Wenn Markus Liehr auf sein Arbeitsgerät steigt, muss man selbst als hochgewachsene SÜDKURIER-Mitarbeiterin den Kopf in den Nacken legen: Der gelb-schwarze Holzvollernter ist stolze vier Meter hoch und zehn Meter lang. Aber trotz seiner rund 29 Tonnen bewegt sich der Riese mit der Motorsäge fast schon leise durch den Wald.

Nur ein Schild über die ganze Breite des Waldweges warnt vor der Gefahr, auf das laute Schrillen der sonst üblichen kleinen Motorsägen wartet man vergebens. Das Krachen der Bäume und die markanten Geräusch der Hydraulik verraten aber trotzdem, dass hier gearbeitet wird.
Greifen, drehen, heben, messen, markieren und schneiden kann der Arbeitskopf des Vollernters – und das bis zu einem Stammdurchmesser von rund 65 Zentimetern. Damit sei das Gerät einer der Großen seiner Art, so Liehr mit deutlichem Besitzerstolz – mit das größte Modell, das noch ohne Begleitfahrzeug auf den Straßen unterwegs sein darf. Seit 20 Jahren arbeitet Liehr bereits mit dem Vollernter, sowohl am Hochrhein als auch im Elsass.

Um den Schaden für den Waldboden gering zu halten, nutzt Markus Liehr die Rückegassen – festgelegte Schneisen im Wald. Die Zweige der gefällten Bäume bieten einen zusätzlichen Schutz, wenn der Vollernter mit seinen rund 70 Zentimeter breiten Reifen durch den Wald rollt. Eine besondere Zusatzausstattung kommt aus der Schweiz: Die Traktionswinde arbeitet synchron mit dem Motor und sorgt dafür, dass die Reifen auf dem weichen Boden nicht durchdrehen. So kann Liehr bis zu einem Gefälle von 70 Prozent sicher arbeiten.
Von der Rückegasse aus greift der Arm mit dem Arbeitskopf bis zu zehn Meter in den Bestand hinein und fällt so auch ungünstig stehende Bäume. Aber das Ungetüm ist nicht nur schnell: Liehr hat von Stadtförsterin Swantje Schaubhut bereits die gewünschten Maße und Mengen an Holz bekommen und eingespeichert. Dank der Messinstrumente im Greifarm kann diese Liste passgenau abgearbeitet werden, Liehr sieht alle Informationen auf einem Display im Fahrerhaus. „Gerade aus schwachen Beständen kann man mit dem Vollernter mehr herausholen“, freut sich Schaubhut.

Vollernter kommen ursprünglich aus Finnland und durchforsten dort große Waldflächen in kürzester Zeit. Auf dem Dinkelberg geht es aber um die effiziente Holzernte und die Sicherheit der Waldarbeiter, erklärt Schaubhut: Schneebruch und kleinere Bäume können so noch verwertet werden. In ein bis zwei Minuten ist der Baum gefällt, entastet und zugeschnitten. Ein Waldarbeiter würde dafür 15 bis 20 Minuten brauchen, so Schaubhut. „Der Vollernter wird eingesetzt, wenn das Holzmachen sonst zu zeitaufwendig und damit ineffizient wäre.“
Gearbeitet wird im Team: Markus Liehr fällt die Bäume und legt die Stämme entlang der Rückegassen ab – Uwe Heitz mit seinem Forwarder sammelt die Stämme später ein und stapelt sie feinsäuberlich auf. Mit 35 Tonnen Gewicht ist dieses Rückefahrzeug sogar noch etwas größer als der Vollernter. Mit dem Greifarm kann Heitz die Stämme aufsammeln, bis zu 18 Tonnen Zuladung sind auf diesen Fahrzeugen möglich.