Wehr Der eine wuchs im bürgerlichen Basel auf, der andere in einem russischen Dorf in der Steppe. Der eine drückte sich mit Worten, der andere in Bildern aus. Und mehr als 200 Jahre trennen die Kulturschaffenden. Aber beide sind Freigeister, und Inge Hemberger entdeckte noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen Johann Peter Hebel und Eduard Kasper.

Am Sonntag ging die Ausstellung des Wahl-Wehrer Künstlers Kasper in der Galerie des Alten Schlosses zu Ende. Viele Besucher hatten sich an seinen fantasievollen und farbenprächtigen Gemälden und den treffsicheren Zeichnungen erfreut, in denen er Allzumenschliches im Gewande gefiederter Freunde darstellt. Vor allem seine heitere Collage von und Hommage an Wehr, in der stadtbildprägende Gebäude in tänzerischer Bewegung festgehalten sind, fand Liebhaber.

Trotz schwüler Hitze fanden 14 Kunst- und Literaturfreunde den Weg zur Finissage. Auf sie warteten spannende Entdeckungen, denn Inge Hamberger hatte nicht nur die Werke Eduard Kaspers genau studiert, sondern auch Parallelen zu Hebels Werk entdeckt. Dank ihrer genauen Kenntnis des Oeuvres hatte sie ähnliche Motive und Lebensweisheiten gefunden, die heute aktuell seien wie eh und je.

„Als lebenslange Hebel-Freundin musste ich sie einfach mit dem Dichter in Verbindung bringen“, sagte Hamberger, und Eduard Kasper erhob keine Einwände. Während der Maler im Tier das Menschliche sieht, ist bei Hebel das Menschliche in die Natur eingebettet. Während der Dichter in hochdeutschen und alemannischen Worten „malte“, drückt Eduard Kasper seine ebenso humorvollen wie hintergründigen Visionen in Farben und Formen aus.

In der Ausstellung ist das Bild eines Wolfes zu sehen. Dazu wisse Johann Peter Hebel, wer sich unter Wölfen befindet, sollte besser nicht mit ihnen heulen, sondern höchstens ein oder zwei Mal bellen. Mit dieser Weisheit, die die Zeiten laut Hamberger überdauert, solange es Wölfe gibt, endete diese sehr nachdenklich stimmende Finissage.