Wehr Kann etwas gleichzeitig das Gefühl von Wärme und Kälte vermitteln? Ja! Und es sind genau diese Eindrücke, die sich bei der Betrachtung von Ulla Margrafs Gemälde einstellen. Es ist eines von mehr als 100 Kunstwerken, die die etwa 40 Künstlerinnen und Künstler der Malschule Elena Romanzin in der Galerie des Alten Schlosses in Wehr ausstellen.
Es war die Mischung aus dem Glück des Moments und dem Auge für intensive Stimmungen, die Ulla Margraf an einem Januarabend in einem Foto einfing: Eine Winterlandschaft in Rickenbach-Strick mit viel Schnee, ein paar Bäumen und den Alpen, die entfernt und doch zum Greifen nah im warmen Abendlicht ihre unbeschreibliche Schönheit zeigten. Dieses Foto war der Beginn eines Weges, eines Prozesses, einer ganz besonderen Erfahrung, an dessen Ende jenes Bild steht.
„Ich kann mich noch an jedes Detail erinnern“, sagt Elena Romanzin und deutet die kahlen, filigranen Äste an, die erst durch die detailliert abgestimmte Farbgebung ihre Wirkung im Werk entfalten. Beide Damen lachen, Margraf erzählt von den Farbschichten, von den Farbmischungen. Letztere sind ein Element, welches der Kursleiterin besonders wichtig ist. Acrylbilder entstanden alle aus der Mischung der drei Grundfarben gelb, blau und rot, dazu weiß. Doch bis die Farben zum Einsatz kommen, ist es ein weiter Weg; einer der sich im fertigen Werk auszahlt; einer, in dem sich der Perspektive und den Proportionen schrittweise über Vorzeichnungen angenähert wird; einer, in dem die Wirkung des Spiels von Licht und Schatten bereits klar erkennbar wird.
Und so ist es im fertigen Bild etwa die Fläche eines blauen Streifens vor dem dunkler zu werden scheinenden Abendhimmel vor dem Übergang in die Nacht, der zusammen mit den gelb hervorgehobenen Lichtspiegelungen im Schnee und auf den Bäumen dieser Szene dieses Besondere, diese Ambivalenz verleiht. Unzählige Stunden Arbeit liegen darin und doch ist es „jedes Mal ein Glücksmoment“, wenn das Bild fertig ist, so Margraf – und diese stehen in einer langen Tradition, wie sie schmunzelnd erzählt: „Schon als kleines Kind sind meine Schreibhefte immer voll mit Zeichnungen gewesen.“
Deutlich kleiner, aber nicht weniger filigran und wirkungsvoll sind die Aquarelle von Beate Kneusslin. Die Schopfheimerin sorgt für Heiterkeit, als sie erzählt: „Am Anfang, wenn ich die Umrisse zeichne, sehen sie erstmal aus, wie Hamburger“ – dabei sind da drei bunte, aufeinandergestapelte und leuchtend plastisch gemalte Macarons zu sehen. Erst durch den Einsatz der Wasserfarben, ihrer unterschiedlichen Intensität und mit dem Lichtspiel wurde aus salzig quasi süß.
Die Ausstellung der Malschule Elena Romanzin ist noch bis zum 11. Mai zu sehen und kann auch in Führungen besucht werden.