Manuel Hagel hat sich Zeit genommen. Mehr als zwei Stunden diskutiert er in der Versandhalle der Firma Helios mit den etwa 150 Besuchern, die an diesem Donnerstagabend, 7. August, den CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2026 näher kennenlernen wollen.

Die Zuschauerreihen umschließen eine Art Manege – ein Format, das auch im Fernsehen immer öfter gewählt wird und das für größere räumliche Nähe zwischen Redner und Publikum sorgt. Über Hagel kreist ein roter Ventilator. Unter den Gästen ist auch der geschäftsführende Gesellschafter der Firma Helios, Gunther Müller.

Aus den Reihen des Publikums gibt es viele Fragen an den Kandidaten. Darüber dreht sich ein roter Ventilator – der dort allerdings immer ...
Aus den Reihen des Publikums gibt es viele Fragen an den Kandidaten. Darüber dreht sich ein roter Ventilator – der dort allerdings immer hängt. | Bild: Markus Schmitz

Wie es der gastgebenden Firma Helios geht

Müllers Rolle bleibt auf die des Gastgebers beschränkt. Am Rande der Veranstaltung berichtet er davon, dass die Krise der Bauwirtschaft auch Auswirkungen auf die Geschäfte des Ventilatorenherstellers hat, die Lage aber insgesamt ordentlich sei. Später am Abend erhält er noch Gelegenheit, mit Hagel persönlich zu sprechen. Was ihm unter den Nägeln brennt, will er aber nur seinem Gast sagen.

Konkreter wird derweil der Hauptredner des Abends, der dieser Tage durch Baden-Württemberg tourt, um sich und seine Sicht der Dinge bekannter zu machen. Am Vormittag schaute sich Manuel Hagel unter anderem mit Joachim Spitz die Babyklappe an und war zu Gast beim Eishockeyclub Wild Wings.

Zwei Stunden lang steht Manuel Hagel Rede und Antwort.
Zwei Stunden lang steht Manuel Hagel Rede und Antwort. | Bild: Markus Schmitz

Hagel setzt auf Optimismus statt Lamento

Von der großen Helios-Arena in die kleine: Hagel belässt es bei einem kurzen Einführungsvortrag, um dann die Fragerunde zu eröffnen. Der 37-Jährige versprüht Optimismus, ist sichtlich bemüht, das grassierende Lamento über die Politik mit einer positiven Gegenerzählung zu kontern.

In wilder Hatz geht es durch die Politikfelder. Schulpolitik, Brandmauer, kommunale Finanzen, Sozialpolitik, Künstliche Intelligenz, Autoindustrie – das Publikum hat viele Fragen an den Mann, der im kommenden Jahr Winfried Kretschmann beerben will.

Der Grünen-Politiker ist mittlerweile länger im Amt als Erwin Teufel – eine Scharte, die Hagel und seine CDU nun ausmerzen wollen. So recht überraschen kann Hagel keine der Fragen an diesem Abend. Routiniert, zuweilen engagiert, beantwortet er die Einlassungen, die von vier Seiten auf ihn einprasseln.

Hagel: Letztes Kindergartenjahr soll Pflicht werden

Etwa zur Bildungspolitik. Hagel setzt sich für ein verpflichtendes letztes Kindergartenjahr ein, um die Leistungsunterschiede der Kinder noch vor dem Schuleintritt zu nivellieren. Aus dem gleichen Grund fordern er und seine Partei einen Sprachtest zwei Jahre vor der Einschulung.

„Volle Konzentration auf die frühkindliche Bildung“, lautet seine Forderung, mit der er viel zustimmendes Nicken bei den Besucherinnen und Besuchern des Abends erntet. Ebenso für seine Forderung, zur verbindlichen Grundschulempfehlung zurückzukehren.

CDU-Kandidat kritisiert „ungezügelten Sozialstaat“

Aus Freiburg ist Finanzbürgermeister Stefan Breiter (CDU) nach Schwenningen gekommen, um die prekäre finanzielle Lage der Kommunen anzusprechen. Er sitzt neben VS-Oberbürgermeister Jürgen Roth (CDU), der bei dieser Frage wissend nickt.

Hagel macht deutlich, dass er die finanziellen Engpässe der Städte und Gemeinden vor allem durch überzogene Leistungsversprechen eines „ungezügelten Sozialstaates“ begründet sieht. „Der Staat ist mittlerweile an fast jeder Stelle überfordert“, sagt der CDU-Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag.

Das Bürgergeld sieht er kritisch („Ziel muss es sein, wieder in Arbeit zu kommen“), ebenso das „Bürokratiemonster“ Bundesteilhabegesetz, das die Teilhabe von Menschen mit Behinderung stärken soll.

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Hagel sieht Unterschiede zwischen AfD-Funktionären und AfD-Wählern

„Eigentlich reden wir viel zu viel über die AfD“, sagt Hagel. Doch auch er bleibt an diesem Abend nicht verschont, auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum einzugehen. Das leidige Thema mit der Brandmauer räumt er rhetorisch ab: „Wir brauchen keine Brandmauer, wird sind die Brandmauer“.

Der CDU-Politiker will zwischen den Politikern der AfD und ihren Wählern unterscheiden: Mit den Funktionsträgern in der Partei gebe es zu gut wie keine Gemeinsamkeiten, mit den Wählerinnen und Wählern der Rechtspopulisten aber sehr wohl.

Die Warnung der Rektorin der Hochschule Furtwangen

„Ich will jeden einzelne Wählerin, jeden einzelnen Wähler der AfD zurückgewinnen für die bürgerliche Mitte“, sagt der Christdemokrat.

Alexandra Bormann, Rektorin der Hochschule Furtwangen, verweist auf die Blasen in den sozialen Netzwerken mit ihren rechten Tendenzen, die es auch bei den Studierenden gebe. Die CDU müsse das im Auge haben. Im übrigen holt sie sich viel Lob ab. „Die Hochschule Furtwangen ist ein Juwel“, sagt Hagel.

Alexandra Bormann, Rektorin der Hochschule Furtwangen, wendet sich mit einer Frage an Manuel Hagel.
Alexandra Bormann, Rektorin der Hochschule Furtwangen, wendet sich mit einer Frage an Manuel Hagel. | Bild: Markus Schmitz

Hagels Lob des Verbrennungsmotors

Ebenso schwer wie die Bekämpfung der AfD und ihrer politischen Forderungen dürfte ein anderes Ziel zu erreichen sein: die baden-württembergische Autoindustrie zu alter Stärke zurückzuführen.

„80.000 Stellen im Automotive-Bereich fallen in den nächsten Jahren weg“, sagt Hagel mit Blick auf die Ankündigungen der Industrie. Er fordert, wieder mehr den Weltmarkt im Blick zu haben – und dort seien Verbrennungsmotoren nach wie vor sehr gefragt.

„Das Verbrennungsmotorenverbot muss weg“, fordert er, verweist auf das Potenzial synthetischer Kraftstoffe und erntet damit große Zustimmung im Publikum.

Viele Themen kommen an diesem Abend zur Sprache.
Viele Themen kommen an diesem Abend zur Sprache. | Bild: Markus Schmitz

Das Publikum hat viele Fragen

Nach etwa 100 Minuten ertönt ein Gong, der das Ende der lebhaften Fragerunde ankündigen soll. Doch der Gast aus Ehingen hat es nicht eilig, der Aufbruch muss noch warten. Die Basis hat viele Fragen, Hagel will keine offen lassen. Anerkennender Applaus beendet die Veranstaltung.