Herr Erb, Sie spielen in der neuen Comedy-Serie „Tschappel“ rund um Carlo, der nach dem Abi erwachsen werden will, Bauer Pius. Acht Folgen gibt es in der ZDF-Mediathek zu sehen. In welcher Folge haben Sie Ihren ersten Auftritt?
Valentin Erb: Ich komme in den Folgen 4, 5, 6 und 8 vor.
Wie würden Sie Pius beschreiben?
Valentin Erb: Er ist ein Jungbauer, wenn man 35 Jahre noch jung nennen kann. Er ist pragmatisch und wortkarg, aber auf eine gewisse Weise auch schlagfertig. Es gibt eine Szene, in der er mit dem Blabla, einem vom Hauptcast, einem Bauern, einen Kuhhandel macht. Sie verkaufen Gülle, Sand und Wasser hin und her. Sie sind so bauernschlaue Typen, die sich gegenseitig aus der Reserve locken. An anderer Stelle haut er auf einem Begräbnis die Sprüche nur so raus. Und auf jeden Fall gibt es noch Geheimnisse in der ersten Staffel.
Heißt das, die Zuschauer sehen voraussichtlich noch mehr von Ihnen?
Valentin Erb: Ich hoffe, dass es eine zweite Staffel geben wird. Mich würde interessieren, was es noch an Pius zu entdecken gibt.
Sie stammen aus Mimmenhausen. Gedreht wurde quasi in Ihrer alten Heimat, in Oberschwaben.
Valentin Erb: Ja, in Zußdorf bei Ravensburg und in Illmensee.
War das für Sie spannend?
Valentin Erb: Ich habe mich voll gefreut. Mittlerweile lebe ich mit Familie in Ulm. Davor habe ich in Berlin studiert, dann in Braunschweig gearbeitet, in Dessau und in Augsburg. Ich bin also viel unterwegs gewesen und ich fand es wirklich luxuriös, mit der Regionalbahn zum Arbeiten zu fahren. Einen echten Job so vor der Haustür auf Schwäbisch zu machen, da, wo man herkommt, das fand ich sehr schön. Es war wirklich ein Volltreffer, eine tolle Rolle.
Sie haben an der Universität der Künste in Berlin Schauspiel studiert. Wie kam das?
Valentin Erb: Ich bin als Jüngster von vier Jungs in Mimmenhausen aufgewachsen. Ich glaube, dass es da immer sehr viele kreative Strömungen gab. Im familiären Aufwachsen war auch viel Musikalisches dabei, was ich jetzt noch mache, Musik und ein Bandprojekt. Theater hat mich immer fasziniert, aber ich habe nie eine AG verfolgt. Das Schauspiel wurde nicht in meiner Kindheit angelegt. Mir wurde aber einmal gesagt: Wenn der eine Schauspielausbildung bekommt, dann ist was los. Ich habe mich dann dahin bewegt, aber ich habe Zeit gebraucht, um drauf zu kommen, um mich dahin zu trauen.
Was sagen Eltern, wenn man zu Hause von solch einem Studienwunsch erzählt?
Valentin Erb: Sie haben sich da schon gefreut. Immer ein bisschen besorgt sind sie natürlich auch, ob das alles hinhaut. Aber es gab niemanden, der da irgendwie Steine in den Weg gelegt hätte. Ganz im Gegenteil.

Inzwischen haben Sie Theater gespielt und waren in Filmen zu sehen. Produziert haben Sie ebenso. Haben Sie ein Ziel, das Sie gern erreichen würden? Die Rolle des Tatort-Kommissars oder eine große Rolle auf der Bühne zum Beispiel.
Valentin Erb: Kommissar wäre rein wirtschaftlich luxuriös. Da hat man seine ein, zwei Drehs im Jahr und hat erst mal seine Ruhe. Aber es gibt so viele. Eine schöne Rolle in einer tollen Serie oder in einem Kinofilm wäre schön. Bei sich zu bleiben und trotzdem vorwärtszukommen, ist das Ziel. Zu Studienzeiten habe ich so große Bühnen, sag ich mal, vergöttert. Das ist aber eine andere Karriere. Es ist ein komplexes Thema.
Was steht als Nächstes bei Ihnen an?
Valentin Erb: Zurzeit bereite ich mich mit meiner Band vor. Wir sind mitten im Proben. Wir gehen dieses Jahr noch ins Studio und spielen Live-Konzerte unter anderem auf dem Obstwiesenfestival in Ulm. Unsere Band heißt Motel Erb. Der Traum, Musik zu machen, ist eigentlich noch älter als die Schauspielerei. Motel Erb ist Indie-Pop und wir singen auf Deutsch. Ich bin schon sehr gespannt, wie das wird. Es hält einen wach und ist aufregend, an unterschiedlichen Projekten arbeiten zu können.
Wie alt sind Ihre Kinder? Haben die schon mal etwas von Ihnen gesehen?
Valentin Erb: Ja, sie sind sieben und bald fünf Jahre alt. Ich habe am Ulmer Theater den Sheriff von Nottingham in Robin Hood gespielt. Für den Kleinen war es damals zu aufregend. Aber der Große hat das gucken können und war begeistert.
Ist es schwer als Familienvater, wenn es ums Reisen geht?
Valentin Erb: Ja, das finde ich schon schwierig. Letztes Jahr hatte ich zwei Produktionen in Darmstadt, da war ich zweimal sechs Wochen immer unter der Woche weg. Das tut schon weh und es wird ein hohes Maß an Flexibilität gefordert, von allen Beteiligten. Das hat seine guten und seine schlechten Seiten. Dabei strukturiert zu bleiben, ist eine hohe Kunst.
Letzte Frage. Weshalb sollte man die Serie „Tschappel“ schauen?
Valentin Erb: Weil sie wirklich sehr schön und detailliert gemacht ist. Sie sieht gut aus, sie ist ansprechend. Dann finde ich sie aber auch inhaltlich total schön. Sie hat ein tolles Drehbuch und einen guten Cast. Ich glaube, dass sie viele Menschen gleichzeitig abholen kann. Das habe ich bei der Premiere gemerkt. Ich hatte immer das Gefühl, dass die unterschiedlichsten Reaktionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten kamen. In gewisser Weise ist es der Auftrag von Stücken. So war Theater früher. Da sind Karren ins Dorf gekommen und alle haben das Stück geguckt.