Das Wehratal hat sein heimliches Wahrzeichen wieder: Seit ein paar Tagen steht auf dem Hirschsprung wieder die lebensgroße Hirschskulptur, die schon vor drei Jahren für Schlagzeilen sorgte. Wie sie dort hingekommen ist und wer sie aufgestellt hat, ist bislang völlig unbekannt.

„Wir freuen uns“, sagte Bürgermeister Michael Thater in einer ersten Reaktion am Montag. Er war bereits vor drei Jahren einer der stärksten Fürsprecher, dass der Hirsch an seinem exponierten Standplatz bleiben darf.

Es war vor fast genau drei Jahren, als die Hirschfigur erstmals in der Öffentlichkeit in Erscheinung trat. Auf dem Hirschsprung, einem 30 Meter hohen und sehr markanten Felsen oberhalb der Wehra hatten Unbekannte die Figur Ende März 2016 montiert. Fachmännisch mit Seilen vertäut, die Füße in den Fels verschraubt. Das Echo auf die Aktion war geteilt: Große Teile der Bevölkerung waren begeistert von dem Hirsch, der den Hirschsprung nochmals aufwertete. Auch Bürgermeister Michael Thater begrüßte die Aktion. Der Hirsch sei ein wunderbarer Werbeträger für das Wehratal, so der Wehrer Rathaus-Chef.

Der Hirsch im Wehratal.
Der Hirsch im Wehratal. | Bild: Landratsamt Waldshut

Das Regierungspräsidium sah seinerzeit gar keine Chance für einen dauerhaften Verbleib der Skulptur. Aus naturschutzrechlichen Gründen, denn der Standort liegt in einem Staatswald, der als FFH-Gebiet geschützt ist. Die Felsnadel selbst stellt zudem ein nach Paragraf 30 Bundesnaturschutzgesetz und EU-Recht geschütztes Felsbiotop dar. Das Aufstellen der Hirschskulptur, noch dazu durch Verschraubung im Fels, verstoße damit gleich mehrfach gegen bestehende Schutzvorschriften, so die Behörde, die nach eingehender Prüfung den Abbau der Skulptur verfügte. Doch bevor die Behörde selbst tätig werden konnte, verschwand die Skulptur wieder – ein knappes Jahr, nachdem sie aufgestellt worden war.

Bild 2: Der Hirsch thront wieder über dem Wehratal
Bild: Obermeyer, Justus

Behördensprecher Markus Adler hatte mit der Abbauverfügung Anfang 2017 allerdings auch einen Kompromiss angekündigt: „Da das Regierungspräsidium auch ein Herz für Hirsche und ihre Fans hat, wird es die Stadt Wehr bei der Suche nach einem genehmigungsfähigen Standort für die Aufstellung eines Bronzehirsches im Wehratal unterstützen.“ Bürgermeister Michael Thater begrüßte dies seinerzeit: „Wir werden die Aktion aufgreifen und mittelfristig einen guten Standort für eine bleibende Figur finden.“ Statt einer Plastikfigur schwebte ihm aber eine Bronzeskulptur vor. „Wir wollten das weiterhin, mit den Vertretern der Naturschutzbehörden gestaltet sich das allerdings sehr sehr schwierig“, so Thater gestern. Weiterhin bleibe es das Ziel, sich mit den Vertretern des Regierungspräsidiums einig zu werden und hofft darauf, dass die Plastik bleiben darf. Das Abbauen des Hirsches stelle mit Sicherheit einen größeren Eingriff in die Natur dar als der Hirsch selbst.

Die Hoffnung auf eine Duldung des Hirsches durch das Regierungspräsidium ist allerdings unwahrscheinlich. Die Behörde teilte am Montagnachmittag mit: „Da sich die Rechtslage seither nicht geändert hat, wird die Forstverwaltung den Hirsch umgehend wieder entfernen lassen. Die Forstverwaltung ist weiterhin zu Gesprächen bereit, um einen genehmigungsfähigen Standort für den Hirsch zu finden.“

Bürgermeister Thater vergleicht die Aktion mit den „Fridays for future“-Demonstrationen, die Ministerpräsident Winfried Kretschmann als „symbolischen Akt des zivilen Ungehorsams“ bezeichnet hatte. Thater: „Das ist der zivile Ungehorsam de Bevölkerung der Stadt Wehr dagegen, dass man uns versucht, die Landschaft wegzunehmen.“

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