Wehr/Bad Säckingen (pro) Das recht seltene Fest der Gnadenhochzeit können am heutigen Samstag der Wehrer Ehrenbürger Paul Gräb und seine Frau Hanna feiern. Vor 70 Jahren gaben sie sich das Ja-Wort. Seit vielen Jahren leben die beiden in der Nachbarstadt Bad Säckingen. Weit über die Heimatgrenzen hinaus bekannt ist das Jubelpaar durch das Öflinger Haus der Diakonie, das eine stationäre Einrichtung für körperlich oder geistig behinderte Menschen ist, das zum Lebenswerk der Beiden wurde. Aber auch die von Paul Gräb ins Leben gerufene Kunstausstellungen wurden weithin bekannt.
Die Liebe zur Kunst, gepaart mit sozialem Engagement, sind beispielhaft und die vielen Ehrungen und Auszeichnungen waren für Paul Gräb ein Ansporn, bis ins hohe Alter gemeinnützig tätig zu sein. Die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Wehr, die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse, die Überreichung der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg waren Würdigungen seiner sozialen Arbeit. Auch Hanna Gräb wurde mit der Überreichung des Bundesverdienstkreuzes für ihre Arbeit gedankt.
Hanna Gräb kam 1926 in Bad Säckingen auf die Welt. Gleich neben ihrem jetzign Wohnhaus wohnte die Familie. Nach dem Besuch der Volksschule ging sie auf die Höhere Handelsschule, arbeitete im Gemischtwarenladen ihrer Tante, ehe sie in Neuwied die kaufmännische Fachschule absolvierte. Hier lernte sie dann auch ihren späteren Ehemann kennen.
Paul Gräb kam in Neuguinea auf die Welt. Sein Vater war Missionar. In Essen wuchs Paul Gräb dann auf und erlernte nach dem Schulbesuch den Kaufmannsberuf. Nach dem Abschluss besuchte er die Evangelistenschule. Nach dem Examen wurde er Jugendwart in der evangelischen Badischen Landeskirche und 1947 geheiratet wurde. Nach der Hochzeit wohnte die Familie in Bad Säckingen und später dann in Wehr-Öflingen. Drei Kinder machten die Familie komplett. Als Pfarrdiakon war Paul Gräb in der Trompeterstadt tätig, ehe er 1959 Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Öflingen wurde. Die Verbindung von Kunst und Kirche entstand fast schon aus der Not heraus.
Hanna Gräb stand für die musikalische Begleitung der Gottesdienste lediglich ein Harmonium zur Verfügung und für die Anschaffung einer Kirchenorgel fehlte das Geld. Aus dieser Lage heraus wurde die Idee geboren, mit Kunstausstellungen die Finanzen zu beschaffen und bereits nach der dritten Ausstellung konnte Hanna Gräb die Gottesdienste auf einer Orgel begleiten. Zum neuen Lebenswerk wurde das Öflinger Haus der Diakonie, das 42 Wohnplätze bietet. 1967 wurde der Diakonieverein gegründet, in dem Paul Gräb an der Spitze stand. 1985 konnte das Haus eingeweiht werden. Vor elf Jahren wurde die Hanna- und-Paul-Gäb-Stiftung gegründet. 1979 ging Paul Gräb in den Ruhestand.
Hanna Gräb ist immer noch Sopransängerin im evangelischen Kirchenchor Säckingen und spielt seit 50 Jahren Orgel. „Du meine Seele“ ist gesanglich ihr Lieblingslied. Gerne erinnert sie sich an die Zeit, wo sie mit einem Kinderchor im Wehr ein Musical aufführte.
Wenn das Jubelpaar zurückblickt, sind immer wieder Worte des Dankes zu hören. Bis vor wenigen Jahren meisterte Hanna Gräb den Haushalt noch selbst. Nunmehr wird sie von Pflegekräften unterstützt, über die sich Beide recht lobend äußern.
Die Gratulantenschar wird heute recht groß sein. Neben den Kindern, den neun Enkelkindern und den zehn Urenkeln werden sicherlich auch viele Freunde gratulieren, so auch die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter.