Wehr Das Fagott gilt als der Orchesterhumorist. Dass es mehr kann als lustig sein, das zeigten am Sonntag in der Stadthalle die vier Herren von Fagottissimo, zwei Orchestermusiker und zwei Professoren aus dem Raum Stuttgart. Die gestandenen Fagottisten Albrecht Holder, Marc Engelhardt, Frank Lehmann und Michael Roser brechen bei diesem Programm eine Lanze für dieses Instrument; sie beherrschen es rhythmisch und tonlich-musikalisch aus dem Effeff. Wenn ein Fagott schon so etwas wie der Humorist im Orchester ist, wie klingen dann erst vier Fagotte? Ein Klangvergnügen hoch vier! Wie sagte doch Holder, der auch durchs Programm führte, als er das heitere Scherzo und vergnügliche Finale in Allan Stephensons Divertimento ankündigte: „Fagott spielen, hat auch immer mit Vergnügen zu tun“. Aber Vergnügen allein reicht nicht, wenn auch im zweiten Teil der Spielwitz deutlich hervortrat. Man muss sicher auch alle Charaktere, die das Fagott ausmachen, darstellen können. Erst dann gibt es so etwas wie „fagöttliches“ Vergnügen. Die vier Herren hatten die souveräne Technik und das richtige Händchen für das Leichte und das Schwere und ließen sich gekonnt von den unterschiedlichen Temperamenten der Stücke leiten.

Das Programm reichte von Originalkompositionen bis zu Bearbeitungen und Raritäten, ging also quer durch den Fagottgarten von Barock, Klassik, Moderne bis hin zu Unterhaltungsmusik. Dass sie dieses umfangreiche Repertoire können und sowohl das Ernsthafte, Virtuose wie auch das Unterhaltsame ihre Sache ist, führten die vier Meisterfagottisten brillant vor. Etwa bei der Figaro-Arie aus dem „Barbier von Sevilla“ von Rossini, im humoristischen Scherzo von Prokofjew, in Auszügen aus der Verdi-Oper „Attila“ oder in einer auf vier Fagotte maßgeschneiderten Tanzsuite des Filmkomponisten Hans Posegga („Die Sendung mit der Maus“) bis hin zur berühmtesten Zirkusmusik, dem eigentlichen Militärmarsch „Einzug der Gladiatoren“ des „böhmischen Sousa“, Julius Fucik, der spontan zum Schluss des Programms umdeklariert wurde als „Auszug der Fagott-Gladiatoren“.

Dazwischen gab es noch den Ragtimedance des „Königs der Ragtimes“, Scott Joplin, und ein wie alles an dem Abend delikat gespieltes Medley der berühmten Melodien der Glenn Miller-Story. In Wehr zeigte sich das Fagott nicht von seiner komischen, sondern von seiner besten Seite.