen. Vom 5. bis 7. September 2025 hat sie einen Stand auf dem Kunst- und Handwerkermarkt in Tiengen.

Körperteile wie Kopf, Arme und Beine bestehen aus Soft-Vinyl

Am liebsten bemalt Magdalene Moosz die Puppen bei Tageslicht im Garten.
Am liebsten bemalt Magdalene Moosz die Puppen bei Tageslicht im Garten. | Bild: Sandra Häusler

In vielen Färbegängen trägt sie in ihrem Puppenatelier oder im idyllischen Garten bei Tageslicht die hitzehärtenden Ölfarben auf die Rohlinge auf und verleiht ihnen damit lebensechte Körperfarbe. Zwischen jedem Färbegang wird die Farbe im Backofen gehärtet. Mit einer Brillenlupe und einem feinen Pinsel für Nagelmodellage zeichnet sie die Fingernägelchen und Augenbrauen auf.

Mit einer Micro-Rootingnadel setzt sie die feinen Wimperchen und Kopfhaare – jeweils nur ein bis drei Haare pro Einstich. Sie sind aus Naturhaar der Angora-Ziege und werden innen verklebt. „Ich habe viel beobachtet und geübt, bis die Haare wie echt aussahen“, so Moosz.

Der Puppenkörper
Der Puppenkörper | Bild: Sandra Häusler

Der Flanell-Stoffkörper mit Gelenken fühlt sich weich an, er wird entsprechend dem jeweiligen Körper von Frühchen bis Kleinkind mit sterilisiertem Mineralgranulat aufgefüllt. Beide Beine und Arme müssen jeweils gleich schwer sein. Beim Zusammensetzen wiegt Moosz ständig, damit sich die Puppe auf dem Arm echt anfühlt.

Eine fertige Reborn Puppe
Eine fertige Reborn Puppe | Bild: Sandra Häusler

Die Körperteile und Kopf werden dann am Stoffkörper befestigt. Zum Schluss erhält die Reborn-Puppe eine Höschenwindel und Babykleidung. „Für mich ist das Faszinierende, wenn aus der Puppe Leben entsteht und ich feststelle: Jetzt ist es da.“ Einen Namen gibt die Hobbykünstlerin ihren Puppen nicht, das überlässt sie den neuen Besitzern. Sie fertigt auch keine Puppen nach Babyfotos an. Das findet sie befremdlich. Doch seitdem beobachtet die Puppenkünstlerin echte Babys mit ganz anderen Augen.